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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 107)

Im Jahre 1965 fanden die Bestrebungen zur 
Sanierung und Verwendung niederösterreichi- 
scher Schlösser als Außenstellen der Museen 
ihre erste Realisierung. Das Österreichische 
Museum für angewandte Kunst richtete im 
Schloß Petronell eine Dependance mit Kunst 
und Kunstgewerbe von der Gotik bis zum 
Barock ein. 1966 erfolgte die Adaptierung eines 
Flügels im Schlosse Riegersburg mit Einrich- 
tungsgegenständen aus dem Besitz des Mu- 
seums zu einem adeligen Landsitz des 18. Jahr- 
hunderts. lm Jahre 1968 wurde vom gleichen 
Institut das vom Bund erworbene Geymüller- 
Schlüssel in Wien-Pötzleinsdorf als ein Bieder- 
meier- und Uhrenmuseum in seine Obhut ge- 
nommen. 
Die Aktivität der Kunstsektion des Bundes- 
ministeriums für Unterricht erstreckte sich je- 
doch nicht nur auf den Ausstellungssektor, son- 
dern auch auf die Ankaufstätigkeit. In der Be- 
richtszeit wurden Tausende von Kunstwerken 
angekauft. Nicht immer war die Qualität der 
Anlaß zum Erwerb, allzuoft spielten karitative 
Gründe eine entscheidende Rolle. Eine Aus- 
stellung im Jahre 1967 zum Gedächtnis an die 
plötzlich verstorbene Referentin der Kunst- 
sektion, Dr. Adele Kaindl. gab mit einer Aus- 
wahl der bedeutendsten Ankäufe einen Rechen- 
schaftsbericht über diese Sparte der kunst- 
fördernden Tätigkeit des Unterrichtsressorts. 
Neben der staatlichen Kunstförderung war es 
die Stadt Wien, welche die Hauptlast aller För- 
derungsmaßnahmen für die bildenden und an- 
gewandten Künste trug. Mit dem 1945 einge- 
richteten Kulturamt der Stadt Wien war eine 
Zentralstelle geschaffen worden, deren Bedeu- 
tung und Aktivität im Laufe der Jahre immer 
mehr zunahm. Das in der Zweiten Republik in 
großem Stil durchgeführte Wohnbauprogramm 
- es wurden im Durchschnitt acht- bis zehn- 
tausend Wohnungen im Jahr gebaut - wirkte 
sich auch für alle Künstler aus. Tausende Auf- 
träge für Fresken, Sgraffiti, Plastiken und orna- 
mentalen Bauschmuck wurden vergeben. Glei- 
cherweise wurden auch Tausende von Ankäufen 
getätigt. 
Schon 1947 richtete man den Preis der Stadt 
Wien ein, dem 1950 der Ehrenpreis der Stadt 
Wien und der Preis des Theodor-Körner- 
Stiftungsfonds zur Förderung von Wissenschaft 
und Kunst folgten. Für besondere Verdienste 
vergab man erstmals 1960 die Goldene Ehren- 
medaille der Stadt Wien. Um gute Kunst einem 
breiten Publikum nahezubringen, veranstaltete 
man seit 1950 jedes Jahr zur Vorweihnachtszeit 
die Ausstellung "Das gute Bild für jeden". Diese 
Aktion verlief bisher ungemein erfolgreich, wie 
die steigenden Zahlen der Besucher und der 
Ankäufe beweisen. Aus der Erwägung, vor 
allem die Jugend für zeitnahe Kunst zu inter- 
essieren, wurde im Jahre 1954 die Aktion der 
Schulgalerien gestartet. Ähnliche Motive waren 
schließlich 1958 für die Gründung der .,Galerie 
im Grünen" maßgeblich, die, im Stadtpark situ- 
iert, die plastischen Schüpfungen junger öster- 
reichischer Künstler zeigt. Mit den seit 1958 
jährlich stattfindenden Großaussteilungen wäh- 
rend der Wiener Festwochen wollte man in 
erster Linie die Kenntnis der Begründer und 
großen Meister der Moderne für die Wiener Be- 
völkerung nachholen. Wie die ieweils um die 
Hunderttausendgrenze schwankenden Besucher- 
zahlen dieser Ausstellungen verraten, erwies sich 
dieses Bildungswerk ungemein erfolgreich. Man 
begann im Jahre 1958 mit .Van Gogh" und 
spannte den Bogen bis zur Picasso-Ausstellung 
des Jahres 1968. 
Schließlich betätigte sich die Stadt Wien auch 
noch als Bauherr für ihre historischen Samm- 
lungen. In den Jahren 1954 bis 1958 wurde 
am Karlsplatz das Historische Museum der Stadt 
Wien errichtet. Dieser Neubau konnte jedoch 
nur eine strenge Auswahl der historischen Be- 
stände aufnehmen; für alle übrigen Ausstellungs- 
vorhaben ist kein Platz. So entschloß man sich, 
im Jahre 1963164 der Wiener Künstlervereini- 
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gung "Secession" die Mittel zur Renovierung 
und Adaptierung dieses von Anbeginn nur der 
Zeitkunst gewidmeten Hauses zur Verfügung zu 
stellen. 
