Nach vor dem Einzug ins Winterquartier er-
probt der neue Oberkommandierende Villeroy
auf seine eigenen Kosten die Schwierigkeiten
einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Eu-
gen. In seiner Eitelkeit und Prahlsucht rühmt
er sich immer wieder, Eugen schon bald nach
seiner Pfeife tanzen zu lassen. Vielleicht gekränkt
durch diese Prahlereien oder auch einfach über-
drüssig der langen winterlichen Untätigkeitspe-
riode, entschließt sich Eugen, bei Cremono einen
Durchbruch zu wagen, wo Villeroy sein Haupt-
quartier errichtet hatte. Dank der geheimen Infor-
mationen des Pfarrers Cazzoli, des Propstes von
Santa Maria Nuova, gelingt es in der Nacht vom
31. Jänner auf 1. Februar 1703 einem Trupp von
400 kaiserlichen Grenadieren, durch einen un-
terirdischen Tunnel bis ins Herz der Stadt vor-
zudririgen. Sie öffnen Eugen und seinen Ge-
nerolen die Stadttore und ermöglichen damit
den Kaiserlichen einen Einfall, der mit der
Gefangennahme Villeroys in dessen Palast
endet. Zwar konnte die Besetzung der Stadt
nicht lange aufrecht erhalten werden, weil die
eigene Verstärkung zu spät kam und weil die
französischen Truppen zahlenmäßig überlegen
waren, aber der höhnische Triumph und die
demaralisierende Wirkung dieser Unternehmung
auf die Feinde brachten nach ihrem Bekanntwer-
den dem Kaiserreich neue Verbündete ein. Zwei-
felhaft ist es aber, ab Eugen die Gefangen-
nohme Villeroys und dessen Ersetzung durch
Vendöme- der nicht nur sein Cousin war (er war
der Sohn der Laura Mancini), sondern auch den
Ruf eines großen Marschalls hatte - einen großen
Vorteil einbrachte. Auf die Gefangennahme Vil-
leroys bezieht sich die dritte der hier abge-
bildeten Münzen (Abb. 3).
Die drei nachfolgenden Medaillen preisen alle
den großen Sieg von Höchstädt in Bayern, den
Prinz Eugen am 13. August 1704 an der Spitze
der kaiserlichen Truppen im Verein mit dem
Herzog John Churchill von Marlborough an
der Spitze der englisch-niederländischen Truppen
errang. Nach dem Mißlingen des von den beiden
vereinbarten Plans, die in Flandern stationierten
Truppen über den Rhein zu verschieben, noch
bevor die feindlichen Verstärkungstruppen zu
den französisch-bayrischen Verbänden stoßen,
vereinigte sich Eugen unerwartet mit Marlbo-
rough an dem oben erwähnten Ort an der
Donau. Damit kam er dem Plan der Feinde zu-
vor, die die schwache Verteidigung des Mark-
grafen von Baden durchbrechen wollten und
bis nach Wien vorzudringen hofften. Gemein-
sam griffen Eugen und der Herzog von Mari-
borough die vereinten feindlichen Armeen an,
und nach wechselvollem Kriegsgeschick und har-
ter, aufreibender Schlacht gelang ihnen der Sieg.
Nach den fast zwei Jahren der Untätigkeit, von
denen Eugen als Präsident des Hofkriegsrates
eines damit zugebracht hatte, das erbärmliche
und übel zugerichtete kaiserliche Heer zu re-
organisieren und seinen Cousin Vittorio Amedeo
ll. von Savoyen als Bündnispartner zu gewinnen,
richtete dieser große Sieg, erhöht noch durch
die Gefangennahme Tallards, das Kaiserreich
wieder auf, drängte den Kurfürsten Max von
Bayern in seine Schranken zurück und festigte die
Rheingrenzen. Zum Lobpreis des erfolgreichen
Bündnisses der zwei Feldherren, das den Sieg
erst möglich gemocht hatte, prägte der in Amster-
dam tätige und 1714 in Leiden verstorbene Me-
dailleur Martin Smeltzing eine Medaille, die Eu-
gen und Marlbarough in der allegorischen Ge-
stalt der Diaskuren zeigt (Abb. 4). Auch Brunner
prägte aus diesem Anlaß in Zusammenarbeit mit
Georg Friedrich Nürnberger, der als Schöpfer
des Mottos am Medaillenrand zeichnet, eine Me-
daille (Abb. 5), während die dritte von Georg
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7 Heinrich Müller. Auf die Befreiung Turins und
die Besetzung Mailands. Silber, ß 37 mrn, lnv.-
Nr. DC5777.
Vorderseite: Büste des Prinzen Eugen.
Rückseite: Die Fama, das Herzogtum Mailand
und der Mut bekämpfen Frankreich
B Martin Brunner. Auf den Sieg bei Oudenaarde.
Bronze, Q-tß mm, lnv.-Nr. 8975.
Vorderseite: Die beiden ruhmgekrönten Feld-
herren Prinz Eugen und Herzog von Mari-
barough tanzen auf den Leibern der besiegten
Gallier.
Rückseite; Viktoria; Trophäe der französischen
Waffen
9 Heinrich Müller. Auf den Sieg in Oudenaarde.
Silber, 0 42 mm, lnv.-Nr. 9317.
Vorderseite: Die Diaskuren zu Pferde.
Rückseite: Ansicht der Schlacht
10 Georg Hautsch. Auf die Schlacht von Malpla-
uet. Zinn, versilbert, Q 43 mm, lnv.-Nr. 5255.
Vorderseite: Die Büsten der zwei Feldherren
Prinz Eugen und Herzog von Marlborough.
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Rückseite: DieuntergehendeSonne beleui
Tal und die Ebene von_Mal_plaquet
Georg Houtsch. Auf die Siege von 1907
Q 45 mm, lnv.-Nr. 5779.
Vorderseite: Die Büsten der beiden Fel
(s. Abb. 10).
Rückseite: Auf verschiedenen barocken S
Ansichten der eroberten Festungen
Wilhelm Vestner. Auf die Einnahme f
1713. Silber, ß 43 mm, lnv.-Nr. 5780.
Vorderseite: Prinz Eugen im Panzer.
Rückseite: Prinz Eugen mit Lorbeerkranz
Wilhelm Vestner. Auf die Einnahme B
Bronze, G 43 mrn, lnv.-Nr. 4781.
Vorderseite: Büste des Prinzen Eugen.
(Qüläkseite: Der Prinz zu Pferde vor dem 5
e
Heinrich Fuchs. Auf den Frieden von Pass
Gegossenes Eisen, ß 57 l_'l'lm. lnv.-Nr. 57
Vorderseite: Büste des_Prinzen Eugen._
Rückseite: Der Prinz im Gewande eine
schen Kriegers am Arm der Fama, von
begrüßt