Erst in letzter Zeit treten zwei andere hohe
Angehörige dieser Generation, die wir ab
1550 als Anreger und Mäzene tätig sehen, in
ihrer ganzen großen Bedeutung ans Licht.
König Heinrich II. von Frankreich in Paris
und Kaiser Maximilian II. in Wien.
Die Stellung, die ihnen gegenüber Erzherzog
Karl II. in Graz einnimmt, ist höchst be-
merkenswert. Er hat nicht wie sein älterer
Bruder Ferdinand von Tirol ausdrücklich
berühmte Waffenstücke aus Vergangenheit
und Gegenwart gesammelt. Er hat gewiß nicht
so viel kostbare Harnische und Walfen selbst
besessen wie seine Brüder Maximilian lI. und
Ferdinand von Tirol. Was die Wissenschaft
jedoch als seine Ieibwaffe erkannt, heraus-
gefunden und erforscht hat, trägt den Stempel
höchster Geschmackskultur. NXas er besessen
und getragen hat, ist jeweils in seiner Art
nicht zu überbieten. Seine llarnische ver-
schiedenartiger Herkunft stehen auf dem
Gipfel der damaligen lileganz. Seine verbeinte
Armbrust gehört zu den ausgewogensten
Erzeugnissen ihrer Zeit. Sein Hofbüchsen-
schäfter Hans Paumgartner von Wien ist in
der Vollendung seiner gravierten Elfenbein-
einlagen damals der erste Mann seines Faches
in Europa. Seine schulbildende Kraft ist
längst noch nicht in allen Auswirkungen
erkannt.
Diese kurz andeutenden Feststellungen sollten
genügen, um die Rangordnung dessen zu
kennzeichnen, was auf Veranlassung und
Anordnung Karls von lnncrösterreich ent-
stand. Seine Umgebung konnte nicht umhin,
sich an sein Vorbild zu halten und ihm nach-
zustreben. Und so finden wir aus seinen
Regierungsjahren etwa erhalten: eine elegante
Armbrust des Pankraz Windischgrätz, eine
eingelegte Prunkbüchse des Sigmund Fried-
rich von I-lerberstein und eine l-lans-Paum-
5 Niederdeutsch, um 151i)
Trabharnisrh Erzherzog Karls II.
Wiep, WaiTcnsammlung des Kuustliistnrischen Museums,
A 1 85
6 Franz (ämßschedel, Landshut 1571
Fußkampfhamisch aus der Rosrnhlattgarnitur Kaiser Maxi-
milians II. von der Wiener Hochzeit Erzherzog Karls II.
Wien, WaEt-trsammlxixig des Kunsthistorischen Museums,
A 474li
gartner-Büchse des Laibachers I-Ians Khisl,
kaiserlichen und erzherzoglichen Rates.
Es ist alles andere als verwunderlich, daß Karls
Geschmack nicht ohne Einfluß und Eindruck
auf seine Söhne geblieben ist. Die Büchsen-
macherei zu Ferlach in Kärnten, die unter
Karl ihre erste Entfaltung fand, brachte durch
den Meister llans Schmidt von Riedlingen an
der Donau im Jahre 1628 die unvergleich-
liche silberne Scheibenbüchse mit Pulver-
Hasche Erzherzog Leopolds V. hervor. Von
Ferdinands, des späteren Kaisers Ferdinand II.,
Hochzeit im Jahre 1600 glauben wir seinen
und seines jüngeren Bruders Leopold V.
Fußturnierharnisch zu besitzen, eigenartige
Werke eines Mailänder Meisters. Seine Schwie-
gersöhne Philipp III. König von Spanien und
Sigmund Ill. Wasa König von Polen und
Schweden haben ein reiches Waffenerbe hinter-
lassen.
