Notizen
Dr. Kurt Rossacher - Professor
Dem Direktor des Salzburger Barockmuseums und
Herausgeber unserer Zeitschrift „alte und moderne
kunst", Dr. Kurt Rossacher, wurde am 2B.Jänner1975
der „Professar" verliehen. In einer von musikalischen
Vorträgen umrahmten Feierstunde im Audienzsaal
der Bundesministerien für Unterricht und Kunst und
Wissenschaft und Forschung wurden mit unserem
Geehrten weitere neun Persönlichkeiten des
kulturellen Lebens durch Min.-Rat Dr. Franz
Horatcuk als frischgebackene Professoren ge-
würdigt. Unter ihnen befand sich eine andere
Salzburger Persönlichkeit und langiährige verdiente
Autorin unserer Zeitschrift, Frau Prof. Nora Watteck,
die wir zusammen mit unserem Herausgeber, Dr.
Kurt Rossacher, herzlich beglückwünschen.
Sektionschef Dr. Karl Haertl, der in Vertretung des
Bundesministers für Unterricht und Kunst, Dr. Fred
Sinowatz, die Ausgezeichneten ansprach und ihnen
die Diplome und Dekrete überreichte, würdigte
unter anderem ihre Verdienste, die sie sich durch
ihr Wirken für die Republik Österreich erworben
hatten. ln unserem Falle die Tatsache, daß Dr. Kurt
Rassacher über sein aktives, von untrüglichem
Spürsinn geleitetes Wirken als Kunsthistoriker
hinaus seine in langen Jahren mühevoll aufgebaute
Barocksammlung zum Großteil der Stadt Salzburg
zum Geschenk machte.
Ü
Aachen - Neue Galerie
Eine neue internationale Schule provinziellen
Ursprungs aus Frankreich, nicht in Paris, sondern
in Nizza begründet, war zu Gast vom 22. Februar
bis 1. April. Junge Franzosen, kaum 30 bis 40 Jahre
alt, die, aus aller malerischen Tradition
ausbrechend, weg vom gerahmten aufgespannten
Ulbild die althergebrachte Handschrift des Malers
mittels Handlungen wie Eintauchen, Falten, Nähen,
Knüpfen oder Stempeln umfunktionieren. lm
Grunde damit einerseits Henri Matisses Malerei
der farbigen Felder fortführend und anderseits an
die großen Entdecker der fünfziger Jahre, die
„color-field" - ad Reinhart bis Morris Louis -
anknüpfend. Langwierige Theoriebildung ging den
Werken voraus, die beredtes Zeugnis ablegen für
die hervorragende Erziehung im Ästhetischen. -
Unter den Titeln „Grenzüberschreitungen in der
Kunst des 20. Jahrhunderts" waren im März zu
hören Wolfgang Becker: „Kunst als Handlung,
1955-1975" und Mauricio Kagel: „Musik und
Aktion". -
Der österreichische Architekt Hans Hollein, mit dem
Dr. Johannes Cladders an den Plänen für ein
neues Städtisches Museum in Mönchengladbach
arbeitet, fand mit diesem Projekt, das hier in
engster Nachbarschaft entstehen wird, mittels
Vortrags großes Interesse und Möglichkeit, Einsicht
in die grundsätzlichen Aspekte der Vereinigung
von Beständen alter und neuer Kunst zu
verschaffen. -
Horror in the Cinemo, filmische Evergreens des
Exorzismus, Vampirismus, Psyche-Terrors und allerlei
Umweltmonstern liefen vom 22. Jänner bis 22. März.
Boris Carlos in „Frankenstein" feierte ebenso
fröhliche Urständ wie u. a. Cary Grant, Peter Lorre
in „Arsenic and old Lace", Bette Davis und Olivio
de Havilland in „Hush, Hush, sweet Charlotte".
Von Nosferatu [einer Sinfonie des Grauens) bis zu
Pierre Etaix' lnsomnie und der Stunde wenn Dracula
kommt . . . Das Extrem-Schreckliche als Vergnügen. -
Mit regionalen Aktivitäten wie Werkstattgesprächen
über die 100 Aachener Künstler, Filmen für die
Jugend, einer Ausstellung der Kindergalerie im
Atrium, einer Schau aktuellen Pressefatos von vier
Aachener Fotoreportern, Vorträgen, „Salvador Dali
- die Metamorphose des Narziß", und über eine
spezielle Kunstform unserer Tage „Kunst wird Natur
- vom englischen Landschaftsgarten zur Land-art"
stellt die Aachener Galerie ihre Programmdichte
unter Beweis.
