MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XVI (1971 / Heft 116)

wichtiges Motiv ist hier der Zirkus. Dieses Symbol 
werden wir auch später, ia in iüngster Zeit, beim 
Künstler auftauchen sehen. Es ist ein Spiegelbild der 
Welt. Um einige sich Produzierende, einen Gaukler, 
Jongleur, einen ouf hohem Rosse Tuba Blasenden 
sind viele Nullen geschart. Behrens erzählt, Behrens 
zeigt auf, ist engagiert. 
In der Entwicklung des Künstlers tritt nun eine 
große Pause ein. ln den fünfziger Jahren illustriert 
er eine Menge Bücher deutscher und Schweizer Ver- 
lagshäuser. Aus dem Blickfeld der Kunstinteressier- 
ten und der Öffentlichkeit ist er, aus welchen 
Gründen auch immer, verschwunden. Behrens hat 
iedenfalls nie das Verlangen, in die Manege zu 
steigen. Er sieht auch die Zuschauer vor allem von 
hinten. Vielleicht befindet er sich im Stand des 
Beleuchters. 
1962 macht er ein Ülkreidebild, das formal bei 
„Das menschliche Sein" anschließt. Es heißt „Die 
Mauer" und geht thematisch auf die Ereignisse in 
Berlin zurück. Auch hier finden wir das wichtigste 
Obiekt aus dem Zentrum gerückt. Es ist ein in ein 
Gerippe iibergehender Baum. Anders als bei 
dem Krugbild ist hier die Umwelt deutlich erkenn- 
bar: der Stacheldraht, das schachbrettartige Pfla- 
ster, eine Rösselfigur (wir sehen wieder das Spiel- 
motiv wie beim Zirkus] und die den Hintergrund 
beherrschende Mauer, Behrens hat wieder zu seiner 
Grundmelodie zurückgefunden. Wenn uns auch, im 
Vergleich, manches Mehr ein Weniger zu sein 
scheint, bei Bildern wie „Offenbarung, Kap. 13, 1l" 
aus dem Jahre 1963 merken wir die Vereinigung der 
Elemente mit ienen des frühen Zirkusbildes. Auch 
hier ist das Zelt in einer dunklen Umwelt stehend; 
doch nun agieren neben den Strichmännclten ab- 
struse Figuren. Hier sei auch gleich das dritte 
Zirkusbild erwähnt, Kreide, und 1970 gemacht. Es 
erinnert mehr denn ie wieder an Kubin, aber auch, 
vom Thema her, an Kafka („Die Verwandlung"). 
Ähnlich verhält es sich bei ienem Zirkusbild mit 
dem peitschenschwingenden Tod aus demselben 
Jahn 
Seit 1964 ist Behrens an der Hachsdiule für ange- 
wandte Kunst als Lehrer besdiöftigt. Auch hier ist 
Graphik sein Fach. 
Einige eigenartige Eitempera- und Ülbilder sind 
nun allerdings in letzter Zeit wieder entstanden. 
Mit vielen phantastisch gehaltenen Figuren, sehr oft 
an Hieronymus Bosch erinnernd (aus dessen Ver- 
müchtnis schon die frühen Monstren dieses Malers 
stammen), geschehen die schrecklichsten Dinge. 
Bemerkenswert ist, daß in den allerletzten Bildern 
die Farben von ihrer düsteren Strenge lassen und 
durch gebrochene Mischungen eine sonderbare Un- 
bestimmtheit hervorrufen, eine Zwitterexistenz von 
Lieblichkeit und Grauen, wobei die Lieblichkeit er- 
sichtlich zur schwermütigen Aussage des Malers in 
Widerspruch steht. 
43
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.