führte die dazugehörigen Vergolderarbeiten i) . ..
mit dem guten Dreyerley Gold" aus". Die dritte und
letzte Bezeichnung w . . . und mitdem fein guten ge-
schlagenen Gold vergoldt, Glantz, und mat . . ß fin-
det sich in der 1772 ausgestellten Vergolderrech-
nung des Johann Pihl für die Arbeiten an den neuen
Audienzzimrnern Maria Theresias. die als Teil ihres
Witwensitzes im zweiten Stock des Leopoldinischen
Traktes der Wiener Hofburg gelegen warenzs.
Neben dieser mehrfarbigen Goldfassung blieben die
seit den 50er Jahren aulgekornmenen bunten Fas-
sungen ebenfalls in Verwendung. Sie unterscheiden
sich aber von den auf färbigem Grund mit vergolde-
ten Schnitzereien kombinierten Fassungen der 50er
Jahre durch eine abgestufte Ton-in-Ton-Färbelung.
die sich von einem weißen Grund abhebt. Dadurch
entstanden luftigere und zartere Raumgebilde. die
mehr dem die private Atmosphäre betonenden Ro-
koko entsprechen als die für das Barock charakteri-
stische Zusammenstellung einer Farbe mit Gold.
Wann diese Wandlung genau eintrat, konnte leider
nicht festgestellt werden, da die entsprechenden
Quellen von dem dafür in Frage kommenden Zeitab-
schnitt, vom Ende derSOerJahre bisAnfang derGOer
Jahre, nicht mehr erhalten sind. Das einzige noch
vorhandene Beispiel einer bunten Zimmerausstat-
tung im Verband des Wiener Hofes ist das 1772 neu
gefaßte Schönbrunner Porzellanzimmer, welches
vom bürgerl. Vergolder Joseph Pihl gefaßt worden
war: - . . . diese grundirt. und fein ausrepariert, und
darauf mit dem fein Cremser weiß, weiß gemacht.
und die Staab und schneid Arbeit blau, ins blaue
gemahlen, und darnach das weise und das blaue in
Glanz planirt, . . 39a Von der heute darin aufgestell-
ten Einrichtung stammen nur die drei EckkonsoIti-
sche aus der ursprünglichen Möblierung (Abbß).
Die originale Möblierung war sogar in der Wahl der
Stoffe mit der blau-weißen Flaumfassung überein-
gestimmtzfso daß sich ein einziges farbiges Ensem-
ble ergab, das noch durch die Verwendung blau-
weißen Porzellans betont wurde. Weitere Beispiele
der Ton-in-Ton-Färbelung können an Hand von
Rechnungen nachgewiesen werden. Es waren dies
die im Lauf des Jahres 1774 neu adaptierten Schön-
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brunner Zimmer für die Erzherzoginnen Elisabeth
und Maria Anna, die -- . . . mit dem vermischten
Bleyweis leicht grien gemacht, und die Stäbl dun-
ckelgrien, und die Muschel sädirt, und gefirnist . . ß
worden waren". Auch die Sammlungskästen fürdas
Naturalienkabinett der Erzherzogin Maria Anna wa-
ren, wie aus zwei Kostenvoranschlägen zu ersehen
ist, bunt gefallt".
Eine besondere Art der Fassung, die aber in keinem
einzigen Beispiel des Wiener Hofes erhalten geblie-
ben ist, war das Bemalen der geflochtenen Sitzflä-
chen und Rückenlehnen an Sitzmöbeln. Im Gegen-
satz zu Österreich sind in Frankreich und England
einige Stücke dieserArt auf uns gekommen (AbbJ).
Am häufigsten traten als Maimotive Ziokzackbän-
der, Rauten- oder Linienmuster auf. Seltener hinge-
gen sind Landschaftsdarstellungen oder Blumen-
motive, wobei letztere auchfürden WienerHofüber-
liefert sind. 1770 hatte der Vergolder J. Pihl nach
Innsbruck "ein Lahn-Sessel zu ein Modell gemacht.
ein Stückel weis, und die Stab Gold. das andere mit
dreyerley Farben gemacht und blanirt, und das Rohr
mit Bugetteraoti. Zwei ähnliche Sessel scheinen im
Schönbrunner Schloßinventar (1803) für das Eck-
kabinett Nr. 7 auf: v2 weis und vergoldte Rohrses-
seln mit Blumen bemahlt."
