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herigen Jahrhunderten zusammengenom-
men. Beginnen wir wieder bei den topf-
artigen Formen. Sie sind offensichtlich
noch immer das am häufigsten erzeugte
Geschirr. Charakteristisch scheint dabei vor
allem das Auftreten des ersten Henkel-
topfes gegen Ende des 15. Jahrhunderts
mit dem ockergelb gebrannten Münzgefäß
von Raasdorf (Abb. Ifll); Entsprechungen
dazu sind auf den Tafeln des Meisters der
Gamperner Flügel in der Nachfolge des
Schottenmeisters zu linden (Abb. U12).
Wie diese besitzt auch er einen relativ
englichtigen Henkel. Seine Sonderstellung
ist deshalb noch bemerkenswert, weil er
in unserem Raum das zweite erhaltene
Objekt, welches glasiert ist, repräsentiert;
wir erinnern uns noch an die außen auf-
getragene Glasur der Sparkasse von Pern-
hofen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts.
Hier nun wurde die Innenseite erstmals
dick braunziegelrot glasiert, am oberen
Rand und auf dem Deckel ist sie ausge-
ronnen. Zweifellos zeigt das, daß Glasuren
nun schon häufiger zu werden beginnen
und die Möglichkeiten zu dieser technischen
Verfeinerung sich vom 13. Jahrhundert an
zumindest erhalten haben. Wie wir jedoch
sehen, trat die Glasur bis dahin in der
Gebrauchskeramik ziemlich selten auf. Aus
ebenderselben Zeit wird von einer Glasur
an einem anscheinend ähnlich walzen-
förmigen Henkeltopf aus Enzetsdorf bei
Staatz berichtet; eine etwas ältere, die
vermutlich ebenfalls nur innen aufgetragen
wurde, stammt von einem Krüglein aus
Klosterneuburg. Im großen und ganzen
hat dieses jüngste, uns tatsächlich vor-
liegende Raasdorfer Objekt faßartig-wal-
zenförmigen Charakter, die Bauchung tritt
nicht besonders stark hervor, wie bei den
übrigen Stücken aus dieser Zeit, die alle
über ihrer etwas schmaleren Bodenplatte
oberhalb einer leichten Wandausschwin-
gung einen mächtigen, ausgewölbten Bauch
besitzen. Es ist bei der gesamten Topf-
anzahl über der halben Gefäßhöhe stärker
als oberhalb der unteren Aufschwingung
eingekrümmt. Und beide Elemente zu-
sammen - ein weiteres Ausziehen der
ursprünglich stärker gerundeten Bauchung
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zu einer teilweise schmälercn Bodenplatte
hin und einer rascheren Einkrümmung
unterhalb einer deutlich ausgearbeiteten
Schulterkante - sind die wesentlichsten
Charakteristika innerhalb dieser Formen-
gtuppe. Die Entwicklung der Vorläufer
bis hierher konnte schon im vorigen jahr-
hundert beobachtet werden. Interessant ist,
daß das älteste Gefäß, der Münztopf von
Mitterndorf (Abb. U5), und der jüngste
dieser Reihe, das Henkeltöpfchen von
Raasdorf (Abb. Ifll), neben der ähnlichen
braungelblichen Brandfarbe ein weiteres
formales Merkmal, das sämtliche anderen
dazwischenliegenden aufweisen, nicht be-
sitzen, nämlich eine deutlich abgesetzte
Schulterkante, obwohl, wie schon erwähnt,
gerade das erstere Objekt durchaus schon
ganz dem Formwillen seiner Nachfolger
angeglichen scheint. Auch muß erwähnt
werden, daß sämtliche erhaltenen Objekte
etwa derselben Größenordnung zugehören.
