MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 87)

Krsek 
xS FRESKO VON FRANZ 
ITON MAULBERTSCH IM 
HENSSAAL DER KREM- 
ERER RESIDENZ - ZUR 
AGE SEINES KOLORITS1 
ERKUNGEN l - 2 
Arbeit in eine vcr "chzete und teilweise umgearbeitete 
sion einer ausüihxliclxeren. 1961 publizierten Studie 
ShomXk raci Blosuückö fzkulty brnönskä univcrsiky, 
961, F Es. 5. S. 349i. 
mit S3]. Spoloöenski funkt: Maulberßchovy fxßky 
e 
Smlm kromlrilikäho zämku. Uminl 2 svlt IIIIII, 
Bei der ersten Begegnung mit Maulbertschs 
Deckenfresko im Lehenssaal der ehemaligen 
fürsterzbischöflichen Residenz in Kremsier 
(1759) wird der Betrachter allein schon 
von dem ungeheuren Farbenreichtum 
gepackt, ehe er noch die einzelnen Szenen 
„zu lesen" beginnt. Er wird von der 
stark belebten Fläche beeindruckt, die sich 
durch das illusionistische Gemälde in den 
freien Raum öHnet und in höchstem Maße 
von der Bewegung der farbigen Massen 
erfüllt ist. Die weitgespannte Decke, die 
kräftigen Kompositionslinien, die das ganze 
Gemälde durchwirken, steigern noch die 
Dynamik dieses Hauptwerks von Maul- 
bertsch. Der Maler entfesselte ein wahres 
koloristisches Feuerwerk in einer breiten 
Skala von satten Farbqualiräten bis zu 
feinsten Nuancen. 
Das Kolorit des Kremsierer Freskos reprä- 
sentiert eine der äußersten Stufen, die von 
der Barockmalerei erreicht worden ist. Die 
völlige Verschmelzung der Farbe mit Licht 
und Atmosphäre ließ ein ätherisches Flui- 
dum von farbigem Lirht entstehen. ] 
Gemälde zeigt dem Beschauer den un 
grenzten, von der Lichtatmosphäre 
füllten Raum, aus dem die Gestal 
gleichsam geboren werden. In ihnen puls: 
das Leben des farbigen Lichtes mit a 
jener suggestiven Lebensfülle, die e 
Kunst zu demonstrieren wußte, in der 
dreihundertjährige Entwicklung des r 
lerischen Sensualismus ihren Gipfel u 
zugleich Endpunkt fand. 
I. 
Malerisch reicher als die Mittelgruppe, e. 
Allegorie auf den Auftraggeber des Fresk 
den Olmützer Bischof Graf Leopold Eg] 
sind die Szenen aus der Geschichte x 
Bistums in der Kämpfer-Zone. Durch i] 
Analyse läßt sich die Koloritstruktur t 
Kremsierer Freskos am besten versteh. 
Vielleicht am bemerkenswertesten si 
zwei einander benachbarte Szenen: Bisc} 
Bruno, der Begründer der Lehenshoh
	            		
Franz Anton Maulbcnsch. Szenen aus dem Dccken- fresko im Lehensanl der Rcsidcnz in Krcmsicr; links: Kaiser Ferdinand n. empfängt die Prälaten; rechts: Bischof Bruno vor König Picmysl Omkax Franz Anton Maulbensch, Anschnitt aus dem Decken- frcsko im Lehtnssaal der Residenz in Krenxsier. Allegorie auf den Aufkmggcber, Bischof Leopold Graf von Egkh des Olmützer Bistums, vor Pfemysl Ora- kar II., und Kaiser Ferdinand II. empfängt die Olmützer Kirchenfürsten. In verschwenderischer Fülle zeigt Maul- bertsch seine erregende Farbenphantasie, die hier, wie überhaupt im gesamten Frühwerk des Malers, von ausgesprochen expressivem Charakter ist. Die Farbenexpression geht freilich mit der Formexpression Hand in Hand, weshalb treffend gesagt werden konnte, daß in diesem Gemälde alles wie von einem komplizierten System gekrümm- ter Spiegel verzerrt istl. Hohe, schlanke Gestalten sind zumeist verschiedentlich gedreht und verschraubt, die Umrisse der auffällig zusammengedrängten Figuren sind gebogen und unregelmäßig, ihre unruhigen Bewegungen lassen an einen brennenden Holzstoß mit springenden Flammen denken. Besonders die Hände mit den langen nervigen Fingern steigern den Eindruck eines unruhigen Flatterns. Manche Physio- gnomien weisen ausgesprochen bizarre Züge auf; die nördliche Vorliebe für das Charakteristische reicht hier bis an die Grenze der Karikatur. Das violette Dunkel des Zeltes umhüllt in der Piemysl-Szene einige Figuren, die in gebrochenem Kolorit ausgeführt sind. Zwischen ihnen erscheint die halbbeleuch- tete Gestalt des Bischofs Bruno. Von dem Dunkel des Zeltes hebt sich die mächtige Gestalt des Königs Premysl im golden glänzenden Harnisch wirkungsvoll ab. In unmittelbarer Nähe seines prächtigen Man- tels mit orangefarbenem Saum liegt eine leuchtende Farbinsel, die aus der rosig- grüngelben Gruppe eines Pagen, eines alten Höflings und einer Flagge besteht. Diese Gruppe ist ein auffallend rafiniertes Gebilde. Schon ihre Zusammenstellung hat etwas gesucht Doppeldeutiges: der Kopf des Greises scheint mit dem massig sich bauschenden Mantel des Pagen ein or- ganisches Ganzes zu bilden. Das bestim- mende Motiv der Gruppierung sind die ausdruckmäßig bedingte Überspitzung und der Kontrast: das beweist schon das Nebeneinander der hellen, fast immat len, zyklamenfarbencn Gestalt des F und des schweren Mantels von ai ordentlich intensiver grasgrüner Farbe sich in übermäßig großen, steifen wuchtigen Falten bricht. Es entstehen eigentlich drei Kontrastpaare: der Gc satz des Unkörperlichen und des b! Körperlichen, der gedämpften und intensiven Farbigkeit und darüber hi der Gegensatz von zwei Kompleme farben, Rosa und Grün. Der man durchgezeichnete Kopf des Greiscs trastiert mit dem weichen Hut und der Fahne, die trotz ihrer verhältnisxr klaren Kontur einen atmosphärisch leit Charakter zeigt. Auch der Gegensatz schcn dem jugendlichen, zart ros Antlitz des Pagen und dem durchfurc rötlichen Gesicht des Greises gehör diesen Bereich der überspitzten und mehrten Kontraste. Die ganze Gruppt eine vertikal gedehnte, mäßig gebo; im Umriß stark gegliederte Form, s
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.