Erika Hellich
LEBEN UND WERK
FRITZ SILBERBAUERS
Zum 85. Geburtstag des steirischen Künstlers
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ln- und Ausland ist er eine über die Grenzen
seiner Heimat bekannte Persönlichkeit. Seine
Gestaltungsweise ist durch die Aufrichtigkeit seines
Anliegens Überzeugend und die abstrakte Bild-
architektur seines Alterswerkes "modern". weil
sie die Fortsetzung der ornamentalen Schmuck-
formen seiner Frühzeit in verjüngter Form dar-
stellt. Wie aus den knappen Lebensdaten hervor-
geht, beginnt er seine Laufbahn als Graphiker.
Er, der seine Lehrzeit in der lithographischen An-
stalt bei Senefelder in Graz verbringt. hat dann
das Glück, von einem Schüler und großen Ver-
ehrer Adolf Hoelzls, Prof. A. von Schroetter, dem
damaligen Leiter der Landeskunstschule in Graz,
im ersten Jahrzehnt dm 20. Jahrhunderts seine
künstlerische Ausbildung zu erhalten. so daß er
dort für seine weitere Laufbahn entscheidende
Richtlinien empfängt. Diese konnte er auch gleich
in Dresden erproben, wo er sich bis zum Jahre
1910. dem Jahr, in dem er an die Akademie nach
Wien zu Prof. Schmutzer kommt. seinen Lebens-
unterhalt verdient. Es ist die Zeit. in der sich das
Kunstleben Österreichs. in diesem Falle Wiens. in
einem Revolutionszustand befindet. denn die ..Seces-
sionisten" versuchen, die stagnierenden Kunstver-
hültnisse neu zu beleben. indem siedurch ihrSprach-
rohr - dem „Ver Sacrum" - und durch Aus-
stellungen dem österreichischen Publikum ein Bild
der „modernen Kunstbewegung" geben. Der da-
mals 25jührige besaß aber bereits in jenen Jahren
ein klar umrissenes Konzept seiner künstlerischen
Erfahrungen. Das beweist unter anderem das in
der Neuen Galerie am Joanneum in Graz be-
findliche Temperablatt "Bergland im Winter" aus
dem Jahre 1909. in dem ganz eindeutig die Er-
fahrungen formuliert werden. die aus den Lehren
Adolf Hoelzls. den ..Flächenstil" betreffend. hervor-
gehen. Das Formale wird mit den Mitteln der
Linie stilisiert und geordnet, ..einer Linie. die ihre
Kraft der Energie dem entlehnt, der sie gezogen
hat" (van de Velde). Hoelzls Harmonielehre der
farbigen Formen Und des Flöchenornaments wird
in diesem Blatt so in Anwendung gebracht. daß
die Silhouetten des Waldes in ausdrucksvoll ver-
einfachter Kontur die seelische Regung reprodu-
zieren. Vieles ist in dieser Zeit in Aufbruch und im
Werden, und die Graphik, die die Domäne des
Meisters ist und ihn durch sein ganzes Künstler-
leben führt, stand damals auf einem einmaligen
Höhepunkt. Welch glückliche Vorzeichen für den
werdenden Künstler! -
Wie sehr er das lyrische Naturerlebnis durch de-
korative. symbolistische Elemente im Sinne des
Jugendstils zu bereichern versteht. geht auch au:
dem nächsten Temperablatt aus dem Jahre 1909
hervor. das den Titel „Der Hirsch" tragt und
sich ebenfalls in der Neuen Galerie am Joan-
neum in Graz befindet.