1a i 1b
Joachim Heusinger von Waldegg
Richard Luksch und
Elena Luksch-Makowsky -
ein Künstlerpaar der
Wiener Jahrhundertwende
Im Jahre 1902 stellte die Wiener Secession Max
Klingers „Beethoven-Denkmal" in den Mittelpunkt
einer Ausstellung ', die einen wichtigen Abschnitt
innerhalb der Neuorientierung des modernen
Ausslellungswesens überhaupt bezeichnet. Das
Bestreben dieser Vereinigung zielte auf die Syn-
these aller Künste im Gesamtkunstwerk, Ent-
gegen der bisherigen Ausstellungspraxis der
Secession, Arbeiten einzelner Mitglieder in räum-
lich geschlossenem Zusammenhang darzubieten,
vereinigte man nun in der Beethoven-Ausstellung
die unterschiedlichsten künstlerischen Beiträge
zu einem stimmungsvollen „architektonischen
Rahmen" um Klingers farbige Skulptur.
Der bekannte Architekt und Mitbegründer der
Wiener Werkstätte, Josef Hoffmann, entwarf die
streng in rechtwinkligen Bezügen gegliederte
Ausstellungsarchitektur dieses „modernen Zweck-
tempels". An der Ausschmückung der drei Säle
beteiligten sich fast alle namhaften Secessions-
mitglieder, darunter auch Gustav Klimt mit dem
berühmten „Beethoven-Fries". Das Generalthema
der Ausstellung war Beethovens IX. Symphonie.
Die Exponate unterordneten sich bewußt als
Huldigung an Klingers Beethoven. „Die Ausstel-
40
2
lung als Kunstwerk" sollte bald darauf zum
Schlagwort werden. Nach den Worten des Wie-
ner Kunstkritikers J. August Lux' lag der didakti-
sche Wert der Ausstellung darin, „sichtbar zu
machen, wie sich die Ästhetik der Malerei und
der Plastik in bezug auf den architektonischen
Gedanken ändert, und die Forderungen kennen-
zulernen, die bei Aufgaben der Monumental-
kunst gestellt werden."
Richard Luksch und Elena Luksch-Makawskys
beteiligten sich an dieser wichtigen Ausstellung.
Beider Werke waren im Sinne des Ausstellungs-
gedankens streng kontextbezogen. Für den Mittel-
saal schuf Luksch um die Klinger-Skulptur Nischen
mit jeweils zwei Brunnenfiguren in Hachrelief aus
blau getöntem Beton (Abb. 1 a l b). lhre strenge
Stilisierung rückt sie, als direkte Verkörperungen
der geometrischen Ausstellungsarchitektur Hoff-
manns, in die Nahe von Pfeilerfiguren. Für die
Seitenröume, Kunstwerken von ausgeprögterer
„Eigenort" vorbehalten, stellte Luksch-Makowsky
in Kupfer getriebene, bemalte und intarsierte
Reliefsö her. lhre Arbeiten unterscheiden sich
von Lukschs architektonisch konzipierten Brunnen-
figuren durch stärkere bildhafte und inhaltlich
bestimmte Aspekte - die Themen sind der russi-
schen Volkssage entliehen.
Auf beide Künstler übten die Erneuerungsbe-
strebungen des Kunsthanclwerks im Wiener Ju-
gendstil einen entscheidenden Einfluß aus. Beide
hatten bereits ein akademisches Kunststudium
absolviert, als sie Anfang 1900 gemeinsam nach
Wien kamen. Richard Joseph Luksch, am 23.
Jönner 1872 in Wien als Sohn des Kaiserlichen
Rats, Direktors der Ersten Österreichischer
Casse, geboren, ging 1893 nach München,
nach einiöhrigem Besuch einer Privatschu
1894 bis 1898 an der Münchner Kunstakt
studierte (1894-1896 in der „Zeichenschul
Gabriel v. Hackl, anschließend in der „
schule" bei Stöcker). Dann folgte ein Jahr
fische Bildhauerausbildung unter Matthic
steiger in Deutenhofen bei Dachau. Hie
in München, im Kreis der Maler Hölzel, Javi
und der Werefkin lernte Luksch auch sein
tere Frau Elena, Tochter des bekannten
schert Malers Konstantin Makowsky, k
Elena Luksch-Makowsky, am 13. Navembi
in St. Petersburg geboren, trat bereits sie
iahrig 1895 nach einer Vorbereitungsklc
die Malklasse llia Riepins an cler Peters
Akademie ein, wo sie anschließend eine
bei dem Bildhauer Beklemischew absolt
lm Jahre 1899 kam sie durch ein Auslands
dium nach München an die Zeichenschule
Azbes. lm Frühiahr 1900 heirateten Richa
Elena Luksch-Makowsky und übersiedeltei
Wien. Bereits am 30. April 1900 wurde F
Luksch ordentliches Mitglieda der Verei
bildender Künstler Österreichs Secession, c
er 1905 gemeinsam mit der Klimt-Gruppe c
Die künstlerische Zusammenarbeit erwie
für das Paar Luksch-Makowsky bald als c
anregend. Gemeinsam beteiligten sie s
zahlreichen Baugestaltungen und Zimmera
tungen der 1903 gegründeten Wiener Werl
Lukschs erste bedeutende Plastik, „Der Vl
rer"", die auf der X. Ausstellung der X