Internationale Aktualitäten
BRD - AACHEN, NEUE GALERIE IM ALTEN KURHAUS: GARY KUEHN
Gary Kuehn lebt und arbeitet in New Jersey, ist als Kunstpädagoge ausgebildet und
hat (ahrelang auf dein Bau praktiziert. Er zeigte in der Neuen Galerie einen Bauplatz.
Bretter, Sdlaumstoff, Fiberglas, Stahlfedern, Schrauben, Strdudler, Eisenbledle, Filzstifte
und Leinwand sind seine Materialien.
Kuehn in der heutigen Kunstszene einen festen Platz zuzuweisen, ist schwierig, man
könnte ihn zu Richard Serra, Keith Sonniar und Robert Morris stellen. Was er
hervorbringt, ist nicht Pop-art, audl nicht Minimal-art, wohl aber ist es eine sehr
diskrete Kunst, die weder von der Werbung kommt noch Werbung sucht. Diese stille
Kunst, die der lärmenden Pop-arn gefolgt ist, ist eine „wissenschaftlid1e" Kunst,
die ihre eigenen Grundlagen analysiert.
Gary Kuehn, der in manchem an Beuys erinnert und an dessen Schüler, untersucht
Energien, die Wahrnehmung von Energien und die Täuschungen der Wahrnehmung.
Man sollte meinen, daB es Zeit wird, ihn und jene obengenannten nidlt mehr als
Einzelgänger zu klassifizieren.
BRD - ASCHAFFENBURG, WETTBEWERBSERGEBNIS „ZUM LOB DES PAPIERS"
Wie wir in unserer letzten Nummer bekanntgaban, haben die Popierwerke
,,WaIdhof-Asctlaffenburg"-AG einen Wettbewerb unter dem Titel „Zum Lob des Papiers"
ausgeschrieben. Eingeladen waren Studierende an Akademien, Werkkunstsallulen,
Fadlsdtulen des graphischen Gewerbes und freisdtaffende Künstler.
Mit weit über 200 Arbeiten, und zwar original- und Druckgraphiken, Collagen und
Plastiken, war das qualitative Niveau der Einsendungen nach übereinstimmender
Beurteilung der siebenköpfigen Jury über Erwarten hoch. Den ersten Preis, DM 5000.-,
geteilt erhielten die Münchner Peter Callien und Ult Rustan Badendieclt. Die weiteren
Preise erhielten Friedrich Gross und Setsuko Kottmann-Ikai (2. Preis geteilt), Werner Hilsing
und der Wiener Karl Korab (3. Preis geteilt). Einen Sonderpreis erhielt Ingrid Grasse-
Meininghaus.
BRD - STÄDTISCHE SAMMLUNGEN BIBERACH (BRAITH- UND MALI-MUSEUM)
ROLF NESCH
lrn zehnten Jahr ihrer Durchführung von Wanderausstellungen zeigte die Staatsgalerie
Stuttgart vom 14. Februar bis 21. März 1971 eine Ausstellung des deutschen Malers und
Radierers Rolf Nesoh, der sait 1933 in Aal bei Oslo ansässig ist. Der Künstler widmet sich
besonders dem farbigen Metalldrudc von zwei Platten. Der Metalldrudi nach einer
Erfindung von Rolf Nesdl ist die Graphik von Platten, die nidrt nur geätzt werden,
sondern durah Auftragen und Auflöten von Metallformen, Kupterdrahten, Lötzinn sowie
durch Ausbohren oder Aussägen van Lödlern ein in der bisherigen Drucktechnik
unbekanntes Relief und somit eine völlig neue Ausdrudxsform erreichen.
Bereits im Jahr 1933 war das Verfahren in der Reihe „Sohnee" zunächst in
Sdlwarz-Weiß vervollkommnet und in der gleidlfalls 1936 vollendeten Serie „Lofaten"
mittels farbiger Ätzungen mit neuen Farbklöngen weiter entwickelt worden. Die
Ausstellung brachte in zirka 80 Blättern aus dem reichen Schaffen des Künstlers eine
geglückte Auswahl an farbigen Metalldrudren. Die beiden Folgen „Scflnee" und „Lafoten"
zeigen in ihrer Gestaltungskraft die starke Verbundenheit des DeutschrNorwegers mit
seiner neuen Wahlheimat. Daneben spiegelt sich in vielen Blottern das Leben der Fischer
und Bauern, der nächtlichen Hafenstadt, der Spukgestalten und Kobolde nordisdler
Märchenphantosie sowie religiöser Visionen.
