Bovi der Kunstkritlker der offiziösen
römischen Tageszeitung ,.ll Messag-
gero", bezeichnet Godwin Ekhard als
..romantisches Temperament mit feinen
surrealen und expressionistischen ln-
tuitlonen", Wie dieser hob auch Profes-
sor Volerio Mariani, der Ordinarius
für Kunstgeschichte an der Universität
von Neapel, im Sender Rom die hohe
zeichnerische Begabung als typisch
österreichisches ldiom hervor. ln seinen
graphischen Zyklen wird Ekhards völlig
unkonventionelle Einstellung zur Ewigen
Stadt offenbar. In sarkastischer Kritik
geht er vor der Kulisse der Antike
und der Renaissance auf die Frag-
würdigkeit der Gegenwart ein,
ÖSTERREICHISCHE MALER ER-
tEICH IN DER EWIGEN STADT
Jsstellungen der beiden österrei-
in Maler Friedbert Aspetsberger
odwin Ekhard. welche in diesem
nr in Rom gezeigt wurden. haben
zsse und Publikum große Beach-
efunden.
n Ekhard, der seit etwa einem
i der Ewigen Stadt ansässig ist,
vom Klub der Auslandsiourna-
ingeladen, in dessen Räumen jene
zu präsentieren, die während
römischen Aufenthaltes entstan-
d. Das Katalogvorwart hatte der
ende Kunstschriftsteller Gustav
7
locke verfaßt. welcher Ekhards
aus der Zuordnung zu der
Bewegung phantastischer Ma-
zutet, die gegenwärtig in Öster-
ainen besonderen Nährboden
an zu haben scheint. Arturo
Friedbert Aspetsberger gab in seiner
Schau von Graphiken und Ölbildern
im Atrium des Österreichischen Kultur-
instituts gleichsam Rechenschaft über
seine Arbeit und Entwicklung während
eines Stipendienaufenthaltes in Rom.
KINDERPORTRÄTS VON HEUTE
Anmerkungen zur Ausstellung Elisabeth
Mayers im Antiquariat Nebehay. Be-
dingt durch die völlig neuen Perspek-
tiven, die von wegweisenden Malern
des 19. und 20. Jahrhunderts erschlossen
wurden, zählt die Porträtmalerei gegen-
würtlg 7 ob zu Recht oder Unrecht.
sei hier nicht diskutiert 7 wohl zu
den umstrittensten Ausdrucksmöglich-
keiten der bildenden Kunst.
Es läßt sich auch nicht leugnen, daß
sie durch die Photographie zumindest
der populären Funktion des Abblldens
weitgehend beraubt wurde und schon
9 dadurch an Verbreitung. aber auch
an Bedeutung gleichermaßen rapid
abnahm.
Porträtisten von Rang (man denke an
Egon Schiele und den frühen Kokoschka)
gibt es heute nur sehr wenige. und
auch sie sind kaum befähigt. der Kunst
kommender Jahrzehnte entscheidende
Impulse zu geben.
Das Gras der Port tisten begnügt sich
jedenfalls damit. den Auftraggebern
schmeichelnde und diese zufrieden-
stellende. mehr oder minder konven-
tionelle Konterfeis zu liefern. Das ist 7
wenn auch unzulänglich charakteri-
siert 7 die gegenwärtige Situation.
deren Symptomen man auf Schritt und
Tritt begegnet.
Um so erfreulicher ist es daher, wenn
man wenigstens in Ausnahmefällen
Maler entdeckt, die es zumindest ver-
suchen. der Kunst des Portr ierens
neue Akzente zu verleihen. Die Kinder-
bilder der Wienerin Elisabeth-Meyer,
Plattner, Begegnung, 1963m. Blei-
Fernpera, 71 x 97 cm
Plaltner, Slrip-Taasa, 1964. Ol,
21 cm
Nlrl Ekhard, Internationaler Kon-
der Insekten. Zur Volkerverstandi-
und Valorlslerung antiker Denk-
r. Aus dein Zyklus nlnsekten", , , _ _
Fzelcltrtung, t964, 22x29 cm, in die ln den Monaten April und Mai 1964
Jtbesltz
in der Galerie Nebehay in der Anna-
gasse zu sehen waren, stellen trotz
gewisser Einschränkungen, die an-
gebracht erscheinen, wenn auch keinen
ganz neuen Weg. so doch eine stärker
dem Heute angepaftte, erfrischende und
äihhiävggjghßfgjggivjerlf(rftjjjgj äersönllche Variante der Porträtrnalcrci
r ar.
bert Aspetsberger, Skizze zu den
Masken aus osiia Antika. 1964
rieth Meyer. Madchenbildnis
beth Meyer. Portratierler Knabe iiar
m Bildnis
d Hrdlicka, Die vergiftete Rivalin.
