den inneren Gegebenheiten gesellten sich
re Umstände, welche die Wahl der
urigen und die Entwicklung beeindußten.
n das Material, das sich in der Umwelt
Künstlers a priori anbot und seine Be-
urigen mit Notwendigkeit auferlegte, war
Sand, in dem sich leicht und gern mit
zn zeichnen ließ. Daneben gaben die ver-
:denartigen Werkstoffe, die bei der Fer-
ig kunstgewerblicher Erzeugnisse ge-
cht wurden, Anlaß zur Bildung bestimm-
Vlotive, die ursprünglich nur dem oder
n bestimmten Zweig des Gewerbes zu
1 waren. Weil der Dekor gefällig wirkte,
trug man die Muster aber auch auf
emde Materialien. Wir treffen z. B. die
itmuster von Geweben durchaus auch
Keramiken oder Metallarbeiten, oder die
tlen, die aus zum Schmuck gebogenen
itenden entstanden sind, auch allenthalben
two als Ziermotiv.
Kontinuität, die künstlerische Linie im
ien, wurde durch die Umstände geför-
unter denen die Künstler lebten und
zten. Die Nachrichten darüber hat Marzük
70) zugänglich gemacht. Ich gebe sie hier
er. „Die Künstler", schreibt Marzük,
'en in nikäbäl, vergleichbar etwa unseren
ren Genossenschaften, zusammengefaßt.
nileäbät schützten ihre Rechte, sie über-
lten aber auch alle Abgaben und waren
alb 'a_i'näf, ,Zünfte', wie es al-Gähiz in
n Abhandlungen nannte. Brauch und
zommen wurden in den ,Zünften' hoch-
iätzt und sicherten stärkend den Einfluß
Obrigkeit. Da die Ordnung im Schutze
Hcilslehre blühte und so teilhatte am
tlicheren Los in der Entwicklung der
ste, so War jeder ra'1'.t, Vorsteher einer
: oder Scheich der Künstler (auf Keramik-
ncnten Finden wir manche ihrer Namen
eritzt), auch der muhaimin, der Schützer
Wächter über den einzelnen in der Ge-
schaft, der Leiter seiner Künstlerschaft.
oblag die Regelung der Abgaben und
e mit der Regierung. Dem raff: oder
lch folgte im Range der Mrläd (in Kairo
er rmfallim, Professor). Dem 'u.rta'd oder
Yim unterstanden dann die Künstler und
lwerker. Er war es, der die Handfertig-
geschickt beherrschen lehrte, er brachte
letzten Schliff bei. Er bildete auch den
ling (mublad?) oder den Jugendlichen
die Geheimnisse der Kunst praktisch unter-
richtete und mündlich weitergab, innerhalb
der Mauern seiner Werkstatt. Deswegen waren
auch die Zünfte (Qqnäf) so mit Brauch und
Herkommen verbunden. Sie leiteten ihre
Stärke von der Obrigkeit her und erfaßten
und umfaßten letztlich nicht nur die Künstler-
schaft, sondern auch die Verbraucher. Die
Zünfte sicherten in erster Linie die Versor-
gung mit Rohstolfen und verhinderten ein
schädliches Monopol Ciblikdr), sie strebten
aber auch danach, das Niveau (murtaiuan) der
Kunst im allgemeinen zu heben. Zum zweiten
bürgten sie für die Güte der Erzeugnisse, für
genaue Ausführung und Befolgung bestimm-
ter Verfahren, d. h. solcher Verfahren, welche
die ,Scheiche der Künstler" in Vorschlag
brachten. Dem Betrüger und Schwindler
wurde die Hand abgehackt. Der Regierungs-
beamte, dem die Zünfte unterstanden, war der
mulllaxib. Siehe über dieses Thema die Unter-
suchung von Prof. Dr. 'Abd al-"Aziz al-
Dawarijj, Vorstand (rdir) der Universität
Bagdad, erschienen im 1. Heft der Schriften
der philosophischen Fakultät der Universität
Bagdad, im Jahre 1959, die Quelle, aus der
wir schöpfen."