ÖSTERREICH - ARCHTEKTURKONGRESS 1970
Die Üsterreidlische Gosellsdlaft für Architektur hielt am 7. November 1970 im Loos-Haus am
Kreuzberg, Paverbach, den Usterreicflisdlen Ardlitekturkongreß 1970 ab.
„Die Demokratie als Garantie der individuellen und kollektiven Entfaltung drückt sich
oudl im Bauen aus. Die Information und Bildung der Uffentlidlkeit soll das Bewußtsein
iedes einzelnen unserer Gesellsdlaft erweitern, daB er alle seine Möglichkeiten und
Kompetenzen zur Mitgestaltung eines eigenen Bereidies ausschöpfen kann."
So also lautete der programmatische Kornsatz des Kongresses. Alle Bewohner
Usterreichs wurden aufgefordert, ihr unbehagen über Planungen und Realisierungen
öffentlidl zu äußern. Ebenso empfahlen die Kongreßteilnehmer eindringlichst, alle
wichtigen städtebaulichen Planungen Usferreicfts nicht nur in der Uffentliahkeit
vorzubereiten und zu diskutieren, sondern auch die betroffene Bevölkerung laufend über
die Probleme sachgemäß zu informieren und zu Entscheidungen heranzuziehen.
Ausdrücklich wird ferner empfahlen, allen Sdtulen konkrete Kenntnisse der Gestaltungs-
möglichkeiten der Umwelt zu vermitteln. Die Kongreßteilnehmer stellten die Forderung auf,
daB vor allem die Massenmedien - hier vor allem der ORF - die Probleme der Ardlitektur
und Planungvon Fachleuten und Betroffenen behandeln und unzensuriert publizieren.
ÖSTERREICH - RESTAURIERPROGRAMM 1971 DES BUNDESDENKMALAMTES
Für das Jahr 197i steht eine Großrestaurierungskampagne auf dem Programm des
Bundesdenkmalamtes. 50 Pr iekte allein in Wien, u. a. Malteserkirche (Kürntnerstraße),
Totenkopelle neben der Heiliganstödter Pfarrkirdte St. Michael sowie die Uberholung der
malerischen Innenausstattung der Wiener Votivkircfle, sollen heuer nadl Möglichkeit
verwirklicht werden. Der Schwerpunkt in den Bundesländern liegt auf Burgen und
Sdllössern, u. o. Hochasterwitz (Kärnten), Burg Landecli (Tirol) und Burg Trautenfels
(Steiermark).
USTERREICH - GALERIE WELZ, SALZBURG
Die Direktion der Galerie Welz gibt uns im folgenden ihren Ausstellungsplan für das
erste Halbjahr 1971 bekannt:
Z1. Jönner bis 24. Februar Ronald Searle: Karikaturen, Illustrationen, Zaidmungen und
Lithographien
l. Mdrz bis I2. April. Oskar Kokoschka, Aquarelle und Zeichnungen
15. April bis I6. Mai. Herwig Schubert, Zeichnungen
20. Mai bis 20. Juni: Gottfried Salzmann, Neue Aquarelle und Zeichnungen
USTERREICH - WIENER NACHRICHTEN
Im dritten Vierteliahr 1970 wurden im Rahmen einer Prämienaktion für Wiener
Kleingalerien ausgezeichnet:
Galerie Würthle (Ausstellungen „Urtail", „Haffmann") - Galerie auf der Stubenbastei
(Ausstellung „K. A. Wolf") - Galerie nadist st. stephan (Ausstellungen „Pareilodien",
„Arnulf Reiner") und das Crafts Center des OCC (Ausstellung „Drabny-Moosmann-
Spurey"). Genannte Galerien bekamen in Anerkennung ihrer Tätigkeit Prämien im
Gesamtwert von S 22.0003
"Salzburger Künstler in Wien". Mit dieser vom 18. März bis 12. April 1971 im Wiener
Künstlerhaus stattfindenden Ausstellung erfuhr das von Vizebürgermeister
Gertrude Sandner initiierte Bundesländerprogramm eine wertvolle Bereicherung. Dia
Ausstellung wird nach Wien in Berlin und wahrsdteinlioh auch in Salzburg gezeigt werden.
"Phantastischer Realismus". Aus Paris erreicht uns die Nachricht, daB sowohl das dortige
kunstinteressierte Publikum wie auatl die Kritik über die aus Beständen des Kulturamtes der
stadt Wien gezeigte Ausstellung „Graphik des phantastischen Realismus" begeistert ist.
