schwung Ungarns beitragen.
Ungefähr zur gleichen Zeit aber begann
Vince Stingl, ein Kleinbürger aus Sopron,
sich mit Experimenten zur Porzellanher-
stellung in Herend zu befassen. Da er arm
war und nicht über genügend Kapital ver-
fügte, dazu noch eine kinderreiche Familie
zu versorgen hatte, mußte er mit Darlehen
arbeiten und war also ständig in finan-
zieller Bedrängnis. Trotz aller Schwierig-
keiten gelang es ihm jedoch um 1838]39,
Porzellan herzustellen. Sein Unternehmen
kaufte im Jahre 1840 Moric Fischer, der
schon 1839 als Pächter einer Steingutfabrik
in Papa aufscheint. Da dieser über ein an-
sehnliches Kapital verfügte und sehr ambi-
tioniert war, außerdem auch Talent zur
Porzellanmalerei besaß, waren alle Voraus-
setzungcn gegeben, die eine günstige Ent-
Wicklung garantierten.
Fischer und seine Söhne erregten mit
ihrem Unternehmen das Interesse Lajos
Kossuths, der als Wortführer der indu-
striellen Entwicklung sie mit allen ihm zu
Gebote stehenden Mitteln förderte und
propagierte. Auch konnte sich Fischer zur
selben Zeit den Beistand seines Gutsherrn
Karoly Esterhzizy sichern, der ihm die
ersten Kunstporzellane zur Nachahmung
lieh und seine Teilnahme auf der Wiener
Gewerbeproduktenausstellung in die Wege
leitete. Die wohl gelungenen Nachahmungen
erregten in Wien allgemeines Aufsehen und
damit war die künstlerische Richtung, in
der sich die Produktion weiterhin entfalten
sollte, entschieden.
Als die Herend-Fabrik ab 1850 auf den
großen internationalen Ausstellungen ihre
Porzellane zeigte, die zumeist Stilkopien
nach den Glanzleistungen der Porzellan-
manufakturen des 18. Jahrhunderts waren,
erntete sie wohlverdienten Beifall. Die
Zeitgenossen rühmten die nachahmende
Tätigkeit, deren Produkte sich kaum von
den Originalen unterscheiden ließen. Doch
nicht nur auf Stilkopien, auf „Wiederbe-
leben und Wiedergabe", sondern über-
raschte bei den Ausstellungen „mit kleinen
Rätseln", wie Jakob Falke im Jahre 1873
feststellte. Diese Bemerkung Falkes bezog
sich in erster Linie auf die technischen
Bravourleistungen der Fabrik, auf die be-
weglichen Scharniere und Ketten aus Por-
zellan.
In der Zeit, in der Moric Fischer die Heren-
der Fabrik leitete, wurde, trotz wirtschaft-
licher Schwankungen, die einmal eingeschla-
gene Richtung der künstlerischen Produk-
tion beibehalten. Zu Beginn der neunziger
Jahre versuchte man dann, eine Art ungari-
schen Nationalstil in der Porzellanherstel-
lung zu prägen. Dieser wagemutige Ver-
such zeitigte sogar schöne Resultate. Es
entstanden die Dekore von orientalischen
Blütenzweigmotiven in Unterglasur- und
Überglasurmalerei, deren sattes Blau mit
den zusätzlichen Farben Purpur und Gold
gut harmoniertcn.
Um die Jahrhundertwende verschloß man
sich auch in Herend nicht den neuen Ten-
denzen des Jugendstils. Fischers Enkel
Jenö von Farkashazy erwarb mit diesen in
Dekor und Form außerordentlichen Por-
zellanen viele Auszeichnungen, so z. B.
1900 in Paris, Petersburg, St. Louis,
Mailand und Turin. Was man heute an der
Porzellankunst von Herend schätzt, sind
weniger die erstaunlichen Nachahmungen
und technischen Bravourleistungen, sondern
das, was die Firma in ihrem beinahe
lßüjährigen Bestand an originellen und
charakteristischen Porzellanen hervorge-
bracht hat. Das sind in erster Linie die
Erzeugnisse mit dem für Herend eigen-
tümlichen Blumen- und Früchtedekor
sowie den köstlichen kleinen und grüßeren
Vogelplastiken. Der Fachmann wird diese
Erzeugnisse sowie die in ostasiatisehem
Porzcllanstil sofort auf Grund ihres künstle-
rischen Charakters als Arbeiten der Porzel-
lanfabrik in Herend erkennen.
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