Die historische Waffenkunde hat die Auf-
gabe, in den hluseen und Sammlungen der
ganzen Welt den Waffenbesitz einzelner Be-
sitzerpersönlichkeiten und das Oeuvre einzelner
Meister aufzuspüren. Dazu und zur Fest-
stellung des Entstehungsanlasses kostbarer
Waffen ist oftmals geradezu detektivische
Arbeit vonnöten. Der größte und erlesenste
Bestand von Prunkwaffen rund um Karl von
Innerösterreich liegt in der Waifensammlung
des Kunsthistorischen Museums zu Wien. In
die kaiserliche Riistkammer ist eben im Ver-
laufe der Jahrhunderte fast das gesamte
Watfengut der einzelnen habsburgischen Fa-
rnilienmitglietler zusammengeflossen. Aber
auch im Grazer Landeszeughaus und im
Eggenberger Jagdmuseum muß nach dem
Nachlaß Karls gesucht und geforscht werden.
In seinem Mausoleum im Stift Seckau hängen
die Funeralxivaifen des Erzherzogs Karl. Das
Ilistorische hluseum der Stadt Wien bewahrt
sorgfältig, was die Wiener Stadtgarde zur
Hochzeit Karls in Wien am 26. August 1571
an Ausrüstung trug. In XVien und in Graz
Funde und Entdeckungen zu machen, das ist
nichts Unerwartetes. Viel erstaunlicher noch
war es, in Chikago, im George F. Harding
Museum auf ein Prachtgewehr mit dem
Meistermonogramm Hans Paumgartners und
den Wappen Karls und seiner Gemahlin Maria
von Bayern zu stoßen, oder in der Privat-
sammlung des Mr. Renwick bei Boston]
NiassacliusettslUSA die steirische Büchse des
Hans Khisl von Laibach, in der Privatsamm-
lung Mr. von Kienbusch und im Metropolitan
Museum zu New York und in Chikago Garde-
stangenwatfen der steirischen Linie der Ilabs-
burger zu entdecken. Ihrer Schönheit halber
sind sie als begehrtes Sammelgut über den
Ozean gewandert,
Ein paar Worte noch zu einzelnen Werken.
Karls blauschwarzer Harnisch aus der Ambra-
ser Sammlung, wo ihn sein Bruder Ferdinand
Erst in letzter Zeit treten zwei andere hohe
Angehörige dieser Generation, die wir ab
1550 als Anreger und Mäzene tätig sehen, in
ihrer ganzen großen Bedeutung ans Licht.
König Heinrich II. von Frankreich in Paris
und Kaiser Maximilian II. in Wien.
Die Stellung, die ihnen gegenüber Erzherzog
Karl II. in Graz einnimmt, ist höchst be-
merkenswert. Er hat nicht wie sein älterer
Bruder Ferdinand von Tirol ausdrücklich
berühmte Watfenstücke aus Vergangenheit
und Gegenwart gesammelt. Er hat gewiß nicht
so viel kostbare Harnische und Waffen selbst
besessen wie seine Brüder Maximilian II. und
Ferdinand von Tirol. Was die Wissenschaft
jedoch als seine Leibwatfe erkannt, heraus-
gefunden und erforscht hat, trägt den Stempel
höchster Geschmackskultur. Was er besessen
und getragen hat, ist jeweils in seiner Art
nicht zu überbieten. Seine Harnische vere
schiedenartiger Herkunft stehen auf dem
Gipfel der damaligen Eleganz. Seine verbeinte
Armbrust gehört zu den ausgewogensten
Erzeugnissen ihrer Zeit. Sein Hofbüchsene
schäfter Hans Paumgartner von Wien ist in
der Vollendung seiner gravierten Elfenbein-
einlagen damals der erste Mann seines Faches
in Europa. Seine schulbildende Kraft ist
längst noch nicht in allen Auswirkungen
erkannt.
Diese kurz andeutenden Feststellungen sollten
genügen, um die Rangordnung dessen zu
kennzeichnen, was auf Veranlassung und
Anordnung Karls von lnnerösterreich ent-
stand. Seine Umgebung konnte nicht umhin,
sich an sein Vorbild zu halten und ihm nach-
zustreben. Und so finden wir aus seinen
Regierungsjahren etwa erhalten: eine elegante
Armbrust des Pankraz Windischgrätz, eine
eingelegte Prunkbüchse des Sigmund Friede
rich von Herberstein und eine Hans-Paum-