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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXII (1977 / Heft 150)

 
4 Johann Baptist Cetta, Erzbischof Johann Ernst Grat 
Thun geleitet seine Schwester Anne-Ernestine zum Kla- 
ster Nannberg, um 1720. Wachsbild, 17 x 13 cm. 
5 Ecce homo, um 171D. Wachsbossierte Arbeit. Salzburg, 
1750. 
Privatbesitz. 
Wachsfigur, bekleidet, 
H 52 cm. Stift NonnberglSb 
e Prager Jesukind, um 
7 sdrirididrridue Lemirtger, Unim-Prof Dr. P. DOmlhikUS 
Back osß, Salzburg, um wo Wachsbüste, H 70 CtTt. 
 
7 
tM. oeridriud VUh Eckardt I. s. M_ v. (Mllnciterl), die Gtlßlt 
die Süllbllrger Ausstellung kanservatorisch betreut, ist 
die Wiederherstellung der zerlrümmerten Gruppe zu 
ddrikeri. 
7FTGHZ Mdflift: Die Wallfahrtskirche St. Leeriiidrd bei 
Tamsweg, TUMSWEQ 194a, s. so. 
'Benedikt Pillwein: Biographische Schilderung oder Lexi- 
kon Salzburgischer riieiis verstorbener theils lebender 
Künstler, GUClI solcher, welche Kunstwerke für SdlZbUrQ 
lieferten, Salzburg 1821, s. m. 
'Tdgebllcll des Abtes Dßmirtikus 
St. Peter, unpubl. Hs (A 75), s. 135 
"' M. Danatilla v, Eckardt 1. B. M. V.: Die Familie Cetto, 
in: Das Salzfaß 1977, Heft 1. 
H Pillwein a. G. o s. m. 
Haaenauer OSB von 
Material des Possierwachses versucht. Nicht bloß 
zu dem in der Technik der verlorenen Form 
hergestellten Bronzeguß benötigten sie Unmengen 
von Wachs; auch für den Medailleur und Graveur 
war Wachs der unerlößliche Grundstoff seiner 
Kunst. Entweder aus freier Hand oder mit Hilfe der 
zugehörigen Formen entstanden die unglaublichsten 
Gebilde. 
lm kirchlichen Raum benötigte man vor allem voll- 
runde Wochsbüsten zum Schmuck der Festtagsaltöre 
oder zur Ausstattung der Katakombenheiligen, 
die vom 1B. Jahrhundert an in kostbaren Glas- 
schreinen auf den Altören zur Schau gestellt wurden. 
Die bedeutendsten Keroplastiken aber haben 
sich in Wallfahrtsorten befunden, wo der Votant 
sein Eigengewicht als Wachsfigur gespendet hat. 
Das älteste erhaltene Beispiel hiefür ist die um 1470 
entstandene Figur, die sich im Museum 
Ferdinandeum in Innsbruck befindet. Sie ist 135 crn 
hoch und über einen Holzkern frei modelliert; 
dargestellt ist vermutlich der knieende Graf 
Leonard von Görzs. 
Gleichfalls Unika in ihrer Art stellen die drei 
unterlebensgroßen vollrund modellierten Wachs- 
figuren dar, die sich in dem einst salzburgischen 
Wallfahrtsort Pürthen am lnn aus der Zeit um 1630 
bzw. 1700 erhalten haben's. Daß unzählige solche 
wöchserne Votivfiguren einst vorhanden waren, ist 
in den Ablieterungsinventaren, vor altem der 
Aufklärungs- und Sökularisationszeit, belegt; 
stellvertretend für diese möge die des Grafen 
Rudolf von Tyrnstein (Kärnten) genannt sein, der um 
1630 seine 119,5 Pfund schwere Figur nach 
St. Leonhard in Tamsweg gespendet hat. 1793 wurde 
diese an den ortsansässigen Lebzelter als den 
Meistbietenden versteigerV. 
Trotz dieser enormen Verluste an historischen 
Werken der Keroplastik im späten 18. Jahrhundert 
entstand eben in dieser Epoche ein anderer Zweig 
wieder zu neuem Leben: Die Wachsfigurenkabinette. 
Hatte schon die Spätantike die Verformbarkeit 
des Wachses in der Funeralplastik genutzt und so 
dem Ahnenkult eine unerhörte Ausdrucksmöglichkeit 
verschafft, so begann man im 18. Jahrhundert, sich 
den Realismus der Keroplastik wieder zunutze 
zu machen: Es entstanden die Panoptiken des 
Kuriosen und Kriminellen, den Chambres of Horror, 
den Folterkammern, Hinrichtungsszenen und 
Mörderbildnisse der Wachsfigurenkabinette. 
Auch Salzburg verfügte über ein solches, das der 
Schuhmacher Bartholomüus Leminger (1752-1810) 
begründet hat". Seit 1797 reiste er mit seinen 
Wachsfiguren durch die Lande. Einige hievon, 
darunter die Büste des Salzburger Professors der 
Mathematik P. Dominikus Beck OSB, wird die 
Ausstellung noch zeigeny. 
Ein weiterer besonderer Glücksfall hat eine 
spezielle Art der in Salzburg gepflegten Wachs- 
bossierungen erhalten. Im Kunstkabinett der 
Erzabtei St. Peter befinden sich noch über hundert 
Exemplare der Arbeiten, die Joh. Bapt. Cetto 
(gest. 1738) und sein Sohn Nikolaus Engelbert 
(gest. 1746] in Tittmoning gefertigt haben. Es handelt 
sich hiebei um feinste Bassierungen, die, gerahmt 
und hinter Glas, die Jahrhunderte überdauert 
haben. Vieltigurige Szenen profaner oder sakraler 
Thematik wurden in millimeterdünnem Wachs 
bossiert. Die Bilder waren als Elfenbeinimitationen 
sehr gesucht. Im Katalog der Salzburger Ausstellung 
wird erstmals ein Gesamtaeuvre der Arbeiten 
der Familie Cetto vorgelegt. 
Als letzter Zweig der in Salzburg einst geübten 
künstlerischen Bearbeitung des Wachses sei die 
Enkaustik genannt. Im Ernpire besonders begehrt, 
ließ Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo durch 
seinen Kabinettmaler und Galerieinspektor Andreas 
Nesselthaler (1742-1821) eine große Sammlung 
enkaustischer Malereien anlegen. Nesselthaler hatte 
zuvor schon im Dienste des Königs von Neapel für 
Caserta ein Kabinett mit enkaustischen 
Malereien angelegt. Leider hat von den 56 Stück 
dieser seltenen Technik, die Nesselthaler17B9-1792 
für Salzburg anfertigte, keines die Plünderung 
General Moreaus im Jahre 1800 überdauert. 
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