Antonio Pordenonc,
Auferweckung des Laznrus durch Christus
Antonio Pordenone,
Auferwcckuug des Lazarus durch Christus, Dcmi
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scheinbar unauffällige Tatsachen, die im Laufe der kunsthistorischen
Arbeiten festgestellt wurden. Wichtig war z. B. die Erkenntnis, daß
bedeutende Vertreter der tschechischen Malerei des 18. Jahrhunderts,
die keine Möglichkeit hatten, im Ausland zu studieren, mit der Ente
wicklung der europäischen Kunst gerade deshalb Schritt halten konnten,
weil sie noch die Gelegenheit hatten, die großen Werke der Welt?
malerei direkt in Böhmen kennenzulernen. Peter Brandl hatte als
Schüler K. Schröders, eines Malers, der sonst unbedeutend, am Aus
gang des I7, Jahrhunderts jedoch Inspektor der Bildergaletie auf der
Prager Burg war, Gelegenheit, von Jugend auf die großen Werke von
Weltruf kennenzulernen, die sich auf der Burg befanden. Die Kenntnis
dieser Werke kann man bis heute an seinen Bildern erkennen. Das
regte zu Überlegungen und Llntersuchtingen an.
Eine der wesentlichsten Anregungen für die gegenwärtigen Forschungs,
arbeiten war das Studium der alten lnventare der Burggalerie. Diese
Verzeichnisse, deren Glaubwürdigkeit an hervorragenden Werken
überprüft wurde. die heute im Wiener Kunsthistorischen Museum
und in der Dresdner Gemäldegalerie verwahrt werden, richteten die
Aufmerksamkeit auf eine wichtige, bisher aber übersehene Tatsache:
auf der Prager Burg gab es im 18. Jahrhundert viele Bilder. die heute
weder in Wien noch in Dresden feststellbar sind und deren Schicksal
bisher unbekannt geblieben ist. Dasselbe ging aus dem unmittelbaren
Studium einiger Bilderfolgen hervor, die aus Prag nach Wien und
Dresden gelangten und gegenwärtig im Vergleich mit den Prager
Verzeichnissen des 18. Jahrhunderts tmvollstiindig sind. Der Unter
zeichnete bemerkte schon vor einiger Zeit, daß aus dem Zyklus von
10 Veronese-Bildern, die verschiedene Themen aus dem Neuen und
Alten Testament darstellen und im Jahre 1718 auf der Prager Burg
registriert wurden, nur 8 Werke nach Wien gelangten, von denen
eines später in den Besitz der Nationalgalerie in Washington überging.
Die übrigen zwei Bilder wurden als verloren bzw. verschollen betracha
tet. lis drängte sich daher die Vermutung auf, daß sie unbeachtet an
ihrem ursprünglichen Platz auf der Prager Burg geblieben sein könnten.
Die in diesem Jahr durchgeführte Untersuchung bestätigte eine solche
Annahme. Nicht weniger beeindruckt war der Verfasser dieses Bei
trags schon vor Jahren von dem bmstand, daß in einer Bilderfolge
von Domenico Fetti, die die einzelnen Gleichnisse behandelt und im
18. Jahrhundert aus Prag nach Dresden verkauft wurde, das im alten
Inventar der Burg angeführte Gleichnis vom Sämann fehlt: auch dieses
Bild wurde gemeinsam mit den übrigen Werken Fettis vom Verfasser
dieses Beitrags im Laufe seiner Forschungsarbeiten wiederentdeckt.
Ebenso anregend wirkte die Tatsache. daß der einstmals in Prag be-
tindlichc Monatszvklus Leandro Bassanos in der Wiener Galerie un-
vollständig ist. Schließlich wurden lärxxägungen über die Tatsache
angestellt, daß in den alten [nventaren große Werke bedeutender
Meister genannt sind, von denen sich in keiner der Galerien der Welt
die geringste Spur Findet. Solche und andere ähnliche Umstände be-
rechtigten zur Annahme, daß die Bilder, die sich bis heute auf der
Prager Burg befinden, einen anderen Charakter und Wert haben als
bisher angenommen, sie begründeten die dringende Notwendigkeit,
eine allseitige kunsthistorische Untersuchung durchzuführen, die der
Verfasser dieses Berichts vor einiger Zeit vorschlug und mit der er
in diesem Jahr beauftragt wurde.
Diese Arbeit belindet sich erst in den Anfangsstadien und läuft ein-
schließlich der Wiederaufiindung der Bilder erst einige Monate. Den-
noch können wir schon heute auf besonders bedeutende Werke auf-
merksam machen, deren Authentizität und Wert bereits nachgewiesen
sind. Die hervorragendsten Arbeiten in der Reihe der venezianischen
Malerei, die besonders reich vertreten ist, sind von Veronese und
Tintorctto. Von Veranere, diesem Meister des frischen und freudigen
Kolorits, blieben auf der Burg zwei große (lenxältle mit dem Sujet der
lüiffuvirrlzruiq und der Anhebung zlrr Hirlrw erhalten. Sie gehörten einst
zu dem oben erwähnten Zyklus von 10 Bildern, der ohne Zweifel
unter Beteiligung der Werkstatt des Künstlers so entstanden ist, wie
es in den achtziger Jahren des 16, Jahrhunderts bei Veronese ziemlich
üblich war. Diese Gemälde wurden als Bestandteil des ganzen Zyklus
im Jahre 1648 in Antwerpen bei einer Versteigerung der Silrnnilung
(ieorge of Buckingham angekauft. Besonders fesselt das Kolorit der
I'I{Ä'II'IIIIIJIKII_Q, die auch in ihrer Kontpositirmit sehr interessant ist. Es
ist gelungen, zu diesem Bild auch die erste eigenhändige Skizze Veror
neses zu finden, die sich vor dem Krieg in Berliner Privatbesitz bei
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