Im Zusammenhang mit den Förderungsbestre- 
bungen der Stadt Wien steht auch der von der 
Zentralsparkasse der Gemeinde Wien im Jahre 
1955 anläßlich des SOjährigen Jubiläums ge- 
stiftete ..Wiener Kunstfonds". Alljährlich werden 
an Vertreter der freien und angewandten Künste 
zahlreiche Förderungspreise und Stipendien ver- 
geben, Ausstellungen veranstaltet und die vom 
Verlag für Jugend und Volk seit 1966 heraus- 
gegebenen „Protokolle" subventioniert. Die be- 
gehrten Preise und diese Ausstellungs- und 
Publikationstätigkeit ergänzen in unkonventio- 
neller Art die offiziellen Aktivitäten der Stadt 
Wien. 
Auch die ,Erste österreichische Spar-Casse" be- 
tätigt sich in mäzenatischer Weise. Sie richtete 
eine kleine Galerie ein, wo laufend Ausstellungen 
junger Künstler stattfinden. In diesem Zusam- 
menhang muß auch noch die Ausstellungs- 
tätigkeit der Österreichischen Staatsdruckerei 
erwähnt werden. In den Verkaufsräumen der 
Wollzeile wurden bisher zahlreiche Ausstellun- 
gen veranstaltet. 
Von den Großorganisationen unterhält der Öster- 
reichische Gewerkschaftsbund die Galerie ,.Auto- 
didakt" und fördert zusammen mit dem Bundes- 
ministerium für Unterricht die vom Berufs- 
verband bildender Künstler in Österreich einge- 
richtete "Galerie auf der Stubenbastei". Die Ar- 
beitsgemeinschaft junger Sammler wird eben- 
falls vom Österreichischen Gewerkschaftsbund 
unterstützt. 
Um auch die angewandten Künste zu fördern, 
richtete das Wirtschaftsförderungsinstitut der 
Kammer der gewerblichen Wirtschaft in den 
Jahren 19641965 und 1966 je eine große Aus- 
stellung ein, die dem Wiener Geschmack und 
der Wiener Form gewidmet waren. Das Unter- 
nehmen wurde aus verschiedenen Gründen 
nicht fortgeführt, soll aber zu einem späteren 
Zeitpunkt wieder aufgenommen werden. 
Seit 1956 verfügen die bildenden und ange- 
wandten Künste auch über ein Publikations- 
organ, dessen Gründung privater Initiative zu 
verdanken war. Die von wissenschaftlichen 
Beamten des Österreichischen Museums für 
angewandte Kunst redigierte Zeitschrift „Alte 
und moderne Kunst" ging im Jahre 1962 in den 
Besitz des Österreichischen Bundesverlages 
über. Sie berichtet und informiert mit Betonung 
der österreichischen Kunst über Leistungen der 
Vergangenheit und solche der Gegenwart. Sie 
ist bestrebt, die Kontinuität der künstlerischen 
Schaffenskräfte aufzuzeigen und die Aktivitäten 
in Österreich durch wissenschaftliche Beiträge 
und Berichte festzuhalten. 
Wenn auch das Bundesministerium für Unter- 
richt und das Kulturamt der Stadt Wien die 
Hauptlast aller kultur- und kunstpolitischen Maß- 
nahmen in Österreich zu tragen haben, so ent- 
faltete sich doch auch in den Bundesländern 
und Landeshauptstädten während der letzten 
zwanzig Jahre ein reges Kunstleben. Neben 
anderem entdeckte man auch die anziehende 
und werbende Funktion künstlerischer Ver- 
anstaltungen für den Fremdenverkehr. Fest- 
wochen und Festspiele ohne begleitende Kunst- 
ausstellungen, Kunstseminare und künstlerische 
Kurse sind kaum mehr zu denken. Je nach poli- 
tischer und wirtschaftlicher Lage der einzelnen 
Bundesländer trug man früher oder später die- 
sem Umstand Rechnung. 
Von den westlichen Bundesländern regten sich 
in Stadt und Land Salzburg schon unmittelbar 
nach Kriegsende die Tätigkeiten auf allen künst- 
lerischen Gebieten. Die Wiederaufnahme der 
1920 gegründeten Salzburger Festspiele und die 
erstmals 1930 veranstalteten Hochschulwochen 
brachten auch das Ausstellungswesen in 
Schwung. Unter den bemerkenswerten Aktivi- 
täten sei die Einrichtung einer Biennale der 
christlichen Kunst genannt, die zum ersten Male 
im Jahre 1958 stattfand. Voraus gingen die 
Kurse der internationalen Sommerakademie für 
bildende Künste, die seit 1953 in jedem Jahre 
zahlreiche Interessenten und namhafte Künstler 
zu gemeinsamer Tätigkeit vereinten. Das Aus- 
stellungswesen wird vorwiegend vom Dom- 
kapitel, von der Salzburger Residenzgalerie und 
der Galerie Welz bestritten. Der im Jahre 1986 
eröffnete Neubau des Salzburger Museums 
Carolino Augusteum mit seinen reichen Kunst- 
schätzen aus der Vergangenheit des Landes re- 
präsentiert in würdiger Weise die kultur- und 
kunstpolitische Bedeutung von Stadt und Land. 
