sl. Georg Rizzi
oseph Kornhäusels
Viener Bauten für den
Iürsten Liechtenstein
tl. Georg Rizzi
oseph Kornhäusels
Viener Bauten für den
ursten Liechtenstein
imerkungen 1-8
)ie bisher umfassendste Darstellung bringt H. Herz-
nansky, Joseph Karnhäusel, Eine Künsllermonographie.
'hil. Diss. d. Universität Wien, 1964, die sich bezü lich
ler Liechtensteinschen Bauaufgaben auf ein unverö ent-
ichtas Manuskript von Dr. Gustav Wilhelm, Vaduz, über
lie Empire- und Biedermeierbauten des Fürsten von
jechtenstein stützen konnte, worin das Material des
ürstlichen Archives - soweit erhalten - berücksichtigt
st. Die heute auf dem Gebiet der Tschechoslowakei
ielegenen Bauten waren Herzmansky offensichtlich unzu-
iänglidi und daher nicht vollständig zu ersdtlieBen. -
)ie folgende Arbeit ist als Vorstu ie zu einer neuen
Monographie über J. Kornhäusel entstanden, die von R.
ichachel und dem Verfasser vorbereitet wird.
)ie Zuschreibung des Roßauer Tarbogens an Hardtmuth
vahrscheinlich erstmals bei K. Höss, Fürst Johann ll. von
.iechtenstein und die" bildende Kunst, Wien 1908, S. 217
f. Vom Dehia-Handbuch Wien mit Fragezeichen über-
nommen. Ebenso bei R. Wagner-Rieger, Wiens Architek-
ur im 19. Jahrhundert, Wien 1970, S. 70, und dieselbe
n: Architektur in Wien, Wien 1973, S. 103.
iathaus Wien, P1an- und Sahriltenkammer. Raßau 131:
SZ 7780, 1814. - An dieser Stelle sei den Herren der
ietreffenden Abteilungen des Wiener Rathauses für
reundliches Entgegenkommen und oftmals in Anspruch
lertammane Hilfe aufrichtig gedankt.
iür den Hinweis danke ich Arch. Prof. Dr. A. Macha-
schek, Wien.
iathaus Wien, Ardiiv d. Stadt Wien, Plan Nr. 2235.
t. Kleiners Vogelsdiau von 1732 und Grundrißaufnahme
ler Gartenanlage von 1738 zeigen übereinstimmend die
taupteinfahrt zwischen den nadrten, angegliederten Stirn-
vänden der Vorgebäude, wie sie auch noch der An-
icht D. Hubers, aufgenommen 1769-1774, zu entnehmen
st. Davon abweichend die früheren Darstellungen von
iteinhausen 1710 und Delsenbach nach J. E. Fischer um
715. Während bei letzterer angenommen werden kann,
laB noch gewisse Ideen der mit Sidterheit voraussetz-
iaren Planung des älteren Fischer mitgespielt haben,
dtließt der nodt vor Fertigstellung der Vorgebäude
iditierte Steinhausenplan direkt an das Proiekt D. E.
{ossis van 1690 an.
Vagner-Rieger, 1973 (zit. Anm. 2). S. 103. - Der von
. Meißl (vgl. Anm. 13) begonnene Palast wurde 179W
792 van Hardtmuth weiter eführt, welcher als Haus-
irdtitekt nun bei allen Bauführungen des Fürsten auf-
cheint. Der Baubeginn ist gegeben durch das Ansuchen
les „Liechtenstein Fürst Alois wegen bauun eines Hau-
es in der Herrengasse" vom 26. März 17 beim Wie-
ier Magistrat (Ardtiv d. Stadt Wien, UKA Baukonsense
461). - Die ausführlichste Darstellun über den Archi-
ekten bei 1.. F., Gollerie denkwür iger Männer des
'aterlandes. Joseph Hardtmuth, In: Neues Archiv für
Eeschichte. Staatenkunde, Literatur und Kunst. l. Jg. (XX.
ls Fortsetzung), Wien 1529, S. 793 ff.
