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3 1 Georg Pcveiz, Der "Jvvlwm"
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1927 TAT"? Fccvr n P. w. 50x70w,
3 02m; PCV 1. Lwndschcfw m w. OißVr-wevwuvk. 1922
Tusche wd Pmscl. 32x42 cm CHJCÜNSLN: Scvnmhmg
Aloerärc. '."-'wcn
W21 Kuhic, 59x47 (m
Georg Pevetz begegnet den Nötschern. arbeitet
mit dem damals noch unbekannten Boeckl in
Sizilien. spüter begünstigt ihn Max Liebermann in
Berlin, wo Pevetz an der Slevogt-Cassirer-Runde
im Romanischen Kaffee teilnimmt. Gegen Ende der
zwanziger Jahre wird er in Paris den Kunstmüzen
Ambroise Vollard kennenlernen, der den jungen
Österreicher mit Henri Matisse und Maurice
Vlaminck zusammenführt. Letzterer sagte zu
Pevetz: "Meiden Sie Galerien und Museen. Sie
werden in diesen Totenkammern und Leichen-
hciusern der Kunst Ihr Talent vollkommen zur
grunde richten." Vlaminck war um 17 Jahre älter
als Pevetz.
In Paris trat an Georg Pevetz die Schicksalsfrage
heran, sich als ein ebenfalls von Cezanne erweck-
ter, moderner Künstler für die gegenständliche
oder für die untigurative Wiedergabe der Natur
zu entscheiden. Georg Pevetz wählte als echter
Österreicher die Synthese, Wenn er sich um den
Ausbau eines modernen koloristischen Malstils
mühte, standen immer wieder kubistische Ele-
mente einer planimetrisch-sphärischen Farmen-
sprache im Vordergrund.
Am Beginn der zwanziger Jahre dominierte aber
ein subjektiver, expressiver Kolorismus und in
diesem Zusammenhang die Vorliebe des Künstlers
für das Medium der Zeichenkohle und der Tusche.
Seine außerordentliche Sicherheit im Zeichnen
des bewegten Aktes drängte den leidenschaftlichen
Künstler zur Graphik. Sind doch auch Kohle,
Tusche und Feder ideale, suggestiv wirkende
Darstellungsmittel der "Realisation" und „Modu-
lation". Sie interpretieren dem Beschauer eine
Vielfalt von Farbnuancen, und ihre rhythmisch
klingenden Linien verstärken die Aussage, auch
dort. wo im Schwung der Gestaltung manche
Konturen torsisch in Erscheinung treten.
Charakteristisch für diese erste Epoche des Gra-
phikers Georg Pevetz sind seine Blätter „Der
Verkünder", 1921, und der „Frauenakt", 1921.
lm „Verkünder" behalten die scheinbar in Auf-
lösung begriffenen Körperformen ihre klare
plastische Konzeption. deren völlig veränderter
Formalismus eine kommende malerische Ent-
wicklungsstufe vorbereitet. Im „Frauenakt" ist
deutlich der Wille fühlbar, neue Möglichkeiten
für neue Systeme und Formulierungen zu eröffnen.
Beide Akte sind von dsthetisch-revolutionörer
Gesinnung durchpulst.
Die zweite Epoche der Pevetfschen Graphik
gruppiert sich um das Jahr 1925. Nun hat die
Kohle Tusche, Pinsel und Feder zu Gefährten
gerufen. Wir stellen eine scharf akzentuierte
Plastizitüt der Formen fest. Wieder herrschen
leicht hingeworfene Strichfragmente und zarte.
ficichige Tuschtönungen im Kontrast zu tiefsten
Dunkelheiten. Das psychologische Moment und
die Rhythmik der Bewegungen erscheinen kraft-
voll. Eine großangelegte, dramatische Gesamt-
konzeption meidet jedes verwirrende Detail und
erreicht die Wirkung einer malerisch-graphischen
Meisterdarstellung.
Zu diesen graphischen Hochleistungen zählen
unter anderen das Blatt "Träumerei", 1924. Samm-
lung Haags Gemeente Museum. ferner das gra-
phische Blatt ..Bewegter Akt", 1923, Graphische
Sammlung Albertina. Wien, der "Glöckner".
1925, Kulturornt der Stadt Wien. sowie das Blatt
"Zwei Akte", eine eindrucksvoll bewegte Kompoe
sition mit Auflösung der Körperformen durch
differenziert getönte Tuschflüchen und wechsel-
volle Schwingungen einer individuell bedingten
Linienführung.
Die Vermutung verstärkt sich, daß die in der
geschilderten Entwicklung erkennbare Festigung
im Aufbau der Körperformen auf Rechnung der
damals auch in Wien sporadisch wirkenden
kubistischen Impulse zu setzen ist,
Die dritte graphische Stufe eröffnet der Dialog
mit dem Hßlumenstrauil", 1929, es folgen das
raumtiefe, bewegte Blatt „Venedig. Via Gari-
baldi", 1930, British Museum. London, und die
Augenblicksgraphik .,Cafe in Malcesine". 1930,
ein modernes Konversationsstück im Besitz der
Neuen Galerie des Joanneums in Graz. Die ge-
festigte Struktur der graphischen Aussage wirkt
mühelos und zwingend.
Betont unakademische Londschaftsgraphiken be'
gleiten diese Schaffensjahre, so das Litho "Wirts-
hausgarten". 1925. Staatliches Puschkin-Museum.
Moskau, feinst empfundene Landschaften ent-
zücken den Beschauer, so die lyrisch-atmosphäri-
sche Graphik "Landschaft in der Oststeiermark":
eine Liebeserklärung des Künstlers an die Heimat
seiner Jugend. Diese Meistergraphik hat ebenfalls
die Albertina erworben.
Die vehementeste Expression offenbaren die
religiösen Graphiken des Künstlers, so das ori-
ginell komponierte Litho ,.Pieta", 1924, Kultur-
amt der Stadt Wien, und das graphische Blatt in
Tusche, Pinsel und Feder ,.Das Volk erwartet
Pilatus", 1925, Kulturamt der Stadt Wien. der
expressive Holzschnitt „Kreuztragung", 1928,
Graphische Sammlung Albertina, Wien, und das
Litho "Golgatha". 1925. Staatliches Puschkin-
Museum, Moskau.
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