Das Land Tirol und die Stadt Innsbruck gehören 
zu den aktivsten Organen einer Kunstpolitik, die 
der Tradition und der Moderne gleicherweise zu 
entsprechen versucht. Mit zahlreichen Ausstel- 
lungen hat sich das Landesmuseum Ferdinan- 
deum, der Tiroler Kunstpavillon und die Galerie 
im Taxispalais hervorgetan. Mit Großveranstal- 
tungen wie „Die lnnsbrucker Plattnerkunst" 
(1954), „Gotik in Tirol" (1959), "Edelzinn" 
(1960), .. Paul Troger" (1964) und ..Josef Anton 
Koch - Zeichnungen" (1968), um nur einige 
zu nennen, lenkte Innsbruck die Aufmerksam- 
keit der künstlerischen Öffentlichkeit auf sich. 
Mit den Einrichtungen einer Jugenkulturwoche, 
die heuer zum 19. Male stattfand, und des 
Österreichischen Graphikwettbewerbes fördert 
man vor allem die zeitgenössischen Bestrebun- 
gen auf allen Gebieten der Künste, für die seit 
1950 auch der Preis der Stadt Innsbruck ver- 
geben wird. In den Kulturberichten aus Tirol 
und „Das Fenster" verfügt das Land über Publi- 
kationsorgane, die dem Kontakt und der In- 
formation breiter Kreise dienen. 
Das Land Steiermark mit seinem großen und 
bedeutenden Landesmuseum Joanneum sowie 
die Stadt Graz entfalten seit den fünfziger Jahren 
eine Aktivität, die vor allem der Moderne zugute 
kommt. 1958 schloß sich die künstlerische 
Jugend der Stadt Graz zum „Forum Stadtpark" 
zusammen, das im Jahre 1960 in einem im 
Stadtpark gelegenen Pavillon ein Zentrum fand. 
Dieses widmet sich allein den Bestrebungen der 
künstlerischen Avantgarde. Um diesen Aspekt 
des Grazer Kunstlebens zu unterstützen, stiftete 
man 1959 den Joanneum-Preis, der al 'hrlich 
von der "Neuen Galerie" für zeitgenössische 
Malerei vergeben wird. Im Jahre 1963 richtete 
man zum ersten Male die Ausstellung ..Trigon" 
ein, bei der Arbeiten von österreichischen, italie- 
nischen und jugoslawischen Künstlern zur Dis- 
kussion gestellt wurden. Diese Gemeinschafts- 
ausstellung findet in einem zweijährigen Rhyth- 
mus statt und hat bisher durch ihren experimen- 
tellen Charakter die Aufmerksamkeit der in- und 
ausländischen Kunstwelt erregt'. 
Auch in Oberösterreich waren die Kulturabtei- 
lung des Landes und die Stadt Linz sowie der 
Kulturring der Wirtschaft Oberösterreichs in den 
letzten Jahren nicht untätig. Die Gründung 
einer Kunstschule im Jahre 1947, die inzwischen 
Akademiestatus erhielt, einer Neuen Galerie 
(1948), der Bau des Egon-Hoffmann-Hauses 
als Atelierhaus und die Eröffnung des Schloß- 
museums (1967), alle in Linz, sowie die große 
Ausstellung .Die Kunst der Donauschule" im 
Stift St. Florian (1965) sind bemerkenswerte 
Stationen einer auch sonst sehr aktiven Kultur- 
und Kunstpolitik. 
Das durch die Kriegsereignisse am meisten de- 
vastierte Bundesland Niederösterreich ist noch 
während der Besatzungszeit mit Kunstausstel- 
lungen hervorgetreten. Von 1951 bis 1956 fan- 
den in Krems, Gutenstein und Stift Altenburg 
kleinere Ausstellungen statt, die als Vorspiel für 
die großen Landesausstellungen der sechziger 
Jahre anzusehen sind. Diese setzten im Jahre 
1959 mit „Gotik in Niederösterreich" in Krems- 
Stein ein. 1960 folgte im Stift Melk „Jakob 
Prandtauer und sein Kreis", 1962 in Gutenstein 
"Biedermeier, Friedrich Gauermann und sein 
Kreis", 1963 „Paul Troger und die österreichische 
Barockkunst" in Stift Altenburg, 1964 wieder in 
Krems-Stein „Romanik in Osterreich", 1965 in 
der Höldrichsmühle die Ausstellung „F. G. Wald- 
müller", 1966 eFriedrich III." in Wiener Neustadt, 

	        
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