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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVIII (1973 / Heft 126)

nen ist. Dieses den Platz abschließende kleine 
Haus trügt ietzt eine Gedenktafel für Franz X. 
Gruber, dem Komponisten des weltbekannten 
„Stille-Nacht"-Weihnachtsliedes, der als Chor- 
regent von Hallein dort wohnte. Schon vierein- 
halb Jahrhunderte vorher hatte Altdorfer die- 
sen kleinen Platz vor der Halleiner Kirche als 
Ort für seine Heilige-Nacht-Darstellung gewählt! 
Über diesem Charmeisterhaus sieht man den 
dunklen Hang des Bannwaldes in genau dem- 
selben Neigungswinkel aufsteigen. Rechts da- 
von erhebt sich ein wesentlich höheres Gebäude, 
das mit flachem Dach abschließt und auch in der 
Stockwerksanzahl entspricht, obzwar es sich ietzt 
stark modernisiert zeigt! Vielleicht ist es wie- 
der die von hier sechs Minuten entfernte „Stroh- 
mühlwand" mit ihrer überhängenden Form, die 
Altdorfer auf dem Bilde kühn oberhalb vom 
Geschehen der Heiligen Nacht geheimnisvoll auf- 
ragen lößt. Abschied vom Pfarrhof und Geburt 
Christi stehen somit in enger Verbindung mit die- 
sem gegenüberliegenden Gebäude. Malte Alt- 
dorfer das Heilige-Nacht-Bild für die Halleiner 
Kirche? Auch das jetzige Hochaltarbild aus dem 
Jahre 1799 zeigt die Heilige Nacht im Stall. Lei- 
der fehlen von 1384 bis 1601 alle Nachrichten 
über diese Kirche und daher auch über ihre 
Ausstattung. lm Jahre 1501 lößt Erzbischof Wolf 
Dietrich einen im Münster zu Salzburg abge- 
brochenen Altar in der Halleiner Pfarrkirche 
aufsetzeni 
lm oben angeführten Werk van F. Winzinger 
findet man auch „Die Landschaft mit den zwei 
Fichten" (dort Abb. Nr. 178). Obwohl auf ihr 
die Bergkette nur zart angedeutet ist, erkennt 
man doch ihre typische Form, die sich naturge- 
treu um das Tal der Gaißau mit Regenspitz und 
Gruberhorn, Schmittenstein, Spumberg und 
Schlenken aneinanderreiht, dann aber durch den 
Vordergrund unterbrochen ist, um sich mit der 
Wieselsteingruppe im Gebiet des Tennengebir- 
ges noch einmal fortzusetzen. Für diese Radie- 
rungen wird als Entstehungsiahr 1517 angege- 
ben. Des Radierers Standort dürfte aber dem 
„Russentriedhof" nahe Grödig gelegen sein. An 
diesen Bestand schließt sich das 1961 van der 
National Gallery in London gekaufte Bild „Die 
Landschaft mit dem Fußsteg" (Abb. 7) an, das 
international als „La passerelle" bekannt ist. 
Der Ankauf wurde deshalb getätigt, weil man 
in diesem Werk das erste reine Landschaftsbild 
den tiefen Graben in die hintere Kellau. Mit 
ihm den Haarberg, zu den am Gemälde farblich 
deutlich abgesetzten Vorbergen des Schwarza- 
berges, dessen auffallende Form er mit all den 
Mulden und der Schulter genauest wiedergibt. 
Das zu Füßen der Kirche fließende Wasser ist 
die Salzach. Befremdend ist das Fehlen der 
Gollinger Burg. Allerdings stehen dort am Bilde, 
wo sie zu finden sein müßte, die den Steg tra- 
genden Pföhle. Steht man aber beim Haus 
Nr. 143, so bemerkt man, daß erst die Jetztzeit 
sie von hier aus sichtbar machte. Noch im Jahre 
1964 war dies nicht möglich; denn ein hoher 
Auwald, der von alters her bestand, verstellte 
die Sicht auf die Burg, nicht aber auf die Kirche. 
 
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licherweise hat ihn Altdorfer zum Zwecke der 
kompositionellen Abrundung statt des an der 
Stelle nicht in Erscheinung tretenden vierecki- 
gen Burgturmes in den Bildvordergrund gesetzt. 
So wie es den Eindruck macht, ist der Felsen 
rechts im Vordergrund ein malerisches Heran- 
rücken der glatten Wände, die südlich von Gol- 
ling - beim Austritt der Salzach aus den „Salz- 
achöfen" - dort aufragen. Vielleicht wäre die Zu- 
schreibung dieses kleinen Landschaftsausschnittes 
an die Gegend um Golling doch etwas gewagt, 
würde ihr nicht die Nähe von Hallein das be- 
stimmende Gewicht geben. 
Immerhin ist es bemerkenswert, daß die „Land- 
schaft mit dem Fußsteg" als erstes reines Land-
	        
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