steiner im nördlichen Querhaus der Mur-
auer Pfarrkircheöß und das schon erwähnte
religiöse Ausschmückungsprogramm der
Strechauer Burgkapelle des H. F. Hoff-
mann 64.
Ein weiterer Nichtitaliener war in der
Riegersburg (Oststeiermark) tätig, wo er
1589 die Decken des Bilder- und Römer-
zimmers bemalte. Er scheint von Spranger
beeinHußt, dessen zerstörte Wiener Male-
reien er vielleicht gekannt hatte 65.
Interregnum und Erzherzog Ferdinand
(1595-1619):
Da beim Tode Karls dessen ältester Sohn
Ferdinand noch nicht großjährig xivar, be-
stimmte der Kaiser Erzherzog Ernst zum
einstweiligen Landesverweser. Um das Ge-
denken an ihren verstorbenen Gemahl zu
ehren, beschloß die Erzherzoginwitwe, ihm
ein großes Epitaphbild malen und im
Grazer Dom aufhängen zu lassen. Sie berief
1591 den Niederländer Jakob de Monte aus
Wien, der bis zu seinem Tode 1593 in Graz
blieb und neben dem großen Epitaph auch
eine Serie von acht Bildnissen erzherzog-
licher Kinder, darunter auch des jungen
Ferdinand (Abb. 4), schufüb. Mit ihm ge-
langt erstmals ein rein niederländischer
Malstil an den Grazer Hof, angelehnt an die
Portratkunst Lukas Valckenlaorchs und
Frans Pourbus d. Ä., wie er gleich auch
schon in Wien gepflogen wurde. 1594 ließ
Maria den festlichen Leichenzug ihres Ge-
mahls in einer Folge von 40 Blättern in
Kupfer stechen. Die Entwürfe dazu dürften
von dem aus ihrer Heimatstadt München
zugewanderten Georg Peham stammen, der
18
im selben Jahr die bekannte Ansicht von
Graz stach67. Gleichfalls 1594 erhielt die
1586 zur Haupt- und Stadtpfarre erhobene
ehemalige Dominikanerkirche ihr neues
Hochaltarbild, eine Himmelfahrt Mariä. Sie
wird bisher allgemein der Werkstatt dcs
Tintoretto zugeschrieben 68, und es kündigt
sich bereits der venezianische Spätmanieris-
mus an, der bald darauf durch de Pomis so
wirkungsvoll vertreten werden sollte.
Vorher sind aber noch einige Maler zu er-
wähnen, die für die Erherzoginwitive tätig
waren. Neben dem Italiener Balrhasare
Grineo, der nur untergeordnete Arbeiten
ausführte70, ist vor allem der Niederländer
Egyd de Rye zu nennen, der 1596 Grazer
Hofmaler wurde. Er führt sich mit einem
Ölbildchen der „Grablegung der hl. Katha-
rina" ein und erhielt hierauf die Fresko-
malereien in der Hofkapelle übertragen, in
der schon Licinios Altarbild stand (Abb.
5)71. Möglicherweise kann er auch als
Autor zweier um 1598-1600 entstandener
Bildnisse, des Ferdinand mit Hund und der
Erzherzoginwitwe, angesehen werden, die
den niederländischen Porträtstil am Grazer
Hof fortsetzten7l. Als Rye 1605 in Graz
verstarb, schuldete ihm der Hof noch
550 Gulden.
Wenn die meisten der bisher genannten
Grazer Hofkünstlcr aus Wien geholt wur-
den, so muß auch der Beziehungen zum
Prager Kunstkreis Rudolfs ll. gedacht
werden, die gerade in diese Zeit fallen. Um
das Jahr 1598 hatte nämlich Maria bei Hans
von Aachen eine Altartafel bestellt, von
deren Aussehen Wastler zu berichten weiß73,
über deren Verbleib allerdings keine N
richten erhalten sind. Derselbe Kün
kam gegen 1605 anläßlich einer Italieni
nach Graz und porträtierte Erzherzi
Maria Magdalena, da sich Kaiser Ru
gerade nach einer Braut umsah und,
damals üblich, von seinen Hofmalern
Konterfeis der in Frage kommenden l-
zessinen versorgen ließ". Auch der Pr.
Hofmaler Josef Heintz cl. Ä. soll dan
und zwar 1603, in Graz gewesen s
Wastler vermutet zu einem ähnlichen Zv
Wie Aachen75. Schließlich hat auch
Niederländer Frans Pourbus d. Ru
mit Porträts von Heiratskandidatinncn
liefert, worunter sich auch Steirerin
befanden76.
Im Jahre 1595 war Erzherzog Ferdin
von der Jesuitenuniversität Ingolstadt r
Graz zurückgekehrt und übernahm
3. Mai, i7jährig, die Regierung. Mit s
kem Willen setzte er die Niedcrringung
Protestantismus durch und führte die Ge;
reformation mit seiner k0mpr0mißl(
Politik zum Sieg. Doch vergaß er dari
nicht die Kunst, sondern verstand e:
geradezu barocker Manier, sie geschiek
den Dienst seiner politischen Ideen
stellen. Er vermochte einen Künstler an
Hof zu ziehen, der für diese heikle Auf;
wie gescharTen war: den aus Lodi stamn
den Giovanni Pietro de Pomis, der bis i
bei Erzherzog Ferdinand von Tirol
arbeitet hatte. Seine große Begabung,
er auch als Medailleur und Architekt
wies, brachten ihm zusätzlich die Wi
eines Festungsbaumeisters und vor al