Die farbige Möbelfassung erzielte 1773 mit der Neu-
ausstattung der Schönbrunner Parterreräume zu
den heutigen sogenannten wBergl-Zimmerni- ihren
Höhepunkt. Zeugnis davon gibt ein heute im Bun-
desmobiliendepot verwahrter, einst zur Ausstattung
der Bergl-Zimmer gehörender Konsoltisch (Abb. l).
Dieser ist ganz aus pflanzlichen Motiven, wie Blüten.
Blättern und Ästen, aufgebaut. die alle ihrer natürli-
chen Farbe entsprechend gefaßt sind.
Die Einflußnahme Josefs II. auf Fragen der Möblie-
rung wirkte sich durch größtmögliche Einfachheit
aus, die auch an der Fassung der Möbelstücke zum
Ausdruck kam. Aus seinen genauen Anweisungen
für die 1775 erfolgte Neuadaptierung der Wohn-
räume seines Bruders Maximilian in der Wiener
Hofburg erfährt man vom Ersetzen der weiß-golde-
nen Ausstattung durch eine rein weiße".
19
S Eckkonsole. Linde in verschiedenen Blautönen und Weiß
gefaßt. Marmorplatte fehlt, 74x54x82 cm, Wien 1772, Aus-
führung Holbildhauer Wanze! Egger. Ehemals im Por-
zellanzimmer von Schloß Schönbrunn. jetzt im Bundes-
mobiliendepot.
Anmerkungen 25-31
25 ote Nr.5 (1771). lommv.
" role Nr.5. 101.67
Snhbnbrunner scnloßinveniar von 1503 (im Bundesmobilinnde-
pot); Zimmer Nr.13: -1 weis und blau geniale Rohrsofln, min Mate-
railen und 5 Polster von weis und blauen Zlz.-
" HWI: rote Nr.6 (1773), lolJav.
2' Hofbauamt; Kanon 1B. 9. Sillung vom I. bis letzten November
1776. IoLCMv. (HHSA): -Zwey Uberschläge deren Vergolder Urban
Grasl und J. Pill über u Stück bllu zu Iacirandn Käsll für lhro Kö-
nigl. Hocrmeit die Erzherzogin Maria Annam
W HWl: rote Nr.4 (1170). 101.83
" HHSA: Handbillette Josef ll.. ll.Ed.. m23: nn Graf Kuuniu (n. No-
vember 1775}
27
E] Anschrif! des Autors:
Dr. Christian Witt-Dörring
Magdalenenstraße 116a
A-108O Wien
helm Mrazek
e Huldigungsgabe der
instgewerbeschule an Erz-
irzog Rainer aus Anlaß des
1 hrigen Jubiläums des
K. Osterreichischen
Jseums im Jahre 1889
nband fur die Huldigungsadresse der Kunstgewerbe-
hule aus dem Jahre18B9 mit Allegorien aufdie Künste
d das Kunstgewerbe sowie mit Huldigungs-Medaillon
r Erzherzog Rainer. Silber und Email. Entworfen von
olessor Joseph Storck. Der ligurale Teil der Silber-
ilbarbeiten wurde von Professor Stephan Schwanz
tworlen und unterseiner Leitung von mehreren Schü-
'n ausgeführt Die Emailmalereien wurden von Pro-
ssor Carl Karger entworfen und von mehreren Schu-
wnnen unter Leitung des Professors Hans Mach aus-
fuhrt. Auf der Randleiste die Inschrift: "Seiner kais:
iheit dem durchlauchtigsten Protector Erzherzog
iiner zum 25jahr: Jubilaurn des Osterr: Museums die
instgewerbe Schule 1889rr Dieser Prunkband wurde
lasslich des 25iährigen Jubilaums des K.K.Osterrei-
ischen Museums von der Kunstgewerbeschule dem
otektor Erzherzog Flainer übermittelt
iuareil. wlnhaltu komponiert von Professor Julius V.
