nicht verboten. Gegen zwei Revolten wäre
Rom in schwieriger Lage gewesen, und es ist
denkbar, daß der Kaiser hatte nachgeben
m" en. Llnd wenn die Meuterei keinen [Erfolg
geiabt hatte, waren die Älänner als Helden
gefallen, statt sich nie Lämmer zur Schlachte
bank treiben zu lassen. Den eiskalten Herr?
schersinn Philipps mag die widerspruchslose
Unterwerfung der Legion unter das kaiserliche
'l'odesizrteil befriedigt haben, aber den Künst-
ler luegeisterte die Katastrophe der Mutlosig-
keit nicht, und, was die Hauptsache war,
seinem verfeinerten (Seist widerstrebten Greuel-
szcnen. So entstand in dreijähriger Arbeit ein
(iemältle, das der enttäuschte Konig in einen
der Siilc des Schlosses vcrbannte.
Den Mißmtxt des Monarchen erregte von
vornherein, daß lll (jreco das Martyriuin zur
Seite geschoben hat, denn den Hauptteil des
Bildes nimmt die Entschließung des lleiligen
und seines Stabes ein, lieber den Tod zu
erleiden, als dem Glauben abtrünnig zu
werden. Rechts steht Mauritius mit seinen
Offizieren und seinem kleinen Sohne, und
links neben ihnen sehen wir zwei Regierungs-
hcamte, die den Männern zum Gehorsam
zureden. Den einen kennzeichnet sein Schuhe
werk als kaierlichen Abgesandten, der nicht
barfuß von Rom nach Gallien gereist war.
Mit eindringlichen XY orten weist er mit der
rechten Hand auf den Martertod hin, der den
Widerspenstigen ilroht. Sein Gefährte mit dem
lliiclten zum ßcschatier konnte der Statt-
halter der Provinz sein; sorgenvoll mit?
fühlend fragt er Xlauritius, was nach dessen
Tode aus dem Kinde werden sollte. Statt
aller Antwort zeigt Mauritius gegen Himmel,
wo ihn die M rtyrerkrone erwartet. Seine
hoheitsvolle Würde und die tinerschütterliche
Haltung seiner Lhtergebenen machen sichte
lieh liindrtick auf die Beamten. Aber einige
Sonderbarkciten an den Vniformen und Waden
widersprechen dem Ernst der Situation und
verraten, dali ljl (lreco sich mit seiner Äufgabe
nicht versöhnen konnte. Besonders befremdet,
daß die Befehlshaber der Legion, die ihre
llahitc, ihre Spieße und Schwerter mitgebracht
haben, gleich dem Statthalter mit nackten
Füßen und Beinen zur lebensentscheitlenden
fiusspraclie gekommen sind.
Der Auftrag, ein Blartvrium zu malen, war
für lil (Jreco selber eine Matter, aus der er
in bitterem Sarkasmus Rettung suchte. S0
linden wir auf dem linken Bildteile nicht, wie
die Kritik behauptet, den Martertotl der
Legion, sondern in einer Darstellung voll von
grotesken Tilenienten eine skizzenhafre Illu-
strierung der Ermahnungen des römischen
Legaten, also gewissermaßen das Martyrium
aus zweiter Hand. Den Legionären, die so
zahlreich sind, daß sie durch eine Stange
zurückgehalten werden müssen, steht ein
einziger Henker gegenüber. Es gibt kein
Schafott und keinen Richtblock, und das
Richtschwert ist durch einen Säbel ersetzt,
mit dem man eher Disteln als Älänner hatte
köpfen können. Das Opfer, dem der Henker
trotz allem gerade den Kopf abgeschlagen hat,
muß sich im Tode umgedreht haben, denn der
Torso liegt auf dem Rücken statt auf der
Brust; kein 'I'ropfcn Blut enttließt den durche
48
t E! Grcco. Das Ilegrwbnls
des 0mm (lrgaz isxn.
o1, 480 - am cm. Toledn.
Saum Tome
EI Grccu, JUYQC Nlailurl.
der Sohn du Kunxllcrs.
Aussrhiuirt am Abb. 3 m
cmer Vcrklelncimlg xon
. Der heilige
xm-rm. Um 139771590.
o1, m1 vs U}! (am der
(zwar. at- s". losf" m To_
lr'('l0).l"lIll.lvlcllrl1i.l. nimm
Pa-k, ]oseph u tat-w
trennten Adern. Niemand räumt die Toten
weg und bald wird ihre Anhäufung dem
(Semetzel ein Ende setzen müssen. Aber die
negativen Komponenten des Bildes sind im
Grunde nichts anderes als Klage und Anklage
angesichts so furchtbarer Unmenschlichkeit.
Herzerschiitternd schließt lil (ireco das tragi-
sche Geschehen, indem er den Ileiligen, der
aber paradoxerweise noch immer schwerte
bewaffnet ist, an Priesters statt den Tod-
geweihten Trost und Zuversicht spenden läßt,
bis zuletzt auch an ihn die Reihe kommen
wird.
Längst wurde als falsch die Meinung aufgee
geben, daß lil Grecu astiginatisch oder
irrsinnig gewesen wäre. Llnbelehrt davon be-
zeichnen ihn einige Autoren als hlanieristen.
El Grcco lebte bis in den Sommer 1566 als
Maler in Kandia. Damals arbeiteten in Venedig
griechische Künstler, unter ihnen einer münd-
lichen Überlieferung zufolge auch Grecos
ehemaliger Lehrer. Ihre Bilder in der Kirche
San (iiorgio dei (ireci und im angeschlossenen
Hellenischen Museum sind rein byzantinisch.
In einer Blütezeit italienischer Älalerei hielten
die Griechen auch dort an ihrem Stil fest.
In diesem war lil (lreco ausgebildet worden,
denn eine andere Kunstrichtung gab es auf
Kreta nicht. Aber es ist denkbar, daß der
junge Mann im llause eines reichen Kauf-
manns ein oder das andere moderne Bild