Überaus segensreich und der Kunst förderlich
wirkte ferner das System der Stiftungen.
„Denn aus den Stiftungen floß das Geld für
die Schulen und für diejenigen, die ihr Leben
der Wissenschaft und der Religion weihten.
Aus den Stiftungen kam auch das Geld für
die Erhaltung der Moscheen und für die
Bezahlung ihrer Posten, das Geld für die
Klöster (hmuänik) wie für die Herbergsgästc.
Da es der Ehrgeiz der Emire und Sultane
erforderte, nicht vergebens Geld auszugeben
oder auch nur darum zu feilschen, so buchten
sie diese Ausgaben auf der Seite für fromme
Stiftungen . . . Die Einrichtungen (nizäm) der
Stiftungen war - neben dem Guten, das sie
für die Gesamtheit leisteten - für die Ent-
wicklung der islamischen Kunst und für ihr
Reifen von größtem Nutzen. Wir verdanken
ihr viele herrliche Bauten und Meisterwerke.
Es genüge, darauf hinzuweisen, daß mehr als
die Hälfte der Objekte im Museum islamischer
Kunst in Kairo auf Grund der Stiftungen
entstanden ist, ebenso der größte Teil der
Objekte im zlär al-kuluh al-nlagrzjja, im Haus
der Bücher, in Kairo. Die Gelder für die
Moscheen, für die Schulen und das, Was
damit zusammenhängt, war einfach da, es
die Stiftungen Ware dies alles nicht auf uns
gekommen... Das Institut der Stiftung war
es auch, das tatsächlich für das dauernde
Wachstum von Kunst und Gewerbe wie auch
für den ununterbrochenen Ablauf der Ent-
wicklung bürgte. Denn die Stiftungen waren
die wichtigste Wurzel, aus denen die Zu-
wendungen erHossen, die Dauer der Nutz-
nießung sicherte auch ihren Bestand. Es war
etwas da, das ausgenutzt werden konnte, was
ununterbrochen die Kultur im Fluß hielt, ob
es sich dabei um allgemeine Werke für das
Diesseits oder für das jenseits handelte. . ."
(Marzük, S. l68f.).
Der Gefahr der Stagnation, welche infolge des
straffen Zusammenhaltens in den Organisa-
tionen entstchen hätte können, wirkte das
Gebot der Wallfahrt entgegen. Die Wallfahrt
führte zu ständigem Gedankenaustausch inner-
halb dcs riesigen, islamischen Raumes. Neue
Techniken konnten sich schnell verbreiten.
Der beste Beweis ist wohl der Weg, den die
Lüstertechnik aus dem vermutlichen Ent-
stehungsraum um Bagdad sehr bald nach
Kairwan in Nordafrika gefunden hat.
