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Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 75)

Bovi der Kunstkritlker der offiziösen 
römischen Tageszeitung ,.ll Messag- 
gero", bezeichnet Godwin Ekhard als 
..romantisches Temperament mit feinen 
surrealen und expressionistischen ln- 
tuitlonen", Wie dieser hob auch Profes- 
sor Volerio Mariani, der Ordinarius 
für Kunstgeschichte an der Universität 
von Neapel, im Sender Rom die hohe 
zeichnerische Begabung als typisch 
österreichisches ldiom hervor. ln seinen 
graphischen Zyklen wird Ekhards völlig 
unkonventionelle Einstellung zur Ewigen 
Stadt offenbar. In sarkastischer Kritik 
geht er vor der Kulisse der Antike 
und der Renaissance auf die Frag- 
würdigkeit der Gegenwart ein, 
ÖSTERREICHISCHE MALER ER- 
tEICH IN DER EWIGEN STADT 
Jsstellungen der beiden österrei- 
in Maler Friedbert Aspetsberger 
odwin Ekhard. welche in diesem 
nr in Rom gezeigt wurden. haben 
zsse und Publikum große Beach- 
efunden. 
n Ekhard, der seit etwa einem 
i der Ewigen Stadt ansässig ist, 
vom Klub der Auslandsiourna- 
ingeladen, in dessen Räumen jene 
zu präsentieren, die während 
römischen Aufenthaltes entstan- 
d. Das Katalogvorwart hatte der 
ende Kunstschriftsteller Gustav 
 
7 
locke verfaßt. welcher Ekhards 
aus der Zuordnung zu der 
Bewegung phantastischer Ma- 
zutet, die gegenwärtig in Öster- 
ainen besonderen Nährboden 
an zu haben scheint. Arturo 
Friedbert Aspetsberger gab in seiner 
Schau von Graphiken und Ölbildern 
im Atrium des Österreichischen Kultur- 
instituts gleichsam Rechenschaft über 
seine Arbeit und Entwicklung während 
eines Stipendienaufenthaltes in Rom. 
KINDERPORTRÄTS VON HEUTE 
Anmerkungen zur Ausstellung Elisabeth 
Mayers im Antiquariat Nebehay. Be- 
dingt durch die völlig neuen Perspek- 
tiven, die von wegweisenden Malern 
des 19. und 20. Jahrhunderts erschlossen 
wurden, zählt die Porträtmalerei gegen- 
würtlg 7 ob zu Recht oder Unrecht. 
sei hier nicht diskutiert 7 wohl zu 
den umstrittensten Ausdrucksmöglich- 
keiten der bildenden Kunst. 
Es läßt sich auch nicht leugnen, daß 
sie durch die Photographie zumindest 
der populären Funktion des Abblldens 
weitgehend beraubt wurde und schon 
9 dadurch an Verbreitung. aber auch 
an Bedeutung gleichermaßen rapid 
abnahm. 
Porträtisten von Rang (man denke an 
Egon Schiele und den frühen Kokoschka) 
gibt es heute nur sehr wenige. und 
auch sie sind kaum befähigt. der Kunst 
kommender Jahrzehnte entscheidende 
Impulse zu geben. 
Das Gras der Port tisten begnügt sich 
jedenfalls damit. den Auftraggebern 
schmeichelnde und diese zufrieden- 
stellende. mehr oder minder konven- 
tionelle Konterfeis zu liefern. Das ist 7 
wenn auch unzulänglich charakteri- 
siert 7 die gegenwärtige Situation. 
deren Symptomen man auf Schritt und 
Tritt begegnet. 
Um so erfreulicher ist es daher, wenn 
man wenigstens in Ausnahmefällen 
Maler entdeckt, die es zumindest ver- 
suchen. der Kunst des Portr ierens 
neue Akzente zu verleihen. Die Kinder- 
bilder der Wienerin Elisabeth-Meyer, 
  
Plattner, Begegnung, 1963m. Blei- 
Fernpera, 71 x 97 cm 
Plaltner, Slrip-Taasa, 1964. Ol, 
21 cm 
Nlrl Ekhard, Internationaler Kon- 
der Insekten. Zur Volkerverstandi- 
und Valorlslerung antiker Denk- 
 
r. Aus dein Zyklus nlnsekten", , , _ _ 
Fzelcltrtung, t964, 22x29 cm, in die ln den Monaten April und Mai 1964 
Jtbesltz 
in der Galerie Nebehay in der Anna- 
gasse zu sehen waren, stellen trotz 
gewisser Einschränkungen, die an- 
gebracht erscheinen, wenn auch keinen 
ganz neuen Weg. so doch eine stärker 
dem Heute angepaftte, erfrischende und 
äihhiävggjghßfgjggivjerlf(rftjjjgj äersönllche Variante der Porträtrnalcrci 
r ar. 
bert Aspetsberger, Skizze zu den 
Masken aus osiia Antika. 1964 
rieth Meyer. Madchenbildnis 
beth Meyer. Portratierler Knabe iiar 
m Bildnis 
d Hrdlicka, Die vergiftete Rivalin. 
atzung aus dem Martha-Beck- 
us. Ausgezeichnet rnlt dem Preis der 
 
