13 Schloß Emsburg, Zimmer neben der Eingangs-
halle. Ofenmit blau-gelben Kacheln aus Schloß
Hirschberg in Böhmen, um 1600
14 Schloß Emsburg. Hauskapelle. Weißglasierter
Ofen, um 1750, aus dem Palais Ledebur in Prag
Anmerkungen 31734
3' Die Archivalien befinden sich im BesitZ des Verfassers.
"Ein Ofen mit vergleichbarem brokatartigem Ornament
steht im Natianalmuseum VON Trient.
"Salzburg, Sdwloß Klesheim und lnnsbrudr, Tiroler Volks-
kundemuseum. Rosemarle Franz; Der Kachelofen, Graz
1966, Abb. 537 und 533.
" Großes Werk der Nächstenliebe. ln: Salzburger Nadi-
richten, Z6. 1. 1963, S. 19. - Jubiläum der Halleiner
Schulschwestern. ln: Rupertlbate, Nr. 4, 27. 1. 1963.
13
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Die Emsburg im 20. Jahrhundert
Im Jahr 1908 erwarb Kunibert Graf Lamberg,
der Sohn des einstigen Landeshauptmanns, vom
Sohn des Grafen Thun-Hohenstein die Emsburg.
Als Erbstücke seiner Gemahlin Josefine, einer
geborenen Gräfin Waldstein-Wartenberg, ka-
men 1911 einige wertvolle Ofen aus Böhmen
in die Emsburg". Aus dem Waldsteinischen
Schloß Hirschberg (heute Dosky) kam der aus
blau-gelben Kacheln mit Brokatmuster und Putti
gefertigte Ofen mit zylindrischem Aufsatz und
durchbrochener Bekrönung von etwa 1600". Die
beiden weißglasierten Rokokoöfen, einer aus
der Mitte des 18. Jahrhunderts, der andere mit
vereinzelten Louis-Seize-Farmen, stammen aus
dem Palais Ledebur in Prag. Nach mündlicher
Tradition wurde auch der in Blaumalerei aus-
geführte Ofen der Zeit um 1700 aus Böhmen
nach Salzburg gebracht. An seinem Unterbau
wechseln hachrechteckige Bildkacheln, darauf
sind Reiter und ein bewaffneter Mann in einem
Bühnenkostüm gemalt, mit schmalen Pilasterka-
cheln. Auf ihnen sehen wir bewaffnete Atlanten.
Der Oberbau des Ofens ist sechseckig, die Ecken
zieren weinlaubumwundene gedrehte Säulen, die
Bildfelder zeigen Reiterinnen, darunter „Oriathia
Reyne des Amazanes". Nach Entwurf des Archi-
tekten Karl Pirich entstanden die nötigen Ergän-
zungen des Ofens, wie die Füße und der darüber-
liegende Ornamentstreifen, außerdem die zur
Verkleidung der Wand benötigten Kacheln. So-
wohl bei diesem Ofen wie auch bei den drei
vorhin genannten, die nachweislich aus Böhmen
kamen, bedeutet diese Angabe keinesfalls eine
Bestimmung ihrer künstlerischen Herkunft. Ge-
rade die dem in Blaumalerei ausgeführten Rei-
terofen nahestehenden Beispiele befinden sich
nämlich im alpenländischen Bereich".
Noch 1913714 ließ Kunibert Graf Lamberg an
der Nordseite des Schlosses einen apsisartigen
Anbau anfügen. Der Raum im oberen Stock
dieses Annexes erhielt einen neuen Ofen, des-
sen Kacheln das Ordenskreuz des Rupertiritter-
ordens zeigen; auch die Eingangstüre des Schlos-
ses zu ebener Erde wurde mit einem solchen
Kreuz versehen.
Nach dem Tod des Grafen Lamberg 1930 be-
wohnte die Emsburg seine Witwe, 1938 zog
deutsches Militär ein, dem folgte ein kurzes
Zwischenspiel des BDM. Als die Gräfin 1941
starb, verkaufte der Erbe das Schloß an das
Reichsforstamt, das hier eine internationale
Forstzentrale einrichtete. 1945 beherbergte die
Emsburg Soldaten der US-Armee. Schließlich er-
warben die Halleiner Schulschwestern 1952 das
Schloß als neues Mutterhaus".
Die seit 1948 durchgeführte Restaurierung durch
die Halleiner Schulschwestern brachte zwar eine
Sanierung des allgemeinen Zustandes, doch wur-
den der Turmhelm entfernt und nicht mehr er-
neuert, an der Hauptfront zwei Fensterachsen
vermauert und die Gesimse abgeschlagen,
schließlich die beiden Gesindebauten seitlich des
Haupteinganges an der Hellbrunner Allee um
ein Stockwerk erhöht, wodurch die ursprüngli-
chen Proportionen der Gesamtanlage gravierend
verändert wurden. So befindet sich das Schloß
Emsburg heute in einem zwar liebevoll gepfleg-
ten Zustand, doch bedarf es einiger Kenntnisse,
um den ursprünglichen Zustand wenigstens imagi-
nör zu rekonstruieren. Erst danach kann sich die
wahre Qualität des Baus zeigen, der als echte
Villeggiatur venezianischer Prägung in Verbin-
dung mit dem aus dem Toskano-Römischen
stammenden Motiv der Substruktion im Salz-
burger Kunstkreis allein dasteht.
lIlAnschrift des Autors: Dr. Wolfgang Steinitz,
Kunsthistarisches lnstitut der Universität
Salzburg, Zillnerstraße 6, 5020 Salzburg
15 Schloß Emsburg. Raum im 1. Stock. Wei
sierter Ofen, um 1760, aus dem Palais LSI
ll't Prag
16 Schloß_Emsburg, Bibliothek, Reiterofen in
malerel, um 1700, alpenlöndisch l?)
K
Der Beitrag ist meiner Mutter gewidmet, die VOr a5 .
m der Emsburg geboren wurde.
Für freundliche Hilfe und für die Erlaubnis, die Plc
fotografieren, bedünke ich mich bei Herrn m. Adolf
lErlabtet St. Peter), Herrn nimudi Hofrat Dr.
Pagitz und FrOU m. Frlederike zülSberger [Sülll
LGFItJESCIrClIiV] sowie Herrn oi. Albin RDfIrMOSGr lSUlll
Museum c. M.
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