Es gehört unbedingt zum Thema, wenn ich
darauf hinweise, daß der Mensch der klassisch-
islamischen Epoche zwischen Seele, Geist
und Körper unterschied. Das heute in Europa
mächtige, übermächtig und zugleich wegen
seines Nichtwissens um den Ursprung ohn-
mächtig gewordene, anonyme „Ich" und „Ich
selbst" existierte damals, in den fernen Tagen
der Vergangenheit, noch nicht. „Dort saß min
lip", sang Walther von der Vogelweide. „Ich
selbst" heißt im Arabischen heute noch nufri,
„meine Seele"! Und das Kunstwerk sucht von
jeher die Seele zu bezaubern! Wenn der
Künstler dem Kunstwerk beseelten Ausdruck
verleiht - so spricht die Seele des Künstlers
zum Betrachter! Wie der Dichter mit dem
„Herzblut" schreibt, seine Seele in das Gedicht
ergießt - so muß der Künstler mit dem Herzen
(lealb) schaffen, ansonsten bleibt sein Werk
wesenlos und leer. Um zu verstehen, was ich
meine, betrachte man etwa die Plastiken aus
der Gotikl Wie beseelt erscheint der Ausdruck
der Zügel Ebensolche Beseelung, aber in der
seiner Natur angemessenen, dem Abstrakten
angenäherten Ausdrucksform, verlieh der Mus-
lime seinen Ornamenten. Wenn es die all-
gerrieine Aufgabe der Kunst ist, den Menschen
mit seinen Problemen zu konfrontieren und
diese Probleme einer harmonischen Lösung
E ART ZU SEHEN: PERSPEKTTVE AN PFLANZEN
CHEN UND TIEREN
e Perspektive. Charakteristisch ist die andersartige Auf-
mng der Fels krive. Sie ist in der islamischen Omamcntik
alürlich". d. . die wichtigen und wesentlichen Merk-
llc werden in „gerader Aufsicht" geboten: die Ranke
lt seitlich, die Blüten sieht man in Vollansidll. die Knospen
Profil. (Die Perspektive der "geraden Aufsiclir" erlaubt
auch, an einen möglichcn Ursprung der Ranke aus der
rlarlde, dem Blumengewinde um einen Pfeiler herum,
denken. Dabei wäre die Ausführung des Pfeiler: als
wichli unterblieben.) Türkische Halbfaypnem aus dem
Jahr underr. D 30.5 und 33.5 cm. Österreichisches
iseum rur angewandte Kurur. Wien
irürliche Perspektive: die Stemblüten erscheinen in vull-
iehr. an der Nelke Wurden die Blülenblitter in gerader
I8
19
Aufsicht nebeneinander aufgitrcihr. Fliesen von der Omar-
Moschee in jerusalem. HälbfilyCllCß. 1a. Jilrrliuriaerr.
24,5 x17. 2475 X14 und 19 X155 Cm. Österreichisches
Museum rur angewandte KUHSK, Wien. ll1V. Nr. K: 479,
Kc 4548b. 454811
Nalürlic Perspektive: Die Srengel an den Blumensträußen
neigen sich in Wirklichkeit auch vor- und rückwärts zum
Betrachter, sind aber infolge der „gEradauIsii-hrigen".
natürlichen Perspektive ausnahmslos mit seitlicher Nci ung
zu sehen. - Teller aus Halbfaycncc. türkisch, 16. iihr-
hundert. D 30,5 urid 31 cm. OSKCHElChiIhCS Museum für
angtwaudle Kunst. Wirri. Ii-iv. Nr. K: 590 und o. N.
Pers ekiivc: Blüten, an denen das Profil als charakteristisches
Mer mal auischeint: Tul , Nelke und Maiglöckehen. e
Teller aus Halhfaytnee, TElierküi, 16. Jihrhundtrl. D 30 mi.
Ostcrrcichisehes Museum für angewandte Kunst, Wien.
20
21
Inv.Nr, Ke1303
Die Perspektive der menschlichen Figur: das Charakterisrischc
am menschlichen Gesicht ist die volle Ansicht von vorne.
Daher wird in im natürlichen Perspektive im Gesirhr von
vorne gczlrigl. Die Augen als wichtige und wmcntliehe
Merkmale sind ganz zu sehen. die Nase im Pruiil. Durch
die Zßirhnllng der Nase Chliltlll scheinbar Ein Dreiviertel-
profll. e su-mllirirri aus FBYCHCC mit Lüsrerdekor. Damghäln,
datiert 1267 n. clir. H 41 (In. Scattle (USA), Art Museum.
Katalog „Kurrrrrrlirrrr aus 11'211", 196a, Nr. 62a
Die Nase mir doppelter Linienführung in Vnllansltht
„prirniriv" VON vorne ge1eichnel: Schale aus FayenCC mit
aViCrlCDI Dekor, sogenannte "CabrW-Ware. Persisch,
2. jahrhunderr. n 26.5, l-i 11,5 mi. Österreichisches Mu-
seum rur angewandte KürlSI, Wien. lnv. Nr. Ldhg. 1304. -
Leihgabe der Ersten österreichischen spir-ciur Wien
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