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Volltext: Alte und Moderne Kunst XV (1970 / Heft 108)

treuer, nlligyptisch. Kairo, Museum 
ng dar, niemals begegnet uns hier die 
, bewegungslose En-face-Haltung. (Un- 
ndlich ist daher, wenn Alois Riegel 
„altorientalisch-archaischen Gesetz der 
alität" oder der „Frontalität der Alt- 
er" spricht. Hier ist es offensichtlich zu 
Vermengung der Medien, der Kunst- 
n, auf die wir weiter oben hingewiesen 
, gekommen. Alois Riegel ist auch nicht 
inzige, der dieses tut und damit die 
ng des Problems erschwertl). 
iem jahrtauscndclang die Profrlhaltung 
1 Östlichen Mittelmeergebieten die vor- 
hende, wenn nicht die alleinherrschende 
en war, tritt zu Beginn der christlichen 
zine grundlegende Änderung ein; zum 
Male treten uns in Dura-Europos, heute 
eh, einer römischen Garnisonsstadt, am 
tat gelegen, Darstellungen von mensch- 
Figuren entgegen, die nicht mehr vom 
auer abgewandt, ihm ihr Profil zeigen, 
rn eine fünfundvierziggradige Drehung 
nommen haben und sich ihm in voller 
alität darbieten. Diese neue Haltung ist 
vereinzelt, sie Findet sich im Zeus-Baal- 
,tum ebenso wie in der Synagoge oder 
christlichen Heiligtum. Die überzeu- 
gendste Darstellung ist das große Fresko mit 
der Opferdarbringung des Konon in der 
Zeus-Baal-Kapelle (Abb. lO). Künstlername 
und Datierung sind erhalten. Sie stammt aus 
dem Jahre 114 n. Chr. Wie sehr es dem Künstler 
auf die Prontalität ankam, beweist die Dar- 
stellung einer Prozession, also einer Bewegung 
zum Altar zu, wobei die Figuren aber frontal 
dargestellt sind; sie wenden sich, während 
sie seitlich schreiten, mit dem Gesicht dem 
Beschauer zu und blicken ihn an. Es ist das 
gleiche, den Erfahrungen widersprechende, 
also sinnwidrige Prinzip, dem wir jahrhun- 
derte später in Ravenna, in San Vitale, be- 
gegnen, wo ebenfalls eine Prozession dar- 
gestellt ist und Kaiser Justinian (Abb. 11) 
auf der einen Seite und die Kaiserin auf der 
anderen Seite, gleichfalls frontal stehend, sich 
dem Opferaltar seitlich schreitend nähern 
müssen. jede Logik des Vorganges ist somit 
aufgehoben. Es hat sich also hier aus einem 
neuen, bewußten „Kunstwollen" heraus ge- 
rade das Gegenteil dessen eingestellt, was 
vorher die Konvention war. Während sich 
in den vorhergegangenen Kulturphascn die 
dargestellte Figur ihrem Tun mit soviel Aus- 
schließlichkeit hingab, daß der Beschauer 
außer acht gelassen, wenn nicht ganz negiert 
wurde, so ist jetzt die Bezugnahme auf ihn so 
stark, so eng, daß die dargestellten Gestalten, 
jeder inneren Logik des Geschehens zuwider, 
sich gänzlich auf den Betrachter beziehen. 
Diese neue Körperhaltung, die Frontalität, 
wird in der folgenden Zeit vorherrschend 
werden. Sie wird die Vielfalt der klassischen 
Bewegungen allmählich verdrängen, in Byzanz 
die dominierende werden, und erst allmählich, 
mit endendem Mittelalter, in der Renaissance 
aufgehoben werden. Wir kennen diese Ge- 
stalten, die sich unbeweglich und hieratisch 
von einem Goldhintergrund abheben, einer 
gleichsam zeit- und raumlosen Welt anzu- 
gehören scheinen und sich dem Beschauer in 
einem „Angesicht zu Angesicht", einem „Auge 
in Auge" darbieten (Abb. 12). 
Die Bedeutung des Wechsels in der Körper- 
haltung, d. h. die Bedeutung der Frontalität, 
ist der Forschung nicht entgangen, eine ganze 
Reihe von Untersuchungen hat sich mit 
dem Phänomen auseinandergesetzt. Im Sinne 
der vorwiegend historischen Methode fragte 
man nach dem Ursptungsort und nach dem 
erstmaligen Erscheinen der Frontalität. Die 
Frage lautete demnach: Wo und wann hat die 
Ä 
igyplis 
1. Kai:
	        
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