Krsek
xS FRESKO VON FRANZ
ITON MAULBERTSCH IM
HENSSAAL DER KREM-
ERER RESIDENZ - ZUR
AGE SEINES KOLORITS1
ERKUNGEN l - 2
Arbeit in eine vcr "chzete und teilweise umgearbeitete
sion einer ausüihxliclxeren. 1961 publizierten Studie
ShomXk raci Blosuückö fzkulty brnönskä univcrsiky,
961, F Es. 5. S. 349i.
mit S3]. Spoloöenski funkt: Maulberßchovy fxßky
e
Smlm kromlrilikäho zämku. Uminl 2 svlt IIIIII,
Bei der ersten Begegnung mit Maulbertschs
Deckenfresko im Lehenssaal der ehemaligen
fürsterzbischöflichen Residenz in Kremsier
(1759) wird der Betrachter allein schon
von dem ungeheuren Farbenreichtum
gepackt, ehe er noch die einzelnen Szenen
„zu lesen" beginnt. Er wird von der
stark belebten Fläche beeindruckt, die sich
durch das illusionistische Gemälde in den
freien Raum öHnet und in höchstem Maße
von der Bewegung der farbigen Massen
erfüllt ist. Die weitgespannte Decke, die
kräftigen Kompositionslinien, die das ganze
Gemälde durchwirken, steigern noch die
Dynamik dieses Hauptwerks von Maul-
bertsch. Der Maler entfesselte ein wahres
koloristisches Feuerwerk in einer breiten
Skala von satten Farbqualiräten bis zu
feinsten Nuancen.
Das Kolorit des Kremsierer Freskos reprä-
sentiert eine der äußersten Stufen, die von
der Barockmalerei erreicht worden ist. Die
völlige Verschmelzung der Farbe mit Licht
und Atmosphäre ließ ein ätherisches Flui-
dum von farbigem Lirht entstehen. ]
Gemälde zeigt dem Beschauer den un
grenzten, von der Lichtatmosphäre
füllten Raum, aus dem die Gestal
gleichsam geboren werden. In ihnen puls:
das Leben des farbigen Lichtes mit a
jener suggestiven Lebensfülle, die e
Kunst zu demonstrieren wußte, in der
dreihundertjährige Entwicklung des r
lerischen Sensualismus ihren Gipfel u
zugleich Endpunkt fand.
I.
Malerisch reicher als die Mittelgruppe, e.
Allegorie auf den Auftraggeber des Fresk
den Olmützer Bischof Graf Leopold Eg]
sind die Szenen aus der Geschichte x
Bistums in der Kämpfer-Zone. Durch i]
Analyse läßt sich die Koloritstruktur t
Kremsierer Freskos am besten versteh.
Vielleicht am bemerkenswertesten si
zwei einander benachbarte Szenen: Bisc}
Bruno, der Begründer der Lehenshoh
Franz Anton Maulbcnsch. Szenen aus dem Dccken-
fresko im Lehensanl der Rcsidcnz in Krcmsicr; links:
Kaiser Ferdinand n. empfängt die Prälaten; rechts:
Bischof Bruno vor König Picmysl Omkax
Franz Anton Maulbensch, Anschnitt aus dem Decken-
frcsko im Lehtnssaal der Residenz in Krenxsier. Allegorie
auf den Aufkmggcber, Bischof Leopold Graf von Egkh
des Olmützer Bistums, vor Pfemysl Ora-
kar II., und Kaiser Ferdinand II. empfängt
die Olmützer Kirchenfürsten.
In verschwenderischer Fülle zeigt Maul-
bertsch seine erregende Farbenphantasie, die
hier, wie überhaupt im gesamten Frühwerk
des Malers, von ausgesprochen expressivem
Charakter ist. Die Farbenexpression geht
freilich mit der Formexpression Hand in
Hand, weshalb treffend gesagt werden
konnte, daß in diesem Gemälde alles wie
von einem komplizierten System gekrümm-
ter Spiegel verzerrt istl. Hohe, schlanke
Gestalten sind zumeist verschiedentlich
gedreht und verschraubt, die Umrisse der
auffällig zusammengedrängten Figuren sind
gebogen und unregelmäßig, ihre unruhigen
Bewegungen lassen an einen brennenden
Holzstoß mit springenden Flammen denken.
Besonders die Hände mit den langen
nervigen Fingern steigern den Eindruck
eines unruhigen Flatterns. Manche Physio-
gnomien weisen ausgesprochen bizarre
Züge auf; die nördliche Vorliebe für das
Charakteristische reicht hier bis an die
Grenze der Karikatur.
Das violette Dunkel des Zeltes umhüllt
in der Piemysl-Szene einige Figuren, die
in gebrochenem Kolorit ausgeführt sind.
Zwischen ihnen erscheint die halbbeleuch-
tete Gestalt des Bischofs Bruno. Von dem
Dunkel des Zeltes hebt sich die mächtige
Gestalt des Königs Premysl im golden
glänzenden Harnisch wirkungsvoll ab. In
unmittelbarer Nähe seines prächtigen Man-
tels mit orangefarbenem Saum liegt eine
leuchtende Farbinsel, die aus der rosig-
grüngelben Gruppe eines Pagen, eines alten
Höflings und einer Flagge besteht.
Diese Gruppe ist ein auffallend rafiniertes
Gebilde. Schon ihre Zusammenstellung hat
etwas gesucht Doppeldeutiges: der Kopf
des Greises scheint mit dem massig sich
bauschenden Mantel des Pagen ein or-
ganisches Ganzes zu bilden. Das bestim-
mende Motiv der Gruppierung sind die
ausdruckmäßig bedingte Überspitzung und
der Kontrast: das beweist schon das
Nebeneinander der hellen, fast immat
len, zyklamenfarbencn Gestalt des F
und des schweren Mantels von ai
ordentlich intensiver grasgrüner Farbe
sich in übermäßig großen, steifen
wuchtigen Falten bricht. Es entstehen
eigentlich drei Kontrastpaare: der Gc
satz des Unkörperlichen und des b!
Körperlichen, der gedämpften und
intensiven Farbigkeit und darüber hi
der Gegensatz von zwei Kompleme
farben, Rosa und Grün. Der man
durchgezeichnete Kopf des Greiscs
trastiert mit dem weichen Hut und
der Fahne, die trotz ihrer verhältnisxr
klaren Kontur einen atmosphärisch leit
Charakter zeigt. Auch der Gegensatz
schcn dem jugendlichen, zart ros
Antlitz des Pagen und dem durchfurc
rötlichen Gesicht des Greises gehör
diesen Bereich der überspitzten und
mehrten Kontraste. Die ganze Gruppt
eine vertikal gedehnte, mäßig gebo;
im Umriß stark gegliederte Form, s