MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XVII (1972 / Heft 124 und 125)

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Joachim Heusinger von Waldegg 
Richard Luksch und 
Elena Luksch-Makowsky - 
ein Künstlerpaar der 
Wiener Jahrhundertwende 
Im Jahre 1902 stellte die Wiener Secession Max 
Klingers „Beethoven-Denkmal" in den Mittelpunkt 
einer Ausstellung ', die einen wichtigen Abschnitt 
innerhalb der Neuorientierung des modernen 
Ausslellungswesens überhaupt bezeichnet. Das 
Bestreben dieser Vereinigung zielte auf die Syn- 
these aller Künste im Gesamtkunstwerk, Ent- 
gegen der bisherigen Ausstellungspraxis der 
Secession, Arbeiten einzelner Mitglieder in räum- 
lich geschlossenem Zusammenhang darzubieten, 
vereinigte man nun in der Beethoven-Ausstellung 
die unterschiedlichsten künstlerischen Beiträge 
zu einem stimmungsvollen „architektonischen 
Rahmen" um Klingers farbige Skulptur. 
Der bekannte Architekt und Mitbegründer der 
Wiener Werkstätte, Josef Hoffmann, entwarf die 
streng in rechtwinkligen Bezügen gegliederte 
Ausstellungsarchitektur dieses „modernen Zweck- 
tempels". An der Ausschmückung der drei Säle 
beteiligten sich fast alle namhaften Secessions- 
mitglieder, darunter auch Gustav Klimt mit dem 
berühmten „Beethoven-Fries". Das Generalthema 
der Ausstellung war Beethovens IX. Symphonie. 
Die Exponate unterordneten sich bewußt als 
Huldigung an Klingers Beethoven. „Die Ausstel- 
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lung als Kunstwerk" sollte bald darauf zum 
Schlagwort werden. Nach den Worten des Wie- 
ner Kunstkritikers J. August Lux' lag der didakti- 
sche Wert der Ausstellung darin, „sichtbar zu 
machen, wie sich die Ästhetik der Malerei und 
der Plastik in bezug auf den architektonischen 
Gedanken ändert, und die Forderungen kennen- 
zulernen, die bei Aufgaben der Monumental- 
kunst gestellt werden." 
Richard Luksch und Elena Luksch-Makawskys 
beteiligten sich an dieser wichtigen Ausstellung. 
Beider Werke waren im Sinne des Ausstellungs- 
gedankens streng kontextbezogen. Für den Mittel- 
saal schuf Luksch um die Klinger-Skulptur Nischen 
mit jeweils zwei Brunnenfiguren in Hachrelief aus 
blau getöntem Beton (Abb. 1 a l b). lhre strenge 
Stilisierung rückt sie, als direkte Verkörperungen 
der geometrischen Ausstellungsarchitektur Hoff- 
manns, in die Nahe von Pfeilerfiguren. Für die 
Seitenröume, Kunstwerken von ausgeprögterer 
„Eigenort" vorbehalten, stellte Luksch-Makowsky 
in Kupfer getriebene, bemalte und intarsierte 
Reliefsö her. lhre Arbeiten unterscheiden sich 
von Lukschs architektonisch konzipierten Brunnen- 
figuren durch stärkere bildhafte und inhaltlich 
bestimmte Aspekte - die Themen sind der russi- 
schen Volkssage entliehen. 
Auf beide Künstler übten die Erneuerungsbe- 
strebungen des Kunsthanclwerks im Wiener Ju- 
gendstil einen entscheidenden Einfluß aus. Beide 
hatten bereits ein akademisches Kunststudium 
absolviert, als sie Anfang 1900 gemeinsam nach 
Wien kamen. Richard Joseph Luksch, am 23. 
Jönner 1872 in Wien als Sohn des Kaiserlichen 
Rats, Direktors der Ersten Österreichischer 
Casse, geboren, ging 1893 nach München, 
nach einiöhrigem Besuch einer Privatschu 
1894 bis 1898 an der Münchner Kunstakt 
studierte (1894-1896 in der „Zeichenschul 
Gabriel v. Hackl, anschließend in der „ 
schule" bei Stöcker). Dann folgte ein Jahr 
fische Bildhauerausbildung unter Matthic 
steiger in Deutenhofen bei Dachau. Hie 
in München, im Kreis der Maler Hölzel, Javi 
und der Werefkin lernte Luksch auch sein 
tere Frau Elena, Tochter des bekannten 
schert Malers Konstantin Makowsky, k 
Elena Luksch-Makowsky, am 13. Navembi 
in St. Petersburg geboren, trat bereits sie 
iahrig 1895 nach einer Vorbereitungsklc 
die Malklasse llia Riepins an cler Peters 
Akademie ein, wo sie anschließend eine 
bei dem Bildhauer Beklemischew absolt 
lm Jahre 1899 kam sie durch ein Auslands 
dium nach München an die Zeichenschule 
Azbes. lm Frühiahr 1900 heirateten Richa 
Elena Luksch-Makowsky und übersiedeltei 
Wien. Bereits am 30. April 1900 wurde F 
Luksch ordentliches Mitglieda der Verei 
bildender Künstler Österreichs Secession, c 
er 1905 gemeinsam mit der Klimt-Gruppe c 
Die künstlerische Zusammenarbeit erwie 
für das Paar Luksch-Makowsky bald als c 
anregend. Gemeinsam beteiligten sie s 
zahlreichen Baugestaltungen und Zimmera 
tungen der 1903 gegründeten Wiener Werl 
Lukschs erste bedeutende Plastik, „Der Vl 
rer"", die auf der X. Ausstellung der X
	        
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