Leopold Netopil
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Internationaler Kunstspiegel
BILD 24 - Formal rhythmisch betonte Reliefs und neue graphische Blätter stellte
Aschermann in der Kleinen Galerie in der Neudeggergasse aus. Die Leitung der in
Wiener Kunstleben überaus verdienstvollen Institution übernahm mit Beginn 1971
der Bildhauer Hans Muhr. Muhr löst damit Diplomingenieur Karl Gerstmayer ab, d
idealistisdter Förderer und Promotor moderner Kunst Jahrzehnte hindurch sein reid
Wissen und seine persönlichen Beziehungen zur Wiener Künstlerschaft in den Dient
„Gesellschaft der Kunstfreunde" und der ihr angegliederten Kleinen Galerie stellte
Karl Gerstmayer veranstaltete nicht nur regelmäßig Ausstellungen in- und ausländi
Künstler, sondern versuchte vor allem durdt systematische Bildungsarbeit, in dere
Vorträge und Diskussionen ebenso stattfandon wie Dichterlesungen und Exkursionel
Terrain für die Moderne zu gewinnen. Daß ihm dies durch seine stets hilfsbereite L
entgegenkommende Art besonders gut gelang, werden vor allem jene bestätigen, d
iungen Jahren mit Diplomingenieur Karl Garstmayer in Kontakt traten und dr
Mittlerralle ein echtes persönliches Verhältnis zur zeitgenössischen Kunst gewinnen
BILD 25 - Ein erfolgreiches Ausstellungsdebüt im Rahmen einer qualitativ gut ausg
und gesdlickt arrangierten Personale hatte der 1945 in Salzburg geborene Plastikel
Hoellwarth in der Wiener Galerie Tao im Usterreichischen Kunstzentrum zu verzeir
Als Beispiel dieser Schau eine der formal konsequent durchdachten und
weiterentwidielten Skulpturen des iungen Künstlers.
BILD 76 - Zum hundertsten Geburtstag von Adolf Loos zeigte das Museum des
20. Jahrhunderts in Wien die Ausstellung „Adolf Loos für iunge Leute". Die mit
finanzieller Unterstützung der UNESCO und einiger privater Firmen zustande geko
und von einer informativen Faltbroschüre begleitete Schau enthielt Photos, Mode
Tonbandaufnahmen und Spiele. Parallel dazu fanden Kinder auch Gelegenheit, unt
des Kunstpädagagen Prof. Ludwig Hofmann selbst zu „malen, zeidlnen und zu for
BILD 77 - Unter dem wehmütigen Motto „für längere oder lange Zeit die letzte
Ausstellung" kündigte Heide Hildebrand eine Ausstellung von Peter König an, die
Dezember 1970 in Klagenfurt stattfand. Stellvertretend für die Exposition unsere
Wiedergabe eines der am amerikanischen Realismus sichtlich orientierten Bilder des
BILD 2B - Der Wiener Maler und Druckgraphiker Hans Krenn stellte in den Monats
Oktober und November des Voriahres an der Technischen Universität FlaridalOrlol
BILD 19 - Die „Galerie im Stock", Wien I, Riemergasse 9, eröffnete im Dezember
als iüngste Wiener Neugründung rnit einer Gruppenausstellung von Zedlyr,
Korab sowie einigen Malern der „Wirklichkeiten". Als Editionsblatt erschien aus d
Anlaß Karl Korabs mehrfarbiger Siebdruck „Würdentröger".
BILD 3D - Mit der nebenstehend abgebildeten Einladungskarte lud der deutsche
Konzeptkünstler und Aktianist Timm Ulrichs zur Eröffnung seiner jüngsten Ausstellu
der Christian-AlbrechtsrUniversität in Kiel.
BILD 31 - Einige Dutzend sdlwarzweißer und farbiger Zeichnungen stellte der durc
mehrere Ausstellungen in Italien bekanntgewordene Maler und Graphiker Berntli
in der Galerie Nagl in Wien aus. Dr. Walter Zettl, Sekretär am Österreichischen
Kulturinstitut in Rom und über diese Eigensdtatt hinaus ein wertvoller und initiativt
Vermittler von Ausstellungen österreichischer Künstler in italienischen Galerien um
Kunstinstituten, sdtrieb über Grisels künstlerisdle Eigenart im Katalog der Wiener
Ausstellung unter anderem:
Bereits anlößlich seiner ersten Persanolousstellung im Winter 1967168 in der römisc
Galerie „Ferro di Cavallo" hat die italienische K ' ik, angeregt von dem präzisen
graphisdien Gefühl des Künstlers, auf dessen Affinität zur „Art Nouveau" hingew
aber ebenso seine Auseinandersetzung rnit den gegenwärtigen Tendenzen, etwa mi
eines Roy Lidltenstein: „Mit der ihm eigenen zeichnerischen Akribie überwindet er
aggressiven Balsdlafton der Papart". Man bezeichnete ihn GUCII als auBergewöhn
tuosen der farbigen Zeichnung, der mit der Feder seinen eleganten weiblichen Fign
verleiht, und wollte eine gewisse Verwandtschaft mit Beordslev und Wessalmann er
Am meisten faszinierte an den Arbeiten Grisels die Überwindung iener Existenzant
zu oft den Werken van Künstlern seines Genres abzulesen ist. Indem er sich immei
mehr von der Irrealität einer mythisch-phantastisdlen Traumwelt löste, setzte er dil
ohne iegliche Aggression einen natürlichen Freiheitsbegriff entgegen. Diesen Weg
seither konsequent fortgesetzt. Durch eine immer stärkere Klärung der Formen undl
der Farben gewinnt er vor unseren Augen Stück für Stück seinen Anteil am Paradii
BILD 32 - Zu den interessantesten Ausstellungen der Galerie Autodidakt, Wien 4,
Operngasse 9, zählte zuletzt die Personale des Zeichners Rudolf Janisch.
