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Der Altaraufbau, in dem sich das Gemälde
des Franz Anton Maulbertsch befindet, ist
für die Art des späten Barocks charakteri-
stisch. Er ist eher ein Rahmen als ein
selbständiger architektonischer Aufbau. Die
einschwingende Fläche führt auf das Bild
zu, Pilaster und (iesimse sind dekorativ,
die kräftigen Vuluten Podeste für Zier-
vasen und schwebende Putten. Die unge-
gliederte Wand des Aufsatzes ist durch
das Auge Gottes mit Strahlenkranz und
kleinen Engelsköpfen ausgefüllt. Am un-
tersten Sockel stehen ziemlich selbständig
die beiden großen Statuen der Heiligen
Petrus und Paulus. Das Wandhafte dieses
Altaraufbaues wird noch dadurch beson-
ders betont, daß der Altartisch mit Taber-
nakel und (inadenbild frei davorsteht. Die
Farben des Altares führen auf das Bild
hin. Die äußeren roten Vuluten leiten zu
den hellgrauen Pilastern und dem dunkel-
grauen Altarrahmen über, ein Ton, der in
der Grundfarbe des Gemäldes weitergeführt
wird.
Das Thema des Bildes _ im Dehio wird
irrtümlich „Vision des Ritters Sinzendorf"
angeführt") 7 schildert den heiligen Ägy-
dius. Dieser - angeblich aus einem könig-
lichen Geschlecht in Athen geboren - soll
der Legende nach über Rom nach Arles
gepilgert sein, um sich hier in einer Einöde
allen Ehren zu entziehen. Nahe einer
Quelle lebte er mit einer Hirschkuh, die
ihm täglich Milch gespendet haben soll.
Hier wurde er von dem westgotischen
König Wamba, der während einer jagd
die Hirschkuh verfolgte, entdeckt. Der
Schütze hatte aber anstatt der Hirschkuh
den Mönch getroffen, den er verwundet in
seiner Höhle zu Füßen des treuen Tieres
vorfand. Von diesem Zeitpunkt an wird
das Leben des Ägydius bekannt, für ihn
wird das Kloster St. Gilles gebaut, WO
er 725 allgemein verehrt starb. Die Legende
berichtet auch, daß Karl Martell auf Grund
der Fürbitte des Heiligen von einer schwe-
ren Freveltat losgesprochen wurde").
Die Darstellung, die in französischen Glas!
fenstern des 13. Jahrhunderts mehrfach in
einer szenischen Auffassung erscheint, wird
im 15. und 16. Jahrhundert meist nur auf
die Wiedergabe des Heiligen mit dem
Attribut der Hirschkuh zu seinen Füßen
beschränkt. Die Barockzeit greift die Dra-
matik des Geschehens auf. S0 auch Franz
Anton Maulbertsch. Der Heilige steht im
Dunkel der Felsenhöhle, der Pfeil des
Jägers steckt ihm im Nacken. Vor einem
steinernen Alrartisch, auf dem sich ein
Kreuz und ein aufgeschlagenes Buch be-
findet, neigt er sich segnend dem vor ihm
knienden König zu. Oben, über den
Felsen, schweben zwei Engel mit Stab und
Mitra als Zeichen der künftigen Abtwiitde;
im dunklen Vordergrund links ruht die
Hirschkuh. Rechts im Hintergrund sieht
man die Begleiter des Königs mit einem
Windhund, andere hoch zu Roß, das Jagd?
horn erhoben. Die Komposition des Ge-
mäldes ist sehr streng in eine parallele
Linienführung eingeordnet. Die Richtungen
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