Mit dem Kunsthistoriker Günther Heinz. 
der zu gleicher Zeit mit Aspetsberger 
hier Studien über Damenichino nach- 
glng und die Einleitung zum Ausstel- 
lungskatalog verfaßte, stellte der vorher 
genannte Kritiker des „Messaggero" 
fest. daß .,dleser junge Künstler gleich 
weit von der abstrakten Kunst wie vom 
Surrealismus der Wiener Schule ent- 
fernt ist. Dafür steht er aber Kubin 
näher, dem Ausgangspunkt jener künst- 
lerischen Richtung". 
Die einzelnen Werke beweisen eine 
durchaus persönliche Aussageweise 
Aspetsbergers: Die dem Gegenstand 
innewohnende Dramatik wird in der 
Lithographie „Drei Masken aus Ostia" 
erfaßt, „Widmung an Sizilien" heißt 
ein eigenwillig komponiertes Ölbild in 
frischen impressionistischen Farben. Mit 
dem Bildnis der Altphilologin Dr. Leo- 
poldine Swoboda beweist er seine 
porträtistische Begabung. 
Beide Künstler gaben in ihren Arbeiten 
einen Beweis dafür, daß Rom auch den 
Künstlern unserer Tage in ihrer zeit- 
gemäßen Problematik viel zu geben 
vermag. Für sie ist diese Stadt nicht 
mehr Ort beschaulicher Rückbesinnung. 
sondern Schauplatz geistiger Ausein- 
andersetzungen der Gegenwart mit der 
nach immer wirksamen Vergangenheit 
und des Zusammentreffens intellektuel- 
ler Kräfte aus allen Nationen und Erd- 
teilen. 
Walter Zettl 
Die Künstlerin, die als lllustratorin be- 
gann und derzeit bei Gerhard Swabada 
studiert, war zwei Jahre hindurch 
Schülerin Oskar Laskes. Elisabeth 
Mayers Arbeiten haben ihren Aus- 
gangspunkt unzweifelhaft im österreichi- 
schen Expressianismus. ahne den sie 
einfach undenkbar wären. Dies gilt 
vor allem in Hinblick auf den Pinsel- 
duktus und die Art der Darstellung im 
großen Format. Die ornamentale Be- 
handlung des Blldhintergrundes, von 
dem sich die Personen in der Regel 
klar abheben, verrät Einflüsse durch 
den Jugendstil und deutet auch auf 
ihren Lehrer Oskar Laske hin. 
Aber trotz all dieser Parallelen, die 
sich bei einer vergleichenden Betrach- 
tung feststellen lassen. besitzen Elisabeth 
Mayers Malereien durchaus eigenstän- 
digen Charakter. Das malerische Tem- 
perament der Künstlerin. das sich im 
schwungvollen. kurzen Pinselstrich ge- 
nauso äußert wie in der reichen, von 
Bild zu Bild wechselnden, oftmals sehr 
eigenwilligen Farbgebung. sowie ihr 
kompositionelles Vermögen treten auf 
vielen Arbeiten augenfällig hervor. 
Dabei soll iedoch gar nicht bestritten 
werden, daß vor allem im großen 
Format vieles noch eher in Ansätzen 
da ist als in der Ausführung (Elisabeth 
Mayer porträtiert erst seit drei Jahren) 
und die Künstlerin daher an Routine, 
die für die Porträtmaierei unbedingt 
notwendig ist. zweifellos hinzugewinnen 
muß. 
im formal inleressanteren, komposi- 
tionell durchwegs gut bewältigten klei- 
nen Format (es handelt sich hier fast 
nie um Auftragsarbelten, sondern um 
freiere, dem persönlichen Experiment 
offenstehende Kompositionen) finden 
sich jedoch deutliche und ermutigende 
Anzeichen. die darauf hindeuten. daß 
man der zukünftigen Entwicklung der 
sicherlich begabten Künstlerin mit Auf- 
merksamkeit entgegensehen kann. 
Peter Baum 
 