BILD 33 - Im Rahmen einer Ausstellung in der Galerie Kaiser, Wien 6, stellte Petet
Bischof sein neuestes Mappenwerk mit dem Titel „Ich ist ein anderer" var. Die
schön gelungene, künstlerisch wertvolle bibliophile Publikation enthält insgesamt el
handsignierte und numerierte Radierungen des Künstlers (in den Farben Melorieblr
Cyanblau, Kabaltblau, Sepia und Schwarz), die adrt Gedichten des im Voriahr frei
aus dem Leben gesdiiedenen asterreidrisdten Lyrikers Paul Celan gegenübergestell
wurden. Das mit 49 Exemplaren limitierte Mappenwerk kostet s 240o.-.
BILD 34 - „Rom am Dom" lautete das Motto einer Ausstellung des Römisch-Garmc
Museums in der Kunsthalle Köln. (14. November 197D bis 14. Februar 1971).
Eine Ausstellung eigener Art über Ausgrabungen, die noch im Gange sind. Aber dt
große Baugrube für die Tiefgarage am Kölner Dorn hat rnit ihren vielen Resten au
Vorzeit und dem anrsigsn Treiben der Archäologen das Interesse der täglich arn R:
sich drängenden Zuschauer geweckt. Die Ausstellung berichtet von der Tätigkeit de
Ausgrdber und den überaus vielseitigen Ergebnissen, die der Uffentlicttkeit nicht
vorenthalten werden sollen. Sie reichen von der Steinzeit bis ins Mittelalter und
häufen sich besonders in den römischen Schidlten. Hier bekommen wir ganz neue
Aufschlüsse über die Anfänge der stadt des Lagers, aus dern die Legionen in die
Katastrophe des Varus (9 rladi Chr.) marschierten. Es gibt Zeugnisse aus allen
des Lebens im römischen Köln, Mosaiken und Wandmalerien, heidnische Götter, ri
einheimische und den persisdten Gott Mithras neben den Bauten des trühen Christi
Die schriftlichen Aufzeichnungen, die gefunden wurden, reichen von den Notizen d
gesdlättigen Einwohner auf Wadlstäfelchen bis zu der monumentalen Inschrift für
Nero. Rom wird lebendig bei dieser Schau neuester bedeutender Funde vom Dom.
BILD 35 - In der Zeit vorn 5. bis 30. Jänner 197i zeigte die Galerie nächst St. Slepl
in Wien die erste Einzelausstellung von Joseph Beuys in der Bundeshauptstodt. D
Kulturableilung irn Anit der Tiroler Landesregierung veranstaltete, von oswald ob.
ausgewählte und gestaltete Exposition umfaBte ati vorwiegend graphische Arbeiten
Sammlung Hans und Franz van der Grinten, Kranenburg. Vor Wien war die
Ausstellung (Leitung: Dr. Magdalena Hörmann-Weingortner) bereits in der Galerie
Taxis-Palais in Innsbruck zu sehen, wo sie - ebenfalls Gegenstand heftiger Meinur
Verschiedenheiten und Schlußfolgerungen - für einige Aufregung irrl Kunstalltag so
Der irn Anhang (S. 53 rechts) wiedergegebene Artikel des BeuysrSammlers Hans va
Grinten fungierte als Kotalogvorwort beider Ausstellungen. Wir veröffentlichen
ihn - mit Einverständnis des Autors - vor allem deshalb besonders gerne, weil er l
Beispiel eines außergewöhnlichen Einzelgängers wesentliche Grundsatzfragen heuti
Kunst zur Diskussion stellt. I