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Augsburg - Johann-Liss-Ausstellung
Das Ausstellungsereignis des Jahres 1975 erwartet
man hier, einer traditionellen Verpflichtung als
Kunststadt Rechnung tragend, mit der ersten
Gesamtausstellung des Lebenswerkes des aus dem
Oldenburgischen gebürtigen Johann Liss (1597-1629),
den wohl eigenwilligsten und bedeutendsten Malern
des Barock zugehörig. Früh schon nach den
Niederlanden gegangen, sind seine ersten Stationen
Haarlem, Amsterdam und später Antwerpen, und
Künstler wie Goltzius, Hals, Buytewech, dann
P. Breughel, Rubens, Jonssens und Jardaens
bestimmen den Stil seiner frühen Zeit. Um 1621
gelangt Liss, von Paris kommend, nach Venedig,
worüber J. Sandrart als verläßlicher Chronist von
dem ungewöhnlichen Leben und Arbeiten des
genialen Malers berichtet, der gelegentlich eines
kurzen Romaufenthaltes der „Schilderbent", einer
damaligen niederländischen Künstlerkolonie,
angehörte, die ihm taxfrei, seiner leidenschaftlich-
ungestümen Lebens- und Schaffensweise wegen,
den Namen „Pan" gab. Ein Frühvollendeter, gleich
Mozart, wurde Liss 33iährig in Venedig von der
Pest dahingerafft.
Nach den unter der Patronanz der lCOM stehenden
Großausstellungen „Hans Holbein d. Ä.", „Kunst
der Spätgotik", 1965, „Augsburger Barock", 1968,
und „Suevia Sacra", 1973, setzt Augsburg einen
weiteren markanten Baustein in der Reihe seiner
kulturellen Großveranstaltungen. Alle Möglichkeiten
umfassender und instruktiver Information,
flankierend zur Ausstellung, sowie ein zeitgemäßes
Publikumsservice sollen die Präsentation der etwa
50 Gemälde und 30 Handzeichnungen von
Johann Liss im ehemaligen Goldenen Saal des
Augsburger Rathauses optimal veranschaulichen.
Die Kunstwelt sieht voller Erwartung nach Augsburg,
wo diese bedeutsame Veranstaltung vom 2. August
bis 2. November 1975 vonstatten gehen wird.
BerlinlWien - Theaterplokate aus der DDR
Fast den ganzen Februar hindurch zeigte man in der
Wiener Galerie ZB eine Auswahl von rund 50
Theaterplakaten aus der DDR, durchwegs gekonnte
grafische Darstellungen zu klassischen wie auch
modernen Theaterstücken. (Abb. 1)
Bonn - Rheinische Goldschmiedekunst
Ein bedeutsames kulturelles Ereignis war die vorn
16. Jänner bis 2. März 1975 im Rheinischen
Landesmuseum veranstaltete Ausstellung „Rheinische
Goldschmiedekunst der Renaissance und Borockzeit
- Kostbares Gerät aus Kirchenschätzen, Museen
und Privatsammlungen". Während bisher die
deutsche Goldschmiedekunst der Renaissance ihren
Ruf den süddeutschen Metropolen verdankte, wurde
nun der Versuch unternommen, zu beweisen, daß
es mit Köln, Aachen und Düsseldorf drei große
Zentren mit Meisterpersönlichkeiten im Rheinischen
gab, die künftighin die regionale Kunstgeschichte
bereichern werden. Wiederentdeckt und zum Teil
erstmalig ins Bewußtsein gerückt wurde eine Anzahl
kostbarer Zimelien des Rheinlandes, darunter
die augenfälligsten, wie die Kölner Expositorien aus
Münster i. W., die Büsten der Heiligen Aloisius
aus KälnlSt. Peter und Donatus aus Münstereifel,
die großartige Muttergottes aus dem Londoner
Victoria B. Albert Museum und ein weiteres
stattliches Großaufgebot kostbarer Schätze von
wertvollen Goldschmiedeexponaten. (Abb. 2)
BudapestlWien - Collegium Hungaricum
lm Jahr des Denkmalschutzes 1975 sind neben den
Bemühungen um die Erhaltung und Revitalisierung
künstlerisch und historisch schützenswerter
Architektur auch die Aspekte der Stadterweite-
rungen von großer Bedeutung. Von besonderer
Aktualität im Nahbereich, dem österreichisch-
ungarischen Raum, war daher ein Vortrag mit
Lichtbildern von Dir. Dr. Karoly Perczel zum
Thema „Entwicklungstendenzen der westungarischen
Städte und deren Verbindungen mit Österreich".
Die am 12. März 1975 veranstaltete Aktivität lief
aus in einer von o. Prof. Dr. Rudolf Wurzer
geleiteten Diskussion.
