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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 98)

vollendete Neuaufstellung mit Bedacht die 
reine Chronologie gewählt. Dieses Prinzip 
ist systematisch durchgehalten, in der 
musealen Darstellung einer Epoche, eines 
Kulturkreises, eines speziellen hochpoli- 
tischen Ereignisses. Damit soll ein Höchst- 
maß an historischer Anschaulichkeit erzielt 
werden. 
Der Spezialist, der z. B. eine bestimmte 
Waflcngattung (etwa die Handfeuerwaffe) 
studieren will, findet ohne weiteres die 
Gegenstände seines besonderen Interesses 
in der historischen Folge der Säle. Er Endet 
sie zu ihrem besseren allgemeinen Vera 
ständnis umgeben von den Waffen und dem 
Rüstzeug aller anderen Gattungen, mit 
denen sie jeweils zusammen getragen 
wurden. 
Eine Sammlung wie diese, gegründet im 
Geschichtsbewußtsein einer Dynastie, von 
Generation zu Generation aus erinnerungs- 
reichen Gegenständen des kriegerischen, 
des sportlichen und des Festgebrauches 
erwachsen, verlangt diese Ordnung im 
Grunde von sich aus. 
Dabei verbindet sich historische Bedeutsam- 
keit jedes einzelnen Objektes, und sei es 
noch so klein, mit künstlerischer Erlesen- 
heit, mit typologischer Besonderheit, mit 
jeweils höchster technischer Vollendung. 
Das prunkvollste Waffengerät und Rüst- 
zeug, das reine „Kabinettstückf mußte 
dennoch immer gebrauchsfähig sein, der 
reich geschmückte Harnisch hatte genau 
auf den Leib seines Trägers zu passen. Er 
hatte seine praktische Funktion entweder 
im Felde oder bei einer „joyeuse entree" 
zu erfüllen. Das verschwenderisch deko- 
rierte Gewehr ist nicht Attrappe und bloßes 
Schaustiick. Sein Mechanismus hatte un- 
tadelig zu sein, es mußtc sein Ziel treffen, 
wenn nicht auf der Jagd in der freien Natur, 
so beim Schuß auf die Scheibe, wenn der 
Fürst ein Preisschicßen veranstaltete. 
Groß ist der Ehrgeiz des Kaiserhauses, auf 
diesem höchst wichtigen Gebiet an der 
Spitze zu stehen, Womöglich von keiner 
anderen Herrscherfamilie übertroffen zu 
werden - nicht vom König von Frankreich 
und nicht vom türkischen Großsultan. Dies 
sind die beiden ständigen mächtigen Rivalen 
in West und Ost, die entscheidenden Trieb- 
kräfte nicht nur in der Politik, sondern 
ebenso was Kunstmäzenatentum, was För- 
derung des Prunkwaffenwesens betrifft. 
Wahrlich, dieser Ehrgeiz ist durch die Jahr- 
hunderte ein bestimmender Beweggrund 
für den Ausbau der habsburgischen dyna- 
stischen Rüstkammern. 
Diese in ihrer überragenden Bedeutsamkeit 
möglichst vollständig, überschaubar und 
eindrucksvoll darzustellen, ist die wesent- 
liche Aufgabe einer Musealgestaltung unse- 
rer Zeit. Die überzeugende Wirkung ging 
seit je von ihren rund 250 individuellen 
Harnischen aus. Alle Formen und Arten 
des 15. bis 18. Jahrhunderts sind vertreten, 
getragen von Fürsten und Feldherren. 
Einzeln überlieferte Harnischteile, vor 
allem Helme und Schilde, Kürißsättel und 
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Jörg Scqscnhofcr, Innsbruck, datiert 15:1. und Leonhzrd 
Mcuxl (Alzmalcr): 
Küriß (schwcrcr Reilerhamisch) aus einer Hamisch- 
reihe a: spitcrcn Kaisers Fcrdinand 1. (1503-1554). 
(A 412 a)
	        
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