tie Nachricht aus dem fürstL-liecfttensteinsdten Ardtiv,
Vien, zit. nach M. Pach-Kalous, Johann Martin Fischer,
OPSÜIUHÜQH zur Usterr. Kunstgesdm, Bd. 3, Wien 1949,
. 80, rkundenanhang 30. - Aus weiteren Urkunde;
ebendort Nr. 27, 29, 31, 3?) ist ersiditlidt, daß Fischer
iuch beim Bau des Beneliziatshauses mit Hardtmuth
usammengearbeitet hat. - Ein zu Beginn dieses Jahr-
underts angelegtes lnventarbuch der Planmappen im
lorradt-Archiv Wien (deponiert im Usterr. staatsai-aiiv,
'erwaltungsarchiv) verzeidtnet „Hardtmuths Portal in
ier Roeau". Da die betreffende Mappe 45 derzeit ver-
diallan ist, muß offen bleiben, ab die Identifizierung des
irdtitekten aufgrund einer Plartbozeidtnung erfolgt ist und
on wann der datgestellte Torbau überhaupt stammte,
Als der Wiener Architekt Joseph Kornhäusel am
1. April 1812 zum Direktor des fürstlich-liechten-
steinschen Bauamtes bestellt wurde, eröffnete
sich für den gerade Dreißigjährigen ein weit ge-
streutes Betätigungsfeld. Bis zu seinem Ausschei-
den Ende Juli 1818 war Kornhäusel nun für
sämtliche Voluptuarbauten auf den ausgedehnten
Besitzungen des Fürsten Johann l. zuständig,
deren Pläne er auch stets selbstverfaßte. Bis zum
Februar 1817 oblag ihm außerdem die Besorgung
der Wirtschaftsbauten. Ist der Umfang seiner Ar-
beit im Raum Eisgrub-Feldsberg und Mödling-
Brühl bereits durch verschiedene Forschungen
dargelegt worden, so geschah dies noch nicht in
ausreichendem Maß für die zwar kleine, im ein-
zelnen aber qualitätsvolle Gruppe von Bauten,
die der fürstliche Bauwille durch Karnhäusels
Hand auf Wiener Boden entstehen ließ!
Den Idealen der neuen Zeit Rechnung tragend,
ließ der Fürst 1814 den von Jean Trehet im Zu-
sammenhang mit der Erbauung des Liechtenstein-
schen Palastes angelegten Garten-in der Roßau
zu einem Landschaftsgarten umgestalten. Bei
dieser Gelegenheit wurde der bis dahin halb-
kreisförmige Vorhof des Schlosses in seinem
Scheitel aufgebrochen und zum gegenüberliegen-
den Pommeranzenhaus hin geöffnet. An die Stelle
der ebenerdigen Nebengebäude trat nun der
noch heute bestehende Zaun mit dem Triumph-
tor (Abb. 1).
Von der Fachliteratur wird dieses Bauwerk in der
Regel mit Joseph Hardtmuth, dem Vorgänger
Kornhäusels in der fürstlichen Baudirektion, in
Zusammenhang gebracht, wiewohl hiefür keine
archivalische Sicherstellung geboten werden kann
und die durch Bauinschrift für 1814 gegebene
Dotierung die Urheberschaft des bereits zwei
Jahre früher ausgeschiedenen Hausarchitekten
wenig wahrscheinlich maditt. Immerhin wäre
auch noch an eine verspätete Fertigstellung des
schon Jahre zuvor begonnenen Baues zu den-
ken. Darüber liefert nun ein neuoufgefundener
Einreichplan samt Ansuchen und Bescheid Auf-
schluß" (Abb. 2).
Aus dem Ansuchen von 5. März 1814 geht zu-
nächst hervor, der Fürst habe, um seinem Garten-
gebäude „wegen seiner soliden Bauart mehr
Ansicht zu verschaffen, aus diesem eine freye
Aussicht zu gewinnen, . . . sich bestimmt gefunden,
die Hofplatz-Umfassungsmauern der Gassen
Fronte Cassieren, und an deren Stelle eiserne
Gitter in Felder eingetheilt herstellen zu lassen".
Dieser Vorgang bedurfte offenbar keiner Geneh-
migung von seiten des Magistrats, denn den
eigentlichen Grund des Ansuchens bildete ledig-
lich die Übersetzung der „bisher an der dortigen
Gartengebäude Umfassungsmauer bestandenen
Barrieren an das gegenüberliegende ...Haus",
wobei auch die Zwischenräume mit Bä men be-
setzt werden sollten, um, wie präzisiert wird,
„dem Ganzen der gesagten Umstaltung das vor-
habende Verschönerungs Bild zu geben". Der bei-
gegebene Lageplan vom 4. März ist mit „Joseph
Kornhäusellfürstlich Johann Liechtensteinscherl
Bau-Director" gezeichnet und stellt noch den
alten Zustand der Vorhofgebäude dar. Daraus
darf wohl gesdtlossen werden, daß zu diesem
Zeitpunkt höchstens erst mit den Abbrucharbei-
ten begonnen worden sein konnte, der neue
Hofabschluß mit der Toranlage hingegen kaum
schon bestanden haben kann. Selbst wenn man
in Rechnung stellt, daß der Plan nur die neue
Situation an der damaligen Färbergosse zu ver-
deutlichen hatte, bietet sich keine andere Erklä-_
rung an, zumal auch aus der Formulierungdes
Ansuchens hervorzugehen scheint, daß das neue
Vorhaben eben erst in die Wege geleitet wurde.
