Gewissen der Welt rühren" und „das Schicksal
der Juden während der letzten zwei Jahrtausende
widerspiegeln sollen". Diese Wirkung liegt. wie
nur selbstverständlich, zum wesentlichen Teil an
der spezifischen graphischen Form, an der Sprache
dieser Graphik als Mitteilung und Ausdruck. Ein
kleine und feinformiges, überzartes Liniengewebe
verschleiert alle Gestalten und Dinge dieserVisionen.
Gewollte Monotonie wirkt zusammen mit häufigem
Crescendo von Verdunkelung und Verdichtung.
Unter den Bibelstellen, die allen Blättern beiv
gegeben sind, ist eine. die zum ersten Blatt, der
der Geist dieser Zeichnungen nahe steht: „Mein
Auge ist dunkel worden vor Trauern, und alle
meine Glieder sind wie ein Schatten" (Hieb, 17,
779).
Noch ein zweitesmal in diesen letzten Jahren
gibt es das Thema Auschwitz im Schaffen Suss-
manns, und zwar in den vier Glasgemälden für die
Lünetten der Bestattungshalle des Jüdischen Fried-
hots auf dem Wiener Zentralfriedhof. Den „Ecce
homo"-Zeichnungen gleich ist die zurückhaltende,
andeutende Verbildlichung des Vernichtungslagers.
Hier war sie außerdem durch die mit der Technik
der Glasmalerei gegebene Forderung nach lapidarer
Strenge und Schlichtheit bestimmt. Als Lösung
gelang eine möglichst unkomplizierte Symbolik s
ohne Darstellung von Menschen - und eine un-
prätentiöse Form monumentaler Vereinfachur
Farbsilhouetten.
Beides, das Buch „Ecce homo" und die
gemälde, sind späte Werke. ln der reichen
duktion, die ihnen vorangeht, gibt es vieles
Andersartiges. Seine kunstlerische Laufbah
Heinrich Sussmann als Schüler Oskar Strna
der Wiener Kunstgewerbeschule 1927128
gonnen. Mit Bühnenbildern, Gebrauchsgraphi
Karikaturen fing seine selbständige Arbeit ai
hier wiedergegebene Zeichnung für das Deze
heft 1928 der Zeitschrift „Der Ouerschnit
ein Beispiel seines klar und scharf poinl
graphischen Figurenstils von damals. Mitunte