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Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 75)

Erst in letzter Zeit treten zwei andere hohe 
Angehörige dieser Generation, die wir ab 
1550 als Anreger und Mäzene tätig sehen, in 
ihrer ganzen großen Bedeutung ans Licht. 
König Heinrich II. von Frankreich in Paris 
und Kaiser Maximilian II. in Wien. 
Die Stellung, die ihnen gegenüber Erzherzog 
Karl II. in Graz einnimmt, ist höchst be- 
merkenswert. Er hat nicht wie sein älterer 
Bruder Ferdinand von Tirol ausdrücklich 
berühmte Waffenstücke aus Vergangenheit 
und Gegenwart gesammelt. Er hat gewiß nicht 
so viel kostbare Harnische und Walfen selbst 
besessen wie seine Brüder Maximilian lI. und 
Ferdinand von Tirol. Was die Wissenschaft 
jedoch als seine Ieibwaffe erkannt, heraus- 
gefunden und erforscht hat, trägt den Stempel 
höchster Geschmackskultur. NXas er besessen 
und getragen hat, ist jeweils in seiner Art 
nicht zu überbieten. Seine llarnische ver- 
schiedenartiger Herkunft stehen auf dem 
Gipfel der damaligen lileganz. Seine verbeinte 
Armbrust gehört zu den ausgewogensten 
Erzeugnissen ihrer Zeit. Sein Hofbüchsen- 
schäfter Hans Paumgartner von Wien ist in 
der Vollendung seiner gravierten Elfenbein- 
einlagen damals der erste Mann seines Faches 
in Europa. Seine schulbildende Kraft ist 
längst noch nicht in allen Auswirkungen 
erkannt. 
Diese kurz andeutenden Feststellungen sollten 
genügen, um die Rangordnung dessen zu 
kennzeichnen, was auf Veranlassung und 
Anordnung Karls von lnncrösterreich ent- 
stand. Seine Umgebung konnte nicht umhin, 
sich an sein Vorbild zu halten und ihm nach- 
zustreben. Und so finden wir aus seinen 
Regierungsjahren etwa erhalten: eine elegante 
Armbrust des Pankraz Windischgrätz, eine 
eingelegte Prunkbüchse des Sigmund Fried- 
rich von I-lerberstein und eine l-lans-Paum- 
 
