Karel Holeäovsky
DER BRÜNNER
MINIATURENMALER
PATRICIUS KITTNER
1 Prnricius Kitnier. Selbstporträt des Künstlers, iini usw (ni-
nähernd originale Große). Kirrnn 18v1-l (n). Mälmsclte
Gälthf, Brünn (lHV, Nr, uns)
PQIFiCiHS Kittner, Antnriia wnlilmili-nii-lil. imi 1x40 (111!-
nähernd originale (lrtiße). Elfenbein, 7,7 V s rln
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ANMERKUNGEN 1- 2
l Patrieius Kitlntr wurde iirii 16. März 1309 als St)
halteroftizials Dominik Kimler geboren; 113d"!
näSiiliSluditn wurde er im ]2hr m27 Beamter dCf irialiriit-lit-n
Statthalterei; irn Jahr 1x67 trat er ' den Rühfilillld, iinil im
1a. Jnli 1900 starb er im österreichisc -n Hirterlberg,
1 KlllnQrS einzige Ausstellung im Jßllr m09 in nriimi versam-
rnclre 188 seiner werke. von denen wir hüllit." imr lluCh einen
geringen BIHCHICÜ kennen, NilCil den damaligen Knnilrig-
angaben sind viele lliClHC lXlChr ZU ideuritiziererl.
Wenn wir die Situation in der mährischen bil-
denden Kunst Ende des 18., Anfang des
19. Jahrhunderts betrachten, war diese recht
unerfreulich, denn die zentralistischen Tenden-
zen des theresinnischen und joseflnischcn Kai-
serreiches verurteilten nicht nur Mähren,
sondern auch Böhmen zu einem sterilen Pro-
vinzialismus. Alle bedeutenden Ämter des
Landes und mit ihnen der Adel folgten dem
Hof nach Wien; dadurch verloren alle Kunst-
bestrebungcn ihr natürliches Hinterland eines
feudalen Kunstmäzenaterltums, ohne vorerst
die wirkungsvolle Unterstützung der noch
nicht konsolidierten einheimischen Bourgeoisie
zu gewinnen. Die geringe Aktivität der natio-
nalen Kunst wurde natürlicherweise durch die
Ausbreitung der hochentwiekelten Wiener
Kunst und Kultur ausgeglichen. denn mehr
als in Böhmen waren in Mähren die Nähe und
der Einfluß der österreichischen Metropole in
allen Bereichen des politischen, kulturellen und
wirtschaftlichen Lebens spürbar.
Der Kontakt mit der bildenden Kunst und
Kultur realisierte sich nicht nur direkt durch
das Studium mancher mährischer Künstler an
der Wiener Akademie, sondern vor allem im
Einströmen von Kunstwerken in die böhmi-
schen Länder, einerseits zu den (öffentlichen
Galerien, anderseits als Ausstattung der Adels-
sitze. Auf diese Weise wurden sowohl Dilet-
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tanten und Amateure angeregt und beeindußt
wie auch der Geschmack der breiteren Öffent-
lichkeit geschult. Selbstverständlich beherrschte
die kultivierte Wiener Kunstschule, vor allem
im Porträt, souverän den einheimischen künst-
lerischen Ausdruck, ohne ihn auf ihr Niveau
zu heben. Das Fehlen jeglicher höherer künst-
lerischer Aspirationen brachte zweifellos in der
Folge provinzielle Durchsehnittlichkeit und
die Emigration erfolgreicher Künstler in das
Ausland oder in die anderen österreichischen
Länder.
Unter den zahlreichen Künstlern, welche die
mährische Malerei der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts repräsentierten, stach beson-
ders der aus Brünn gebürtige Patricius Kittner
hervorl. Das Werk dieses porträtierenden
Autodidakten heute zu erforschen ist deshalb
nicht leicht, weil seine Porträts nach dem
zweiten Weltkrieg größtenteils in unbekanntes
Eigentum übergingen, häufig in das Ausland
gebracht wurden und jener Bruchteil, der sich
auf tschechoslowakischem Gebiet befindet,
in seinem künstlerischen Gehalt recht unaus-
gewogen istZ. jedoch verlangt es die Ge-
schichte der mährischen bildenden Kunst, das
Werk eines der eindrucksvollsten mährischen
Künstler der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts zu behandeln und zu werten, eines
Künstlers, der sich aus autodidaktischen An-
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