Alois Vogel
DER BILDHAUER
OSKAR HÖFINGER
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Oskar Hollngel. eSDhärisch-Kroatürlich",1967. Lindabrunner
StainlKonglomerat, H. 220 Cm
1935 in Golling bei Pöchlarn geboren, zeigt Oskar
Höfinger schon sehr früh Begabung und Neigung
zum Zeichnen und Schnitzen. Nach Absolvierung
der Pflichtschulen erlernte er das Keramikergewerbe.
Doch schon 1952 wechselte er ins Bildhauerfach.
Wir treffen ihn auf der Fachschule für Holz- und
Steinbildhauerei in Hallein, wo er auch schon seine
ersten Aufträge bekommt. 1956 geht Höfinger nach
Wien, hier inskribiert er bei Professor Andre' an der
Akademie der bildenden Künste, später wechselt er
zu Professor Wotruba, bei dem er 1961 das Diplom
macht.
Allen Skulpturen Höfingers liegt die anatomische
Struktur des Menschen zugrunde. Schon früh ver-
sucht er, die statischen Formen einer stehenden
Figur - je weiter sie sich von der Standfläche des
Bodens entfernt - zu dynamisieren. Finden wir bei
einer Arbeit aus Holz 1958 noch gelassene Gleich-
förmigkeit ohne Akzentbetonungen und kein Span-
nungselement, so zeigt eine ..Tänzerin" 1959, wenn
auch noch ungelöst, bereits das Bemühen, ein
Aktionsfeld in der Gestalt aufzubauen. In den ersten
sechziger Jahren macht sich der Einfluß Andreas
Urteils in den Arbeiten Höfingers geltend. Die Ober-
fläche des Steines, der Künstler arbeitet an einigen
größeren Objekten, wird unruhig. Sehr bezeichnend
nennt Höfinger eine dieser Arbeiten „Kristalline
Figur".
Handelt es sich dabei um eine Belebung durch
Schichtungen und Brechungen der Oberfläche, so
sehen wir um die Mitte des Jahrzehnts eine Auf-
lockerung im Strukturellen. Schon der „Schmerzens-
mann"1965, mit seinen Einbrüchen, den über dem
Kopf hochgerissenen Armen und dem zerklüfteten
Leib weist dazu einen Ansatz. Mit der „Sirene" 1966
bis 1967 zeigt Höfinger nun, wohin er will. In
rhythmischen Absätzen, durch gelenkartige Ver-
knorpelungen gegliedert, stoßt der Körper in den
Raum und gibt dem Betrachter, mittels des Spiels
der Verschiebungen, einen Bewegungseindruck. Ist
es bei diesen linearen Erscheinungen ein tänzerisches
Zucken, so ist es bei der Figur ,.Eisbrecher" aus dem
Jahre 1967 eher ein kraftvoll hartes ln-den-Flaum-
Stoßen.
Mit dem 1967 in Lindabrunn anläßlich des Sym-
posions geschaffenen großen, 220 crn hohen Stein
ist Höfinger nun der Durchbruch aus einer gewissen
Befangenheit zu einer großzügigen Formensprache
gelungen. Was sich in den beiden linearen Holz-
skulpturen bereits andeutet, wird hier in allen Di-
mensionen ausgedrückt. Auch die bei den früheren
Arbeiten erprobten Flächenbrechungen, kristallini-
schen Verkantungen kommen zur Anwendung. Es
ist wesentlich, daß dem Künstler (vielleicht durch
Radierungen Franz Anton Coufals angeregt) eine
gewisse Synthese von Standfestigkeit und Raum-
ergreifung gelungen ist. Höfinger hatte beim
Entstehen dieses Werkes die Idee des Ikarus vor
Augen, des an die Erde gebundenen und sich
doch über sie erhebenden Menschen. Mit dem
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