5 Niederdeutsch, um 151i) 
Trabharnisrh Erzherzog Karls II. 
Wiep, WaiTcnsammlung des Kuustliistnrischen Museums, 
A 1 85 
6 Franz (ämßschedel, Landshut 1571 
Fußkampfhamisch aus der Rosrnhlattgarnitur Kaiser Maxi- 
milians II. von der Wiener Hochzeit Erzherzog Karls II. 
Wien, WaEt-trsammlxixig des Kunsthistorischen Museums, 
A 474li 
gartner-Büchse des Laibachers I-Ians Khisl, 
kaiserlichen und erzherzoglichen Rates. 
Es ist alles andere als verwunderlich, daß Karls 
Geschmack nicht ohne Einfluß und Eindruck 
auf seine Söhne geblieben ist. Die Büchsen- 
macherei zu Ferlach in Kärnten, die unter 
Karl ihre erste Entfaltung fand, brachte durch 
den Meister llans Schmidt von Riedlingen an 
der Donau im Jahre 1628 die unvergleich- 
liche silberne Scheibenbüchse mit Pulver- 
Hasche Erzherzog Leopolds V. hervor. Von 
Ferdinands, des späteren Kaisers Ferdinand II., 
Hochzeit im Jahre 1600 glauben wir seinen 
und seines jüngeren Bruders Leopold V. 
Fußturnierharnisch zu besitzen, eigenartige 
Werke eines Mailänder Meisters. Seine Schwie- 
gersöhne Philipp III. König von Spanien und 
Sigmund Ill. Wasa König von Polen und 
Schweden haben ein reiches Waffenerbe hinter- 
lassen. 
Die historische Waffenkunde hat die Auf- 
gabe, in den hluseen und Sammlungen der 
ganzen Welt den Waffenbesitz einzelner Be- 
sitzerpersönlichkeiten und das Oeuvre einzelner 
Meister aufzuspüren. Dazu und zur Fest- 
stellung des Entstehungsanlasses kostbarer 
Waffen ist oftmals geradezu detektivische 
Arbeit vonnöten. Der größte und erlesenste 
Bestand von Prunkwaffen rund um Karl von 
Innerösterreich liegt in der Waifensammlung 
des Kunsthistorischen Museums zu Wien. In 
die kaiserliche Riistkammer ist eben im Ver- 
laufe der Jahrhunderte fast das gesamte 
Watfengut der einzelnen habsburgischen Fa- 
rnilienmitglietler zusammengeflossen. Aber 
auch im Grazer Landeszeughaus und im 
Eggenberger Jagdmuseum muß nach dem 
Nachlaß Karls gesucht und geforscht werden. 
In seinem Mausoleum im Stift Seckau hängen 
die Funeralxivaifen des Erzherzogs Karl. Das 
Ilistorische hluseum der Stadt Wien bewahrt 
sorgfältig, was die Wiener Stadtgarde zur 
Hochzeit Karls in Wien am 26. August 1571 
an Ausrüstung trug. In XVien und in Graz 
Funde und Entdeckungen zu machen, das ist 
nichts Unerwartetes. Viel erstaunlicher noch 
war es, in Chikago, im George F. Harding 
Museum auf ein Prachtgewehr mit dem 
Meistermonogramm Hans Paumgartners und 
den Wappen Karls und seiner Gemahlin Maria 
von Bayern zu stoßen, oder in der Privat- 
sammlung des Mr. Renwick bei Boston] 
NiassacliusettslUSA die steirische Büchse des 
Hans Khisl von Laibach, in der Privatsamm- 
lung Mr. von Kienbusch und im Metropolitan 
Museum zu New York und in Chikago Garde- 
stangenwatfen der steirischen Linie der Ilabs- 
burger zu entdecken. Ihrer Schönheit halber 
sind sie als begehrtes Sammelgut über den 
Ozean gewandert, 
Ein paar Worte noch zu einzelnen Werken. 
Karls blauschwarzer Harnisch aus der Ambra- 
ser Sammlung, wo ihn sein Bruder Ferdinand 
Erst in letzter Zeit treten zwei andere hohe 
Angehörige dieser Generation, die wir ab 
1550 als Anreger und Mäzene tätig sehen, in 
ihrer ganzen großen Bedeutung ans Licht. 
König Heinrich II. von Frankreich in Paris 
und Kaiser Maximilian II. in Wien. 
Die Stellung, die ihnen gegenüber Erzherzog 
Karl II. in Graz einnimmt, ist höchst be- 
merkenswert. Er hat nicht wie sein älterer 
Bruder Ferdinand von Tirol ausdrücklich 
berühmte Watfenstücke aus Vergangenheit 
und Gegenwart gesammelt. Er hat gewiß nicht 
so viel kostbare Harnische und Waffen selbst 
besessen wie seine Brüder Maximilian II. und 
Ferdinand von Tirol. Was die Wissenschaft 
jedoch als seine Leibwatfe erkannt, heraus- 
gefunden und erforscht hat, trägt den Stempel 
höchster Geschmackskultur. Was er besessen 
und getragen hat, ist jeweils in seiner Art 
nicht zu überbieten. Seine Harnische vere 
schiedenartiger Herkunft stehen auf dem 
Gipfel der damaligen Eleganz. Seine verbeinte 
Armbrust gehört zu den ausgewogensten 
Erzeugnissen ihrer Zeit. Sein Hofbüchsene 
schäfter Hans Paumgartner von Wien ist in 
der Vollendung seiner gravierten Elfenbein- 
einlagen damals der erste Mann seines Faches 
in Europa. Seine schulbildende Kraft ist 
längst noch nicht in allen Auswirkungen 
erkannt. 
Diese kurz andeutenden Feststellungen sollten 
genügen, um die Rangordnung dessen zu 
kennzeichnen, was auf Veranlassung und 
Anordnung Karls von lnnerösterreich ent- 
stand. Seine Umgebung konnte nicht umhin, 
sich an sein Vorbild zu halten und ihm nach- 
zustreben. Und so finden wir aus seinen 
Regierungsjahren etwa erhalten: eine elegante 
Armbrust des Pankraz Windischgrätz, eine 
eingelegte Prunkbüchse des Sigmund Friede 
rich von Herberstein und eine Hans-Paum-
	        
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