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Pztricius Kittner, Bildnis eines Gcrirhtsbcamlcn, 1851,
Sighitff. Karton, 21 x18 cm. Städtisches Museum Brimn
(lnv, Nr, 52629)
Palricius Kitlncr, Bildnis eine! Dame. 1851, signiert. Kanon,
31x30 Cm. Städtisches Museum Brunn (Inv. Nr. 50654)
Palricus Killncr, Bildnis einer jungen Dame, 1854, signiert.
Elfenbein. 1D x 8 cm
Pntricius Kittncr, Graf Leopold Lazansky, um 1855. Karton.
18x14 cm, Städtisches Museum Brunn (Inv. Nr. 59688)
Patricius Kirtncr, Bildnis einer Dame, 1856. signiert. Elfen-
bein, 10,3 x7,8 cm
Palricius Kilmer, Gräfin Maria Henrielte Silva Tamucca,
um xsao (annähernd uriginale Größe). Städtisches Museum
Prostejov (Inv. Nr. 0A 1x6)
ANMERKUNGEN s-v
1- Kirmer kolorierte smgar Fotografien.
1 Die Mährlsrhe (äalcrie bereue! eim: Ausstellung m" auf dem
Gebiet d" Tschechoslowakei iugaxlglithrl) Arbeiten Kitrners
vor.
lers sind, noch immer auftretende Unzuläng-
lichkeiten zu überwinden. Unter seinen zahl-
reichen Miniaturen scheinen nun öfter Werke
auf, in denen auch eine psychologische Cha-
rakterisierung wesentlich spürbar ist, auch
wenn wir nach wie vor mehr Aktiva im künst-
lerischen Ausdruck des Porträts vorfinden. Ein
ausdrucksvoll romantisierendcr
drängte die Steifheit und Strenge des Empire,
die lXIodcllic-rung ist feiner, die Umrißlinien
sind weicher und die Differenzierung des
Lichtes wird tiefgreifender. Auch die Hand-
schrift des Künstlers ist hier kultivierter. Nur
das stereotype Klischee der Pose der Porträ-
tierten blieb dürftig monoton. In die deutlich
wienerische Orientierung tritt zuweilen der
Aspekt einer gewissen slawischen Rundung
und Weichheit mancher Weiblicher Modelle,
die den böhmischen Porträts um die Mitte des
Jahrhunderts verwandt ist. Wenn Kittners
künstlerische Auffassung im Vergleich zum
damaligen wienerischen wie auch zum böhmi-
schen Niveau zeitlich auch schon etwas ver-
spätet ist 7 sie ist eigentlich ein später Aus-
klang der Tendenzen vor der Mitte des Jahr-
hunderts w, so hat er doch Werke hervor-
gebracht, die für das mährische Milieu äußerst
charakteristisch sind. Daher bedeuten die fünf-
ziger Jahre nicht nur den Höhepunkt von
Kittners künstlerischen Ambitionen, sondern
auch zugleich die Endphase seines Schaffens.
Um das Jahr 1860 herum porträtiert er immer
seltener, um schließlich ganz aufzuhören und
seinen Ruhestand außerhalb von Brünn zu
Akzent ver-
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verbringen. Vorerst lebte cr in Nikolsburg und
zuletzt im österreichischen Hirtenherg.
Fiin gewichtiger Grund für das Nachlassen
seiner Arbeitsintensität mag sicher die rasche
Vervollkommnung und das Aufblühen der
Porträtphotographie gewesen sein ü. Gegen
diese Technik konnte die etwas mühselige und
langwierige Arbeit des Malers riicltt mehr
konkurrieren, besonders dann, wenn der Auf-
traggeber die naturgetreue Wiedergabe der
Physiognomie der künstlerischen Introspek-
tion vorzog. Vielleicht auch spielte der Verlust
der in Brünn zurückgelassenen Kundschaft des
Künstlers eine nicht geringe Rolle.
Patricius Kittner kann wohl
Kreis der Wiener Schule, deren Niveau Daf-
finger entscheidend prägte und bestimmte, zu-
gerechnet werden, auch wenn wir seinen Bei-
trag nicht mit Künstlern wie Peter, Anreiter,
von Saar, Kriehuber oder Eybl in Vergleich
bringen können. In der Reihe der kleineren
Meister des Wiener Porträts wie Teltscher,
Adolf und Albert Theer, Horrak, Zumsande
oder Bckel aber hat er jedoch seinen durchaus
berechtigten Platz, wenn auch seine Gebunden-
heit an das lokale Brünner Milieu wie auch die
ungenügende Schulung als Autodidakt einen
Nachteil gegenüber diesen bedeutete. Die
größte Bedeutung und Wertschätzung von
Patricius Kittner müssen wir daher im mähri-
scheu Bereich suchen, wo er neben Johann
Horrak zum bedeutendsten Repräsentanten des
mährischen Porträts mit Wiener Prägung um
die Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde7.
dem weiteren
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