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Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 74)

Etappe der Wiener Malerei. in 
iren wesentlichen Zügen for- 
und war damit dieses erregende 
der österreichischen Malerei 
entschlossenem Einsatz beinahe 
ieder beendet. 
"tgang der Wiener Malerei von 
s zum ersten Weltkrieg ist als 
ndel vom Impressionismus zum 
onismus beschreibbar, von der 
sten Darstellung sinnlicher Fülle 
lenrnalerei der Ausdruckskunst. 
en diesem hauptsächlichen Ver- 
nd eine Gruppe Maler. die an 
ndruckbestimmten Malerei fest- 
ohne einer eigentlich impressio- 
rn Lichtmalerei anzuhängen. 
id Faistauer waren die in diesem 
nenhang wichtigsten Maler- 
chkeiten. 
tellten sie 1909 zusammen mit 
chiele. mit Franz Wiegele und 
Paris Gütersloh in der Galerie 
n Schwarzenbergplatz aus. vom 
i Jungsein und in einem ähn- 
bekümmerten Drauflosschaffen 
. Das vorerst Gemeinsame die- 
iukunst-Gruppe" ist wichtig: ihr 
gegen das Methodegewordene. 
gegen die Mal- und Lehrprakti- 
- Akademie. die sie gemeinsam 
an. wie gegen eine schematisierte 
til-Malerei. 
trebungen Faistauers und Koligs 
en und bestimmten die öster- 
he Malerei der zwanziger Jahre 
ius: eine saftige. unkomplizierte. 
sich an leuchtende Oberflächen ver- 
schwendende Malerei. Bei Anton Kolig 
war es eine vorerst verhaltene. aber 
bald heftig ausbrechende und auf- 
trumpfende Lebendigkeit: bei Faistauer 
ein am Vorbild Cezanne gewachsener 
malerischer Realismus. wie er am Bild- 
nis der Gattin von 1913dargetan wurde. 
Die Überwindung des Expressionismus 
aus sich heraus. ein Vorgang. der sich 
bei Schiele und Kokoschka bald nach 
1914 angebahnt hatte. gewann sich 
eine sehr ähnliche Lebendigkeit. eine 
weniger prablembelastete Beziehung 
zu den Dingen. die bewältigte Fülle. 
Bei Kokoschka sollten sich die pastosen 
Pinselrhythmen zu den breit hin- 
gestrichenen. durchlichteten Darstel- 
lungen seiner Dresdner Jahre fügen. 
Und auch Schiele nahm die forcierte 
Förmlichkeit von 1914 in seiner weiteren 
Arbeit sehr in die Wirklichkeit und Ent- 
sprechung zurück. Beide Male war es 
das Unterkommen in einer relativen 
Wirklichkeitsmalerei. die sich freilich 
in ausdrucksstarker Intensität mitteilt. 
Bis 1914 war von diesem willentlichen 
oder aufgedrängten Einengen noch 
wenig zu verspüren. Wien war noch 
Metropole eines umfassenden Viel- 
völkerstaates mit dem Selbstbewußt- 
sein und den Rücksichten. die diese 
Stellung auferlegte. In den Künsten 
mögen diese Umstände vielleicht die 
trotz notorischer Schwierigkeiten be- 
ständige Zuversicht in die eigene 
Sache. das duldsame Nebeneinanderher 
auch widersprüchlicher Strebungen und 
die offene Haltung veranlaflt haben. 
die über das Nächste hinaus zur Kennt- 
nis nahm. nützte und zuriickwies. was 
anderswo im Schwange war. 
Die Wiener Kunst des ersten Jahr- 
zehnts im neuen Jahrhundert schloß 
vieles und Vielfältiges in sich ein: Klimt 
und Gerstl. Mahler und Schönberg, 
Wagner und Loos. Der gleiche Gegen- 
satz zum konventionellen Geschmack 
der Zeit und das gleiche Bespöttelt- 
werden vereinte auch Gegensätzliches 
und bedingte das Undoktrinäre und 
Unbefangene aller dieser Regungen. 
Wie Schönberg seine musikalische Lehre 
gefunden hat. indem er im Neuartigen 
einer inneren, so erlebten Notwendig- 
keit gefolgt ist. erstarkten auch die 
übrigen, Neuerung schaffenden Bildner 
der damaligen Wiener Kunst durch 
ebensolche Instinkte und Einsichten zur 
persönlichsten Eigenart. Vorerst Wurf- 
haftes rückte. Stück um Stück. in 
zwingenden Zusammenhang. Keiner 
Methode verschworen. jeder Änderung 
zum Besseren aufgeschlossen. unschu- 
lisch. weil durchaus individuoltstisch. 
verabfolgte dieser Aufbruch ins Neue. 
ein Verlauf. der von impressionibler 
Stimmungsmalerei zum Bedeutungs- 
vallen. zum Eigentlichen und Not- 
wendigen hinführte. Aus buntem Über- 
schwang. aus dem Überzüchteten und 
Morbiden eines zu Ende gehenden Zeit- 
alters erstand der Malerei neues Welt- 
und Lebensgefühl. wie sich in der Bau- 
kunst das Zweckmäßige und Ent- 
sprechend-Einfache durchsetzte. Da 
wie dort war es ein verräterisches 
Glänzen und Gleißen. aus dem sich 
das andere. das Zukünftige. erhob. Das 
Ungefähre wurde zum Gezielten. das 
Geschmackvolle zum Unbedingten. 
Über alle diese Änderungen hinaus 
und trotz der übernatianalen Ver- 
tlechtungen gibt es ein gewisses Etwas. 
das allen diesen Bildungen gemeinsam 
ist: das gewisse Etwas. das dem damals 
in Wien lebenden Egger-Lienz so sehr 
abgeht. aber kleinere Begabungen in 
diesen Zusammenhang drängt. Viel- 
leicht ist dieses gewisse Etwas (das Ver- 
haltene. ungern Pathetische. Überein- 
gestimmte und der Wirklichkeit Ver- 
haftete) die lokale Note. das sozusagen 
Wienerische in der Kunst dieser Zeit. 
Vielleicht ist es ein Umfassenderes. ein 
Lebensbejahendes, das sich als be- 
sondere Erlebnisintensität in die Arbeit 
übertragen hat. Daß Dasein herrlich 
sei. dafür tritt Klimt im Grunde mit 
seinem gesamten Werk ein. Und Gerstl 
meint etwa Gleiches in der Selbst- 
betäubung seines Maltaurnels. 
Den Späteren sollte mit riur wenigen 
Ausnahmen (Herbert Boeckl. Wilhelm 
Thöny. Hans Egger) für lange fehlen. 
was diesen Beginn des Jahrhunderts 
so glänzend und vielfältig gemacht 
hat: die schöpferische Unruhe des Am- 
Anfang-Stehens, lebendige Schärfe. 
Raffinement und die originäre Erfin- 
dung neuer bildnerischer Bereiche. die 
dem Erkennen und Aufgreifen dringend 
nahegebracht seien. 
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