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lerische Gestaltung des Hügels, auf dem sich Schloßhof
erhebt: mit teilweise bastionartig gebildeten Terrassen
ließ Hildebrandt den weitläufigen Park zum Marchuler
abfallen und gliederte ihn nach der Sitte der Zeit mit
Treppen und Gittern, mit beschnittencn Bäumen und
Hecken, mit Lauben und Beeten, mit Brunnen und Sta-
tucngruppen. So wurde auch die unmittelbare Umge-
bung des Gebäudes in jenen Rahmen eingeschlossen, der
für die Einrichtung und Ausstattung seines Inneren galt.
Welcher Art dieses Gesamtthema war, läßt sich heute
noch an den Bildthemen (Jagd, mythologische Szenen)
der wenigen erhaltenen Stuckdecken und Kamine in ein-
zelnen Räumen erraten.
Prinz Eugen konnte sich dieses Landsitzes nur mehr we-
nige Jahre erfreuen. Etwa zwei Jahrzehnte nach seinem
Tod erwarb Kaiserin Maria Theresia Schloßhof und ließ
es (um 1760) vergrößern: der zweigeschossige Bau Hilde-
brandts, dessen Aussehen uns durch zwei Gemälde Cana-
lettos im Kunsthistorischen Museum überliefert ist, er-
hielt ein drittes Geschoß sowie einen Balkon an der
Gartenfront, und die ehemals glatten Wandfelder wur-
den durch Lisenen und Pilaster gegliedert. Diesem
theresianischen Umbau folgte Ende des 19. Jahrhun-
derts die Adaptierung des Schlosses zu einem Reitlehr-
institut der k. u. k. Armee; dabei erfuhr zwar die archi-
tektonische Gestalt keine Veränderung, aber die Ein-
richtung und die meisten Gitter des Parkes, die zu den
hervorragendsten Schmiedekunstwerken ihrer Zeit ge-
zählt hatten, wurden entfernt und in andere kaiserliche
Schlösser gebracht. Durch die Zerstörungen des letzten
Krieges ist Schloßhof in einem Zustand, der die Bun-
desgebäudeverwaltung zwingt, es für die allgemeine Be-
sichtigung zu sperren; einzig die im Jahre 1956 vom
Bundesdenkmalamt restaurierte Schloßkapelle ist zu-
gänglich und vermittelt einen Eindruck der einstigen
glanzvollen Ausstattung des Baues. Diese Kapelle mit
dem Altarbild von Francesco Solimena ('1657, 1' 1747)
und dem 1725 vollendeten Kuppelfresko von Carlo Car-
lone ("' 1686, 1' 1775) wurde als Gegenstück zur Schloß-
einst gleichkam.
Diejenige Schöpfung Johann Lukas v. Hildebrandts, die
zwar auch die Spuren der zerstörenden Zeit, aber wenig-
stens keine nachträgliche Umformung der künstlerischen
Gestalt aufweist, ist der Gartcnpavillon des Schlosses
Obersiebenbrunn, das um die gleiche Zeit wie Schloßhof
als Geschenk Kaiser Karls VI. in den Besitz des Prinzen
Engen kam. Das aus dem 17. jahrhundert stammende
Schloßgebäude wurde damals gleichfalls in barocken For-
men umgestaltet, vor allem aber errichtete Hildebrandt
in dem großen Park dahinter ein Gartenhaus in zarten,
leichten Formen. Es bildet das Zentrum der sternförmig
angelegten Gartenwege, gegen die hin je eine Fenster-
oder Türöffnung blickt, zugleich aber, dank seiner ellip-
tischen Form und der Gestaltung des Daches, bietet es
gegen das Schloß zu eine regelrechte Sehauscitc. Bei
der Ausstattung dieses Pavillons unterstützte den Archi-
tekten ein Maler, der auch sonst mit ihm zusammen-
arbeitete: jonas Drentwett aus Augsburg ("' um 1650,
T um 1730) malte hier an Wänden und Decke verschie-
dene mythologische Gestalten und Groteskenmotive, die
sich auf die Jahreszeiten und den Genuß des Landlcbens
beziehen. Leider sind auch diese Fresken wie das Äußere
des Gartenhauses in einem bcklagenswcrtcn Zustand;
eine Restaurierung und Sicherung durch Verglasung der
Fenster und Türen wäre dringendes Erfordernis und
würde dem gern besuchten Pavillon neue Anziehungs-
kraft verleihen.
Endlich ist noeh des Schlosses in Marchegg zu gedenken,
das sich heute, dank der Zusammenarbeit von Stadt-