Damit ist aber nicht nur eine genaue zeitliche
Eingrenzung gegeben, sondern auch Kornhäusel
in diesem Zusammenhang als Architekt gesichert.
Die Autopsie des Bauwerkes selbst schafft hier
nun weitere interessante Aspekte. Der schlechte
Erhaltungszustand des Tores läßt den Material-
wechsel zwischen Pfeilerunterbau und Gebälkzo-
ne deutlich erkennen: Während die Pfeilerverklei-
dung in Putz, heute Steinputz, ausgeführt ist,
hat man für Architrav, Fries und Gesims offen-
bar gebrannte Tonformsteine verwendet. Der
freigespannte Abschnitt des Architravs sdieint
als statisch beanspruchter Teil aus Holz zu seini
Gerade für die Einfahrt in den fürstlichen Gar-
tenpalast erscheint die Wahl der billigen Ziegel-
bauweise anstelle kostbareren Steins außerge-
gewöhnlich. Lediglidt der leicht beschädigbare
Sockel besteht aus diesem Material. Daß auch
das Gebälk nicht von teurem Stein, sondern aus
vorgeformten Ton ist, wäre allein nicht allzu
verwunderlich, da man ähnliche Rationalisie-
rungsbestrebungen auch von den reliefierten
Zierplatten der damaligen Halbkreislünetten
kennt, würde nicht ein neu gefundener Grund-
riß der Haupteinfahrt von 1810 die Materialwahl
in anderem Licht erscheinen lasseni (Abb. 3).
Den Vorgebäuden, von denen der Plan nur den
rechten Flügel zeigt, da dort eine Kürhenmauer
neu aufgeführt werden sollte, ist der quergela-
gerte Torbau mit seiner etwas größeren Trakt-
tiefe mittig eingestellt. Nach oben hin offen, wird
die Durchfahrt nur an der Ein- und Austrittstelle
überspannt, offensichtlich durch Bögen, denn
ihnen entsprechen die Halbkreisnischen der Ne-
benachse. Säulen auf eigenen Postamenten flan-
kieren diese zu beiden Seiten. Der Grundriß-
proiektion nach hatten die Säulen damals keinen
Architrav zu tragen, wahrscheinlich bildeten
Vasen oder Statuen deren oberen Abschluß.
Der direkte Anschluß an Johann Bernhard
Fischers Raumtorproiekte oder an die verwandte,
gleichfalls nicht verwirklichte Portallösung auf
der von Delsenbach gestochenen Zeichnung des
iüngeren Fischer ist evident, doch verwehren die
vorhandenen Darstellungen des Roßauer Gartens
den Schluß auf eine Entstehung vor dem letzten
Viertel des 18. Jahrhundertsf (Abb. 4, 5). Wir
kennen auch nicht den Architekten dieser stark
von barockem ldeengut getragenen höchst origi-
nellen Schöpfung. Für Joseph Hardtmuth, der sich
bei der Fassadengestoltung des Liechtensteinschen
Benefiziatshauses in der Herrengasse bewußt an
die damals erst zum Teil ausgeführte Michaeler-
front von Josef Emanuel Fischers Hofburgplanung
angelehnt hatte, wäre der Rückgriff auf Barock-
gedanken hier ebenfalls nicht allzu außerge-
wöhnlichÄ Wir dürfen Hardtmuths geistiges
Eigentum um so sicherer annehmen, als die
Liechtensteinschen Maioratsrechnungen von 1793
für den „Aufwand zur Errichtung des Portals
beym Roßauer fürstl. Garten Gebäude" die
Zahlung von 1100 Gulden an „den Bildhauer
Herrn Johann Fischer für die an das Portal ange-
bracht fürstl.-Wappen samt Verzierung" melden.
Die Architekturbildhauerarbeiten zeigen wohl
den Abschluß von Bauarbeiten an, die damit
schon in die Zeit von Hardtmuths Tätigkeit für
den Fürsten fallen".
Schließlich fände die traditionelle Zuschreibung
an ihn eine plausible Erklärung, denn der heutige
Bogen erweist sich durch Vergleich der Abmes-
sungen eindeutig als vorderer Teil des früheren
Bauwerkes, dessen hintere Hälfte beim Abbruch
der Vorgebäude weidien mußte. Freilidt wurde
der übernommene Baukern einer tiefgreifenden
Umgestaltung unterzogen. Bogen- und Balken-
architektur werden ietzt durch neueingezogene
Architrave überlagert, wodurch die Säulen zu
neuer Funktion kommen. Allein damit ändert sich
das Erscheinungsbild so grundlegend, daß der
Umbau von 1814 als Neuschöpfung Karnhäusels
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