sein. Auch Fingerringe stellte man
daraus her, denen man die Eigen-
schaft zuschrieb, den Träger bei
großen Angstzuständen vor Herz-
schlag zu schützen, indem dafür
der Ring zersprangl). Sogar das
Blut des erlegten Tieres mußte
aufgefangen und in irdenen Ge-
schirren im Backofen gedörrt
werden, um es dann an die fürst-
erzbischöfliche Hofapotheke in
Salzburg senden zu können.
Die Erzbischöfe von Salzburg
waren damals ja auch die Herren
des Zillertales, in dessen hinter-
stem Teil i der Gungl und der
Floiten i die Steinböcke gehegt
wurdenl). 1584 waren die Jagd-
rechte in diesem Gebiet von den
Keutschachern, die sich der XVild-
diebe nicht mehr erwehren konn-
ten, an Erzbischof Johann Jakob
Kuen-Belasy abgetreten worden.
Der Erzbischof vervierfachte die
Zahl der Jäger, ohne dadurch die
Verminderung der Steinböcke
durch Xxfildschützen verhindern
zu können. Diese kamen einzeln
und in Rotten auch aus dem
Tirolischen in die Floite und
(iungl, um der so kostbaren und
heilkräftigen Jagdbeute habhaft zu
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werden. Zahllose Strafmandate
wurden in den Orten angeschlagen,
in denen jeder, der mit einer Büch-
se im Revier angetrotfen wurde,
als vogelfrei erklärt wurde. Bei
Gefangennahme drohte ihm die
peinliche Befragung (Tortur), Haft
auf der Festung Hohensalzburg,
auch jahrelange Schanzarbeit in
Fußeisen oder sogar Verschickung
nach Venedig (ialeeren-
strafe 3).
Im Jahre 1669 bringt das Obrist-
jägerarnt Beschwerde vor, daß die
„XVildl sich in die hochfürstlichen
Gjaidter einschleichen und gar mit
Nebelkappen und anderer Ver-
stellung", um sich hicclurch un-
kenntlich zu machen. Die „schad-
lichen Bösewichter" dezimierten
den Bestand so stark, daß man sich
1694 entschließt, die ganze Stein-
bockkolonie zu fangen und in das
dreißig Kilometer südlich der Stadt
Salzburg gelegene Tennengebirge
zu übersiedeln. Neunzig der
schwindelfreiesten Jäger werden
ausgeschickt, die Tiere zu fangen.
Es gelang nur mit großen Kosten
und Verlusten an Tieren. Die
Jäger erhielten pro gefangenen
Steinbock vier Reichstaler Beloh-
ZU!"