irger und ausgeführt von Joseline Swoboda.
werkungen 1,2
mul Andics, Das osterrelchische Jshrhundari. Wien 1974. S 1 91
Jlgungsadresse der Kunstgswerhsschule m Erzherzog Rainer,
rl 1889, S. 3. Österreichisches Museum für angewarldfß Kunst.
lochek, lnv.Nr. 21 452
Im Jahre 1889 wiederholte sich der 25. Jahrestag der
Gründung des K.K.Osterreichischen Museums für
Kunst und Industrie. Unter normalen Verhältnissen
wäre dieses 25iährige Jubiläum ein AnlaB gewesen,
den Bestand dieses Institutes, das ein Lieblingskind
des Kaisers und der franzisko-josephinischen Epo-
che war, gebührend zu feiern. Aber schon die "Jah-
reswende 1888189 war eine Periode weltpolitischer
Hochspannung und innenpolitischer Krisen in der
DonaumdnarchieU Und als dann am 30. Januar
1889 die Nachricht vom Freitod des Kronprinzen
Rudolf bekannt wurde. waren Trauer und Entsetzen
über diese Tragödie so groß, daß man glaubte. alle
größeren Feierlichkeiten unterlassen zu müssen. So
kam es im Rahmen des Museums nurzu einer "Spe-
zialausstellung österreichischen Kunstgewerbes",
die mit 585 Katalognummern von Arbeiten aus 43
- gewerblichen Fachlehranstalten und 83 Mitgliedern
des Wiener Kunstgewerbe-Vereins einen Überblick
überdieSituation des kunstgewerblichen Schaffens
vermittelte. Dieser im April 1889 in allen Räumen des
Museums gezeigten Ausstellung sollte aber bald
auch noch ein weiteres repräsentatives Zeichen fol-
gen. das von der Schule des Hauses, der Kunstge-
werbeschule. aus gesetzt wurde. Die Lehrerschaft
der Wiener Kunstgewerbeschule. der Zentralanstalt
für alle Fachschulen der Monarchie. überreichte am
24. Juni 1859 als Erinnerungszeichen an die ersten
25 Jahre des KKÖsterreichischen Museums eine
kunstvoll gearbeitete Huldigungsgabe an Erzherzog
Rainer, dem kaiserlichen Protektor des K.K.Oster-
reichischen Museums. In der Einleitung dieses
kostbar ausgestatteten Albums, die mit 31. März
1889 datiert ist, begründet der Lehrkörper der
Kunstgewerbeschule dies mit folgenden Worten:
"Die Jubel-Feier des Österreichischen Museums
legt es auch der Tochteranstalt nahe, einen Rück-
blick auf den durchlaufenen Weg. auf zwei Jahr-
zehnte rastloser Arbeit zu werfen. Wenn diese nicht
fruchtlos gewesen ist, so erfüllt, indem wir die ein-
zelnen Tatsachen an unserem inneren Auge vor-
überziehen lassen, uns alle das Bewußtsein. wieviel
die Kunstgewerbeschule und wieviel wir persönlich
dem stets regen thatkräftigen Wohlwollen des ho-
hen Protectors zu danken haben. In diesem Gefühle
wagen wir die Bitte, Eure kaiserliche Hoheit wolle an
diesem Tage den erneuerten Ausdruck unseres
wärmsten Dankes gnädigst entgegennehmen, und
uns gestatten. in diesem Erinnerungsblatte die Ge-
schichte unseres lnstitutes in flüchtigen Zügen vor-
zuführenwz
Dieses bisherwenig beachtete Werk war von 40 Leh-
rern und Schülern der Kunstgewerbeschule künst-
lerisch gestaltet worden. Neben einem Text von
Bruno Bucher, dem Vizedirektor des Österreichi-
schen Museums. ist es mit 43 Vollbildern, Kopf- und
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