EsslingenlRegensburg - Aus Künstlergilde
und Ostdeutscher Galerie
Unter den zahlreichen Ausstellungen dieser
Vereinigung hervorhebenswert „Kunst zu Kafka".
Eine Schau, die in über 350 Aquarellen, Zeichnungen,
graphischen Blättern und Mappen von über 50
Künstlern Werk und Leben Franz Kafkas zum Thema
hat. Chirico, Fronius und Kubin, Coudenhove-Kalergi,
Cuevas, Escher, Fuchs, Hrdlicka, Janssen, Meckseper,
Rainer, Vallazza u. a. sind mit Werken, die von
1927-1974 entstanden sind, vertreten. Die Schau
kommt auch nach Wien und geht dann nach
Amsterdam und Tokio. Vorn 7. Februar bis 9. März
war sie, von Bonn kommend, in der Regensburger
Ostdeutschen Galerie zu sehen.
Ferner interessant zwei Ausstellungen österreichi-
scher Künstler, so eine über Rudolf Jettmar ebenfalls
in der „Ostdeutschen", vom 20. März bis 27. April,
und eine über Hans Fronius im Reutlinger Spend-
haus vom 21. März bis 20. April 1975. (Abb. 3, 4)
London - Fritz Maierhofer in der „electrum"
Der iunge Österreicher Fritz Maierhofer, der in der
Reihe „Schöpferisches Handwerk der Gegenwart"
u. a. im Österreichischen Museum für angewandte
Kunst schon 1972 seine charakteristischen Arbeiten
zeigte, Merkmale, ein maschinell-ästhetischer
Aspekt mit exakt linearen Dekoren und Vernie-
tungen, ist mit einer One-man-Shaw vom 22. Februar
in der electrum-gallery zu sehen gewesen.
Maierhofer, gleich nach seinem Diplom, 1966, bis
1970 in London in Andrew Grima's Workshop
tätig und gelegentliche Trips nach den USA
unternehmend, hat wesentliche Einflüsse im
anglaphilen Bereich aufgenommen. Völlig anti-
traditionell, geht er mit seinen Broschen, Ringen und
Armbändern neue, zukunftweisende Wege und
dürfte eine vor allem von der Jugend gern
aufenommene „cool-phantastic"-Line in Sachen
Schmuck eröffnen. (Abb. 5)
MoskaulWien - Gleser-Sammlung spontan
Dem schnellen Zupacken des neuen Präsidenten des
Wiener Künstlerhauses Hans Mayr ist die
Präsentation der Sammlung Alexander Gleser zu
verdanken. Der von dem russischen Sammler
gerettete Teil seiner Sammlung - 80 Bilder
nonkonformistischer russischer Künstler - war somit
zum erstenmal im Westen zu sehen. Die
Schwierigkeiten der russischen Maler, die dem
offiziellen Kunstschaffen nicht zuzurechnen sind,
dokumentieren sich darin, wie man hört, daß
erst zu Ostern wieder quasi geheime Präsentationen
nonkonformistischer Künstler in Privatwohnungen
stattfonden. Was Glesers Wiener Präsentation
seiner Restsammlung betrifft, sa konnte nicht
erwartet werden, daß man pauschal mit Werken
erster Qualität konfrontiert werden wird. Immerhin
war es aufschlußreich, einiges dieser „daheim
verabscheuten" Kunstrichtung überhaupt einmal
vor den Augen zu haben.
New York - Spureys Porcelain Crofts
Mit einem schönen Erfolg kann das Wiener
Porzellanmacherpoar Kurt und Gerda Spurey in
den USA aufwarten. Die neu etablierte „The
Florence Duhl Gallery" in New York, 31 West
54th Street, eröffnet mit einer Selektion von
Schöpfungen der beiden, die auch in einem
Shop Talk mit der Kunstkritikerin Lisa Hammel in
der New York Times vom 22. Februar 1975
ausgezeichnete Resonanz fand. Den Spureys, die
mit ihren transluziden Porzellanen das Erbe Kurt
Ohnsorgs hüten und die Zukunft tragen, einen
Neubeginn der Keramik Österreichs, ia Europas,
eröffneten, ist damit auch in Übersee ein
überzeugender Beweis für ihr Schaffen, somit ein
internationaler Durchbruch gelungen.
Nürnberg - Aus der Kunsthalle
Das Meer hat zu allen Zeiten Künstler an seine
Strände gebannt. Seine Schönheit wirkte in
magnetischer Weise, und Zwiesprache zu halten
mit dem unergründlichsten der Elemente, dessen
Oberflächenerscheinungen und Stimmungen sich
malerisch zu erarbeiten, war ihnen alles. Einer aus
unseren Tagen, den es gleichfalls packte, ist Jürgen