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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 91)

Schüml mit hcrzfdrmig durchbxßchencr Fahne, Alli 
wa pcn des Ehepaares Iixgi Zikmund am Zastrizl 
Alz er: Gedeuka Korwtzowska aus Olcsxxicky. Mah 
dat. 1502 
Kachel mit dem Wappen des Kardinals Fürst Frul 
Dictrichstein. Mihrcn, vor 1620. Mährischcs Muse 
BIÜIIH 
Schüssel mit dem Allianzwappen Collalro-Straltm 
Wtslunglm. am. 1691. Nicderösrcrrcichisclxcs Lah 
muscum, Wim 
Schüsel mit Wappen. Wohl Wcsruxlgam. m00 0 
reichischcs Museum m: ingtwlndit Kllnil, w. 
  
werden sparsam angewendet, es ist edelster 
Renaissancestil, der den Dekor beseelt. 
Die graphischen Vorlagen, deren sich die 
Weister bedient hatten, sind erschlossen 1. 
Die sorgfältige Ausformung, Eleganz und 
Farbenpracht des minuziös gezeichneten 
Dekors der Habanergeschirre erregte Be- 
wunderung. In mährisehen Schloßinven- 
taren des frühen 17. Jahrhunderts fungieren 
die „neuchristlichen" Fayencen sogleich 
hinter den Arbeiten aus Gold und Silber 3. 
Bereits in ihrer Entstehungszeit waren diese 
Geschirre rar und gesucht, pHegten doch 
die Habaner ihre Brennöfen jährlich bloß 
viermal anzuheizen. 
a 
Da die Habaner als Wiedertäufer seit ihrem 
Erscheinen in Mähren im Jahre 1525 
dauernd ärgsten Verfolgungen ausgesetzt 
waren - 1528 wurde ihr Anführer 
Balthasar Hubmaier, der ihrer 12.000 um 
sich versammelt hatte, zum Verbrennungs- 
tode verurteilt, sein Nachfolger Jakob 
Huter, ein Tiroler, endete am 3. um 1536 
aufdem Scheiterhaufen, 1547-1554 mußten 
viele Brüder in das benachbarte Ober- 
ungarn Hiehen --, stellten sie sich unter 
den Schutz mächtiger Adeliger, die sie vor 
den Ausweisungsbefehlen der Stände so 
lange es nur irgend ging, zu beschirmen 
vermoehten4. Am Anfang setzte sich die 
Familie Liechtenstein für die Habaner ein. 
Die meist protestantischen Adeligen, die 
die Habaner auf ihren Gütern aufnahmen, 
bestellten bei den Meistern Geschirre, ver- 
sehen mit dem Familienwappen und der 
Jahreszahl. Die Kenntnis der Lage der 
Güter dieser Herren liefert uns wertvolle 
Anhaltspunkte zur Lokalisierung der je- 
weiligen Produktionsstätte. Die stilistischen 
Eigenheiten einzelner Werkstätten können 
gegeneinander abgewogen werden, außer- 
dem ist es möglich, durch den Vergleich 
mit sicher lokalisierbaren Stücken Zu- 
schreibungen an die einzelnen Produktions- 
zentren in Mähren, Oberungarn, West- 
ungarn und Siebenbürgen vorzunehmen. 
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts tritt die 
Familie Lobkowitz für die Habaner ein. 
Sie ist es, für die das sogenannte Raudnitzer 
Service angefertigt worden ist, von dem 
sich Schüsseln mit gitterartig durchbrochen 
gearbeiteter Fahne und der Jahreszahl 1598, 
bemalt mit einem Blumenstrauß in der 
sogenannten italienischen Vase (Abb. 2) 
u. a. im Kunstgewerbemuseum Prag er- 
halten haben 5. 
Das früheste uns bekannte Habanergefäß 
ist ein 1593 datierter bauchiger Krug, den 
ein Töpferemblem ziert und der mit einem 
für die Denkweise der Habaner charak- 
teristischen Spruch versehen ist". Zu 
dieser Zeit war die Sekte vorübergehend 
toleriert. 
1617 datiert und mit den Initialen des 
Grafen Wilhelm Slavata Z. Hradce ver- 
sehen ist eine Schnabelkanne des Prager 
Kunstgewerbemuseums. Der Besteller die- 
ser Kanne war einer der beiden Ratsherren, 
die ein Jahr später, 1618, Opfer des un- 
blutigen zweiten Prager Fensterstur 
werden sollte. Der in der Folge entbr 
nende Dreißigjährige Krieg machte 
dem Erstarken der Gegenreformation n: 
der Schlacht am Weißen Berge am 8. l" 
vembcr 1620 die Lage der Habaner 
Mähren unhaltbar. Friedrich V., der „W 
terkönig", hatte die Sekte favorisiert. 
war mit der Tochter König Jakobs 1. i 
England vermählt. Sein jüngerer So 
Prinz Rupert (gest. 1682), lebte in E 
land und ließ dahin um 1664 einen l 
banermeister aus Sarospatak, dem Famili 
sitz des Georg Rakoczi, Fürsten w 
Siebenbürgen, kommen. Von den d 
 
gefertigten Gefäßen ist eine weiße Schü 
erhalten, auf deren breiter Fahne 
gekrönte Lilienwappen, flankiert von z 
Palmzweigen, aufscheint. 
Der Nachfolger Kaiser Mathias', Fe 
nand II., forderte arn 17. September 1 
Kardinal Fürst Franz I. Dietriehstein (1 
bis 1636), Bischof von Olmütz, Gul 
nator von Mähren, auf, die YXfiedertäi 
des Landes zu verweisen (Abb. 4). l 
Befehl wird mit drakonischer Strenge 
Oktober desselben Jahres ausgeführt. I 
ser mächtige Widersacher der Habai 
dessen Befehl, ihren Glauben aufzuge 
und katholisch zu werden, die Brü 
getrotzt hatten, zwang sie, an der Schw 
des Winters samt Kranken und Kind 
aufzubrechen. An den Geschirren 
Habaner hatte er jedoch Gefallen gefund
	        
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