Zweifellos gab es daneben auch Groß-
formen. Schon der zweite in unserer Reihe,
der Pottenbrunner Topf (Abb. I[6), ist
höher als die anderen, und die Münztöpfe
von Oberweiden und Groissenbrunn sind
ausgesprochene Kleinformen. Ein weiteres
übereinstimmendes Detail dieser formal
doch irgendwie zusammengehörigen, in
hell- bis dunkelgrauen Farbtönen gebrann-
ten Mirtelgruppe, zu der der Pottenbrunner,
l407fO8, Oberweidener, um 1420 (Abb. II7),
Bergerner, 1426 (Abb. U8), Groissenbrun-
ner, nach 1440 (Abb. U9), und Ossarner,
1450 (Abb. Ijlü), Münztopf gehören, ist
der über der bezeichnenden Schulterkante
aufgesetzte hohe, leicht eingeschwungene
Kragen mit dem lippenförmigen Rand.
Das Maß seiner Unterkehlung differiert
von einer sehr starken beim Münztopf von
Portenbrunn, bis zur von der Seite cin-
schaubaren Unterseite beim Münztopf von
Groissenbrunn (nach 1440). Die Ver-
bindungen dieser Gefäßausformung der
Ränder reichen schon ins vorige jahr-
hundert zurück; ganz neu hingegen ist
nun der höher aufgezogene Hals über dem
Schulterknick. Nur das jüngste, das Raas-
dorfer Stück, macht auch hierbei wieder
eine Ausnahme. Hier ist der umgcstülpte
Rand an der Außenseite etwa gerade, steil
nach auswärts gelehnt abgeschnitten. Bei
ihm gibt es auch um die Mitte einen
bewußt angebrachten Dekor: zwei schmale,
stärker eingekerbte, parallele Furchen wer-
den etwa in der halben Gefißhöhe an der
weitesten Bauchung herumgezogen. Ähn-
liche, nur stärkere, die knapp unter dem
Schulterknick angebracht sind, zeigt aber
auch schon der Münztopf von Pottenbrunn
zu Beginn dieses Zeitabschnittes. Stärkere
Drehrillen am Bauch sind dann nur noch
beim Münzgefäß von Mitterndorf (um
1400), während der Münztopf von Bergern
(1426) um den Hals mehrere feine Furchen
neben einer weiteren, anscheinend nicht
sehr bewußt angebrachten, die sich um
die Bauchung zieht, aufweist.
Die zweite Gruppe unserer Gefäßformen,
die Kruken oder Plutzer, für die der enge
Hals und der Henkel charakteristisch sind,
tritt nun ebenfalls stärker als im vorigen
Jahrhundert in Erscheinung, damals nur
durch zwei gegensätzliche Typen gekenn-
zeichnet; ausgesprochen krugartige Objekte
kommen, obwohl von solchen in den
Fundberichten gelegentlich die Rede ist,
vorläufig nicht wirklich vor, es mag sein,
daß es sich nur um ein Nicht-Erkennen
beider Formgnippen durch die jeweiligen
Bearbeiter handelt. ]edenfalls sehen wir
hier zumindest drei Typen vor uns. Erstens
einmal jene Stücke, deren Henkel aus dem
unteren, manchmal verstärkten Teil des
Kragenrandes zur Schulter herabgezogen
ist; zahlenmäßig sind sie vorläufig am
häufigsten. Ihr Aufbau ähnelt bis über die
Schulter hin im großen und ganzen den
topfartigen. Es ist daher oft schwer, ein
über dieser Stelle verscherbtes Stück den
Töpfen oder Kruken mit Sicherheit zu-
zuweisen; das trifft z. B. beim breiteren
und höher gebauchten Münzgefäß von
Schrems, um 1445 (Abb. II[5), zu. Sein
Habitus ist übrigens in seiner Fragmena
tierung bis zum Ende des 12. Jahrhunderts
zurück verfolgbar. Diese Formen sind nun
im allgemeinen etwas schlanker und höher
ausgezogen, aber ihre topfförmige Her-
kunft kann diese nun erstmals stärker in
Erscheinung tretende Gruppe wohl kaum