atzung aus dem Martha-Beck-
us. Ausgezeichnet rnlt dem Preis der
Mit dem Kunsthistoriker Günther Heinz.
der zu gleicher Zeit mit Aspetsberger
hier Studien über Damenichino nach-
glng und die Einleitung zum Ausstel-
lungskatalog verfaßte, stellte der vorher
genannte Kritiker des „Messaggero"
fest. daß .,dleser junge Künstler gleich
weit von der abstrakten Kunst wie vom
Surrealismus der Wiener Schule ent-
fernt ist. Dafür steht er aber Kubin
näher, dem Ausgangspunkt jener künst-
lerischen Richtung".
Die einzelnen Werke beweisen eine
durchaus persönliche Aussageweise
Aspetsbergers: Die dem Gegenstand
innewohnende Dramatik wird in der
Lithographie „Drei Masken aus Ostia"
erfaßt, „Widmung an Sizilien" heißt
ein eigenwillig komponiertes Ölbild in
frischen impressionistischen Farben. Mit
dem Bildnis der Altphilologin Dr. Leo-
poldine Swoboda beweist er seine
porträtistische Begabung.
Beide Künstler gaben in ihren Arbeiten
einen Beweis dafür, daß Rom auch den
Künstlern unserer Tage in ihrer zeit-
gemäßen Problematik viel zu geben
vermag. Für sie ist diese Stadt nicht
mehr Ort beschaulicher Rückbesinnung.
sondern Schauplatz geistiger Ausein-
andersetzungen der Gegenwart mit der
nach immer wirksamen Vergangenheit
und des Zusammentreffens intellektuel-
ler Kräfte aus allen Nationen und Erd-
teilen.
Walter Zettl
Die Künstlerin, die als lllustratorin be-
gann und derzeit bei Gerhard Swabada
studiert, war zwei Jahre hindurch
Schülerin Oskar Laskes. Elisabeth
Mayers Arbeiten haben ihren Aus-
gangspunkt unzweifelhaft im österreichi-
schen Expressianismus. ahne den sie
einfach undenkbar wären. Dies gilt
vor allem in Hinblick auf den Pinsel-
duktus und die Art der Darstellung im
großen Format. Die ornamentale Be-
handlung des Blldhintergrundes, von
dem sich die Personen in der Regel
klar abheben, verrät Einflüsse durch
den Jugendstil und deutet auch auf
ihren Lehrer Oskar Laske hin.
Aber trotz all dieser Parallelen, die
sich bei einer vergleichenden Betrach-
tung feststellen lassen. besitzen Elisabeth
Mayers Malereien durchaus eigenstän-
digen Charakter. Das malerische Tem-
perament der Künstlerin. das sich im
schwungvollen. kurzen Pinselstrich ge-
nauso äußert wie in der reichen, von
Bild zu Bild wechselnden, oftmals sehr
eigenwilligen Farbgebung. sowie ihr
kompositionelles Vermögen treten auf
vielen Arbeiten augenfällig hervor.
Dabei soll iedoch gar nicht bestritten
werden, daß vor allem im großen
Format vieles noch eher in Ansätzen
da ist als in der Ausführung (Elisabeth
Mayer porträtiert erst seit drei Jahren)
und die Künstlerin daher an Routine,
die für die Porträtmaierei unbedingt
notwendig ist. zweifellos hinzugewinnen
muß.
im formal inleressanteren, komposi-
tionell durchwegs gut bewältigten klei-
nen Format (es handelt sich hier fast
nie um Auftragsarbelten, sondern um
freiere, dem persönlichen Experiment
offenstehende Kompositionen) finden
sich jedoch deutliche und ermutigende
Anzeichen. die darauf hindeuten. daß
man der zukünftigen Entwicklung der
sicherlich begabten Künstlerin mit Auf-
merksamkeit entgegensehen kann.
Peter Baum
11
9. ÖSTERREICHISCHER GRAPHIKWETF-
BEWERB IN INNSBRUCK
Zur Ausstellung iin Tiroler Landesmuseum
Ferdin-xndeum. Der wichtlgi: gesamtöster-
relchische Graphlkwetlbewerb. der seit 1952
vorn Kulturreferat der Tiroler Landesregie-
rung abgehalten wird, begegnete auch in
diesem Jahre wieder dem ararien Interesse
der Künstlerschaft. Es wurden E81 Blätter
von 30a Kunstlern eingesendct. Die Jury.
bestehend aus Dr. Walter Koschatzky. Direk-
tor der Graaiiiseiien Sammlung Albertina.