11 
9. ÖSTERREICHISCHER GRAPHIKWETF- 
BEWERB IN INNSBRUCK 
Zur Ausstellung iin Tiroler Landesmuseum 
Ferdin-xndeum. Der wichtlgi: gesamtöster- 
relchische Graphlkwetlbewerb. der seit 1952 
vorn Kulturreferat der Tiroler Landesregie- 
rung abgehalten wird, begegnete auch in 
diesem Jahre wieder dem ararien Interesse 
der Künstlerschaft. Es wurden E81 Blätter 
von 30a Kunstlern eingesendct. Die Jury. 
bestehend aus Dr. Walter Koschatzky. Direk- 
tor der Graaiiiseiien Sammlung Albertina. 
wian. Dr. crirn eaa, Direktor des Tiroler 
Landesmuseurns Ferdinandeum, Kristian S0- 
triffer, wian. und Dr. Josef Donnenberg, 
Salzburg, wählte die i3 Freistrager und 
besiinirnie die Blätter für die io Ankäufe 
von Land Tirol und Bund. Diese Bilder 
wurden zusammen rnii einer weiteren Aus- 
wahl (insgesamt 49} in der anschließenden 
Wetlbewerbsausstellung gezeigt, die arn 
24. April im Tiroler Landesmuseum Ferdinan- 
deum eröffnet wurde, Es versteht Sich von 
selbst, daß SlCh bei einer derart großen 
Auswahl nicht alle Blätter ln der selben 
Reife präsentierten. Die Ausstellung selbst 
vermochte jedoch einen durchaus positiven 
Uberblick über das derzeitige arabiiisrna 
Schaffen in osierraien zu vermitteln. Man 
konnte den Eindruck erhalten, es werde in 
heute schon abgrenzbaren Richtungen mit 
Talent und Wandlungsfahlgkell gearbeitet. 
wobei ein großes Maß an Experimenti r- 
fahigkeit eine beobachtenswerle Rolle spielt. 
Die Richtungen sind mit dem phantastischen 
Realismus der wianar Schule (Caudenhove, 
Weltzdorfer) als auch personllchsler Aus- 
prägung (l-lrdllcka, Hradil. Schwarz, Gbschl). 
der abstrakten Vehemenz französischer Rich- 
iiina (Decleva. Rainer, sisaiiar, Jungwlrth), 
dem bildhauerisch verpflichteten Suchen 
nach neuen ltaurn-Figur-Blldern (Oberhuber, 
Goessl. Gruber), der reinen linien- oder 
farbengebundenen Abstraktion (Paintner, 
Schwarz l-i.. Aulzinger. Klima. Frohner. 
Stirnpfl) am ehesten zu kennzeichnen. Beste 
österreichische Graphik vertraten Norbert 
Drexel, Toni Tlefenthaler und Wilfried 
Klrschl. 
Preisträger: Mario Decleva, Steiermark. 
Preis des Bundesministeriums für Unterricht 7 
Karl Grubcr. Wien, Preis des Landes Tirol 7- 
Alfred Hrdlicka. Wien, Preis der Bundes- 
hauptstadt Wien 7 Wilfried Kirschl. Inns- 
bruck. Preis der Landeshauptstadt Inns- 
bruck - Gerhard weilobarasiarrairn. Teil- 
preis des Landes Oberosterreich t-teinz 
Staffelmayr, wien, Teilpreis des Landes 
Oberösterreich 7 Rudolf Paintncr. Steier- 
mark, Preis des Landes Steiermark Michael 
Coudenhove, Wien, Preis des Landes Karn- 
ten - lrrna Toledo. Salzburg, Preis des 
Landes Salzburg - Louise Autzlnger, Wien, 
Preis des Landes Vorarlberg r Sepp Schwarz. 
Tirol, Preis der Tiroler Handelskammer 
Roland Goschl. Wien, Preis des lnstitutes zur 
Forderung der Künste in Oslerreich 7 Adolf 
Frohner. Wien. Preis des Franzosischen 
Kulturinslitules in lnrisbruck Oswald Ober- 
huber. wien, Preis der Bundesrepublik 
Deutschland. 
Magdalena Weingärtner 
KLEINE IN FORMATIONEN 
Die Österreichische Galerie hat die Absicht. 
ein Verzeichnis der Werke von Hans Canon 
(Wien 1829 1885 Wien) anzulegen. Private 
Besitzer seiner Werke werden höflichst g - 
beten. diese der Österreichischen Galerie 
fernmündlich (Tel. 726421, Dr. Ebenstein) 
oder schriftlich bekanntgeben zu wollen. 
lahresprogramm der Galerie wuliengasse 14. 
Kt entun 
Ma Naive Maler aus Jugoslawien - 
Juni Erwin Thorn, wian - Juli: Maria 
Lassnig, Paris 7 August: Enrica Casleilani. 
Miiaria - September: Dadd Maina. Nanda 
viga. MGCk, Piene Uecker, 
Ausstellung Georg Petel in München 
Das Bayerische Natianalrnuseum in Munchen 
veranstaltet vorn 3. Juli bis 27. September1964 
eine Ausstellung des Augsburger Bildhauers 
Georg Petel (160171634), die ersiniais das 
gesamte bisher bekannt gewordene Lebens- 
werk zeigen wird. Petel, einer der wenigen 
deutschen Barockbildhauer von europdischern 
Rang, war in Rom. Genua, Augsburg und 
Antwerpen tätig und mit P. P. Rubens und 
A. van Dyck befreundet. Die Ausstellung 
wird Lelhqabcri aus kirchlichem und Privat- 
besllz sawia aus den grbßien aiiraaaisanen 
Museen umfassen, 
 
 
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