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4 Hieronymus Bosch, "Das Narrenschifh. gegen 1510. Ol
auf Holz, 57,8 x 32,5 cm; unsigniert. Paris, Louvre.
5 Pieter Breughel d. A.. -+Der Frühling-t. Ausschnitt. Zeich-
nung.
etwa Rot und Weiß bzw. Rot und Grün. Wir finden
diese Farbkombinationen auch in Bildern von Pieter
Breughel: mit einem ausgepragten Sinn für syntak-
tische Wirkungen versteht es Breughel, das Wech-
selspiel dieser korrespondierenden Farbtöne über
die einzelnen Bildzonen zu verteilen. Als geradezu
meisterhaft mochte ich diesbezuglich das Gemälde
Die verkehrte Weltg bezeichnen. Hier verzichtet der
Künstler kaum auf eine Variationsmöglichkeit in der
Darbietung kontrastierender Farbtöne (vgl. Abb. 2).
So Iäßt er Grün und Rot bzw. Weiß und Rot im selben
Gewand gegeneinander wirken oder er läßt die Ge-
wandfarben zweier Figuren korrespondieren. Auch
Architektur und symboltragende Elemente werden
in dieses Wechselspiel korrespondierender Farb-
töne mit einbezogen. Dabei gerät Breughel gele-
gentlich in die Nähe von Bosch, wenn er wie in den
Niederländischen Sprichwortern Dinge in einem
fremdarligen Farbgegensatzm darbietet. Auf das
Gesamtwerk bezogen. wächst Breughel jedoch in
der Anwendung der Kontrastfarben weit über Bosch
hinaus. So sparsam er beispielsweise den Kontrast
im Sturz des Ikarus bzw. im Schlaraffenland ein-
setzt, so vielfältig - ja geradezu verschwenderisch
stellt sich dieser ll'1 den Gemalden mit Massensze-
nen dar - denken wir etwa an den Streit zwischen
Karneval und Fastenzeit (Abb. 3), die Kinderspiele
oder den Aufstieg zum Kalvarienberg,
Die Differenziertheit der Farbgebung im Oeuvre
Boschs ist mit Recht und von allen Seiten bewundert
worden. Breughel bleibt dem Vorbild Boschs auch
in diesem Punkt eng verbunden. Im Gegensatz aber
zu Bosch, bei dem die Nuancierung der Farbtöne
erst unter Einbeziehung des Gesamtwerks deutlich
wird, zielt Breughel darauf ab, die Abstufung der
Farbtöne konzentriert und in ihrer ganzen Breite
zum Ausdruck zu bringen. Wer einmal die Land-
schaft mit Vogelsanger gesehen hat. weiß, welche
Vielfalt im Ausdruck allein durch die Variation eines
einzigen Farbtons - Braun - in einem Bild moglich
ist. Erinnernswert sind in diesem Zusammenhang
auch besonders die Kinderspiele, wo die Gewand-