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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 89)

ierrot Fere. Bildtcp ich mit Szenen aus der Legende 
er hll. Piat und Fileutherius, ehemals 1402 datiert. 
ournai, Kathedrale 
leistet aus Arras, Passionstcppirli (Ausschnitt). Zara- 
uza, Kathedrale 
ieister aus Arms, Passinnsteppiclt (Ausschnitt). Zara- 
oza, Kathedrale 
ERKUNG 17 
a. O., Abb. 1501i 
den Himmel - schwächer als die anderen 
und wohl wesentlich Gesellenarbeit 7 ist 
fast ganzflächig aufgebaut, nur die Seiten- 
wände des Thrones bewirken eine geringe 
Raumillusion, wogegen die vom Rücken 
gegebenen Engel und die Dreiergruppe 
auf dem Thron keinerlei Tiefe in die Korn- 
position bringen. Im Varientod führt die 
Diagonale des Bettes ebensosehr in die 
Höhe der Fläche wie in die Tiefe des 
Raumes; im Stabwunder lassen sich zwei 
Zonen unterscheiden, die der Figuren und 
die des Altars; in der Vermählung ist 
hinter einem spitzbogigen Tor eine schräg 
in die Tiefe laufende Fensterwand zu 
sehen, auch Figuren sind in dem Einblick 
sichtbar, jedoch bleiben diese Ansätze zu 
einer räumlichen Ausweitung rudimentär. 
Als Gotiker dachte und komponierte der 
Maler extrem von den Figuren aus und 
gab sie schlank, körperlos und ziemlich 
unstatisch. Gewandfiguren und nur dies 
sind sie. Kaum daß sich einmal eine Schul- 
ter, ein Knie, ein Ellbogen markierend 
andeuten. 
In Figuren wie dem Hohenpriester und 
Maria, in ihren schlanken Proportionen 
wie in ihren steil aufsteigenden, schlichten, 
großbahnigen Gewändern spiegelt sich ein 
Abglanz der hößschen Malerei. Nicht nur 
der italienischen Malerei, auch dieser ande- 
ren großen internationalen Strömung war 
der Maler verpfiichtet. An Miniaturen von 
jacquemart de Hesdin muß er sich er- 
innert haben, als er diese beiden Figuren 
entworfen hat, den Charakter seiner Kunst 
haben sie nur da bestimmt, letztlich nur in 
wenigen Faltenmotivcn. Die häßlichcn i 
sichtet und die struppigen Haare und B: 
der Apostel im Marientod mit ihren sch 
ren Mänteln, die steifen Gebärden 
Freier in ihren nur durch einige Bon 
herausgeputzten Alltagskleidern, all das 
auf einem völlig anderen Boden gewz 
sen, läßt sich nur aus der von Ban 
ausgegangenen Tradition erklären. M: 
würdig vulgär ist schon der Christus 
der 1371 datierten Bibel Charles' V., 
realistisch begegnet er auch in der B 
der Sainte-Chapelle (Brüssel, Biblinthe 
Royalc, Ms. 9125) und in der gro 
Pariser ApokalypseW. Und blicken 
zurück zu den Apokalypse-Teppichen 
Angers, so überrascht, wie viele liigu: 
wie viele Gesichter da gleichsam wie X 
stufen erscheinen. Da finden sich sc 
die struppigen oder eiszapfenähnlic 
Bärte, die strähnigen Haupthaare, da s 
auch schon manche Faltenmntive und 
bärdcn vorbereitet. 
Der Realismus war in der zweiten lli 
des 14. Jahrhunderts eine allgemein eurt 
ische Tendenz, er war in Prag, in H 
burg, in Paris, in Italien und nicht zul 
und zum wenigsten in Flandern am WM 
allenthalben legte er die Grundlagen 
eine neue Kunst. Des Malers Realisi 
ist auch aus italienischen Quellen ges]: 
worden, dem flandrischen, wie er in 
Handschriften in Wiesbaden, Brüssel 
in der Morgan Library begegnet, wai 
aber wohl entwachsen, und wir möcl 
vermuten, dall mit diesen Handschri 
der Kreis im weitesten Sinn umrissen
	        
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