wian. Dr. crirn eaa, Direktor des Tiroler
Landesmuseurns Ferdinandeum, Kristian S0-
triffer, wian. und Dr. Josef Donnenberg,
Salzburg, wählte die i3 Freistrager und
besiinirnie die Blätter für die io Ankäufe
von Land Tirol und Bund. Diese Bilder
wurden zusammen rnii einer weiteren Aus-
wahl (insgesamt 49} in der anschließenden
Wetlbewerbsausstellung gezeigt, die arn
24. April im Tiroler Landesmuseum Ferdinan-
deum eröffnet wurde, Es versteht Sich von
selbst, daß SlCh bei einer derart großen
Auswahl nicht alle Blätter ln der selben
Reife präsentierten. Die Ausstellung selbst
vermochte jedoch einen durchaus positiven
Uberblick über das derzeitige arabiiisrna
Schaffen in osierraien zu vermitteln. Man
konnte den Eindruck erhalten, es werde in
heute schon abgrenzbaren Richtungen mit
Talent und Wandlungsfahlgkell gearbeitet.
wobei ein großes Maß an Experimenti r-
fahigkeit eine beobachtenswerle Rolle spielt.
Die Richtungen sind mit dem phantastischen
Realismus der wianar Schule (Caudenhove,
Weltzdorfer) als auch personllchsler Aus-
prägung (l-lrdllcka, Hradil. Schwarz, Gbschl).
der abstrakten Vehemenz französischer Rich-
iiina (Decleva. Rainer, sisaiiar, Jungwlrth),
dem bildhauerisch verpflichteten Suchen
nach neuen ltaurn-Figur-Blldern (Oberhuber,
Goessl. Gruber), der reinen linien- oder
farbengebundenen Abstraktion (Paintner,
Schwarz l-i.. Aulzinger. Klima. Frohner.
Stirnpfl) am ehesten zu kennzeichnen. Beste
österreichische Graphik vertraten Norbert
Drexel, Toni Tlefenthaler und Wilfried
Klrschl.
Preisträger: Mario Decleva, Steiermark.
Preis des Bundesministeriums für Unterricht 7
Karl Grubcr. Wien, Preis des Landes Tirol 7-
Alfred Hrdlicka. Wien, Preis der Bundes-
hauptstadt Wien 7 Wilfried Kirschl. Inns-
bruck. Preis der Landeshauptstadt Inns-
bruck - Gerhard weilobarasiarrairn. Teil-
preis des Landes Oberosterreich t-teinz
Staffelmayr, wien, Teilpreis des Landes
Oberösterreich 7 Rudolf Paintncr. Steier-
mark, Preis des Landes Steiermark Michael
Coudenhove, Wien, Preis des Landes Karn-
ten - lrrna Toledo. Salzburg, Preis des
Landes Salzburg - Louise Autzlnger, Wien,
Preis des Landes Vorarlberg r Sepp Schwarz.
Tirol, Preis der Tiroler Handelskammer
Roland Goschl. Wien, Preis des lnstitutes zur
Forderung der Künste in Oslerreich 7 Adolf
Frohner. Wien. Preis des Franzosischen
Kulturinslitules in lnrisbruck Oswald Ober-
huber. wien, Preis der Bundesrepublik
Deutschland.
Magdalena Weingärtner
KLEINE IN FORMATIONEN
Die Österreichische Galerie hat die Absicht.
ein Verzeichnis der Werke von Hans Canon
(Wien 1829 1885 Wien) anzulegen. Private
Besitzer seiner Werke werden höflichst g -
beten. diese der Österreichischen Galerie
fernmündlich (Tel. 726421, Dr. Ebenstein)
oder schriftlich bekanntgeben zu wollen.
lahresprogramm der Galerie wuliengasse 14.
Kt entun
Ma Naive Maler aus Jugoslawien -
Juni Erwin Thorn, wian - Juli: Maria
Lassnig, Paris 7 August: Enrica Casleilani.
Miiaria - September: Dadd Maina. Nanda
viga. MGCk, Piene Uecker,
Ausstellung Georg Petel in München
Das Bayerische Natianalrnuseum in Munchen
veranstaltet vorn 3. Juli bis 27. September1964
eine Ausstellung des Augsburger Bildhauers
Georg Petel (160171634), die ersiniais das
gesamte bisher bekannt gewordene Lebens-
werk zeigen wird. Petel, einer der wenigen
deutschen Barockbildhauer von europdischern
Rang, war in Rom. Genua, Augsburg und
Antwerpen tätig und mit P. P. Rubens und
A. van Dyck befreundet. Die Ausstellung
wird Lelhqabcri aus kirchlichem und Privat-
besllz sawia aus den grbßien aiiraaaisanen
Museen umfassen,
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