rungswesen entscheidend beeinflußt haben. Die 7,5 m
hohe Ringmauer, die Bockfließ umgibt, ist mit Zinnen
und Schlüsselscharten versehen, aus denen Gewehre den
breiten Graben unter Feuer halten konnten, und auch
vom Dachboden des Hauptgebäudes aus ließen sich
leichte Geschütze gegen den Feind richten. Besonders
merkwürdig ist die starke Böschung der Mauern des
dreigeschossigen Wohngebäudes. die im Erdgeschoß eine
Dicke von fast ßl-m haben; sie sollten Schutz gegen
Minenangrifle bieten und außerdem die Beschießung
eines etwa in das Mauergeviert eingedrungenen Fein-
des von oben herab ermöglichen. Den lirontflügcl des
Baus bekrönte ehedem ein vierkantiger Turm, der im
Türkenjahr 1683 zerstört und danach nicht wieder cr-
richtet wurde. Dafür kam am Ende des 18. Jahrhunderts
das Dachgeschoß in seiner heutigen Form mit den teil-
weise blinden Rundfenstern hinzu, das die ursprüngliche
Zinnenbekrönung ersetzt. Das Innere dieses mächtigen
der Verteidigung; trotz der Umgestaltung der March-
egger Burg zu einem barocken Schloß hat die Anlage
an der Nordseite bis in unsere Zeit das stämmig wehr-
hafte Aussehen bewahrt, das dem ganzen turm- und
mauerverstärkten Bau im letzten Drittel des 17. jahr-
hunderts eigen war.
Georg Matthäus Vischer hat in seinem berühmten
topographischen Werk von 1672, „Topographia archidu-
catus Austriae inierioris. Conterfce und Beschreibung
aller Stätt, Clöster und Schlösser, wie sie anietzo stehen
im Erzhertzogthum unter der Enns", neben zahlreichen
anderen auch die hier erwähnten Schlösser abgebildet.
Aber wenig später wandelt sich das Gesicht dieser Bau-
ten, aus den alten Burgen werden Schlösser im eigent-
lichen Sinn des Wortes; eine neue Epoche beginnt am
Ende des 17. Jahrhunderts, die Epoche des österreichi-
schen Barocks. Von ihr und ihren Bauten und Umbauten
im Marehfeld soll ein anderes Mal die Rede sein.
Baublocks birgt eine Überraschung: einen schönen Re-
naissancehof, dessen Arkaden in zwei Geschossen den
engen Raum umziehen und die Mauermasse aullockern.
Das sind diejenigen unter den Marchfeldschlössern, die
den Charakter einer Zeit, in der die Burg ehen vorab
Verteidigungsanlage und Befestigung war, verhältnis-
mäßig unverändert bis heute bewahrt haben. Andere
wieder sind längst zerstört oder wurden spiiterhin um-
gebaut. Fast alle aber verdanken ihren Ursprung den
beiden Flüssen, die das Marchfeld im Süden und Osten
umschließen: der Donau, die seit je wichtigster Ver-
kehrs- und Handelsweg nach dem Osten war, und der
March, die als Grenzfluß stets eine bedeutende Rolle
gespielt hat. Eekartsau etwa, in dessen Namen ja schon
die stromnahe Lage anklingt, war in seiner alten Form
eine Wasserburg, die sich das Gewirr der schützenden
Nebenarme der Donau zunutze machte; vierflügelig wie
auch die spätere barocke Anlage des 18. Jahrhunderts, in
die auch der Nordteil der alten Burg eingegangen ist.
Von einer anderen Burg, Graienweiden, die nahe dem
heutigen Niederweiden, also gegen die March zu, lag,
ist jetzt kaum mehr eine Spur zu sehen; sie hatte einst
den Donauübergang bei Deutsch-Altenburg wie auch die
alte Ungarnstraße über die March zu schützen. Eine
Grenzbefestigung gab es im Mittelalter auch in Markt-
hof an der March; ihre Nachfolgerin, die Vesle llof
aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts, sollte später den
Kern des Prunkbaus von Schloßhof bilden, der im Aul-
trag des Prinzen Eugen von Savoyen entstand. Auch
die Gründung des Böhmenkönigs Ottokar Przemysl,
Marehcgg, diente mit ihrer Burg dem Grenzsehutz und
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1 Schloll Sachsengang im Marehlield.
(Kupferstich von (jcurg Matthäus Vischer.)
2 Schloß Saehsengang, Ansicht von Westen.