alig wiederholte lllumination nungemain
l die Augen gefallen istti. Was sich da über
asserreflexen der nächtlichen Donau als tri-
il erhellte Stadt darbot, leuchtet in den Wor-
s Chronisten Floka als Aufriß eines wohlge-
zten Neubeginns nach dunkler Zeit wider:
auptgässen, der große Platz, sammt der Do-
lnerkirche, die einen zweyten Triumphbogen
Ilte, war auf das herrlichste beleuchtet. Das
de der Donau glich unten einer Festung,
lber einem Garten. Die ganze Stadt war mit
n gepflastert... und die neue Domkirche
schon von der Erde hervor. Waitzen erhielt
ch eine ganz neue Gestalt...43ir Mit diesem
ainungsbild des neuen Waitzen reflektiert
n Strom der Zeit auch jener "goldene Zeit-
des Augustmonats 1764rt, den Fiokas Chro-
l "Vorberichte durch die Inschrift des Tri-
aogens zäsierend-programmatisch herbeizi-
tum der spätesten Nachwelt die immerwäh-
Erkenntlichkeitrr gegenüber der Königin und
vtüchtigen Werkzeug-i, dem Kardinal, zu er-
n.
versäumt nicht zu schildern, wie umsichtig
strwerkzeugti die Bauplätze sondlerte, wobei
ir die wandere Bauartrr des Domes eln Künst-
'Verfügung stand, der auch ndas ln unserem
reiche so seltsame Gebäude eines Triumph-
is-i entwarf". Khevenhüllern war dieser Ar-
lt mit gutem Grund als Schiller des berühm-
zrvandoni ein Begriff, da dieser 1760 in Wien
ekoration für das Vermählungsfest des Erz-
gs Joseph mit der lnfantin von Parma geord-
atte45. Servandoni war die europäische Zeie-
der Festivitaten, wo das Ephemere unglaub-
theatralische Triumphe feierte. Das Architek-
zh-Bleibende seines Schaffens scheint zu-
st ein Extrem dazu vorzustellen: der Fassa-
ltwurf von 1732 für St. Sulpice in Paris. Bei
ndoni bleibt der Ausdruck r-Barockklassizis-
ebenso nlchtssagend wie für seinen Schüler
vale der nFlevolutionsklasslzismusitlß. Viel-
verbindet beide ein Phänomen in der Archi-
ranschauung, dessen grenzüberschreiten-
Zharakter man nicht gewahr werden kann,
die normative Ästhetik der französischen Ar-
(turtheorie als alleiniger Fixierungspunkt
llick verstellt. Dieser Blick ist aber zuallererst
llck auf die theatralischen Möglichkeiten des
enprospekts. Dort hat sich, ausgelöst durch
Scena per angoloii, äußerst schnell die Mög-
eit einer szenischen Verselbstandigung erge-
in der Architektur nicht lediglich den Schau-
darstelit, sondern das Schauspiel selbst ist.
lpunkt dieser Möglichkeiten sind die nspec-
s de Decorationu von 1738158 in den Tuilerien.
aren dies stumme Schauspiele, die Servando-
elbst als lrune poesie qui parle aux yeuxii
chnete". Ihren Anfang bildete die lnnenan-
der Peterskirche nach Pannini. Welchem in-
atorischen Geist dergleichen verbunden war,
JQt die Nachricht von 1764, wonach die Ge-
von Sparta einen Triumphbogen vd'une tres
composition, imite de Prianeseii zeigteß.
so wie das Bühnenbild durch kühne Perspek-
und Lichteffekte nunmehr die erhabene Ge-
gkeit von Wasserfällen, Gewittern, Wolken, ia
r "Weiten zum Ereignis werden lassen kann,
ten bei Piranesi die schattenschwarzen Trüm-
der römischen Architektur zur überwältigen-
lnszenierung von übermächtiger "Geschich-
n kleinen l-Heuten.
ierechnet der messerscharf sezierende, die
itektonischen "Durchdringungenir verurteilen-
itellekt des kritischen Abbe Laugier wird letzt-
doch durch das Flaffinement von Servandonis
iitekturinszenierung in St. Sulpice in römische
me entrückt: WOÜ croit etre transporte dans le
de Vancienne Rome, on sent son äme toute
penetre des impresslons de l'antique, on se re-
trouve au siecle d'Auguste4-9.ii in der Perfektion
der Vorstellung zeigt sich die Vergangenheit als
Präsens. Eben diese präsente Vergangenheit, ins
Futur erhoben, kündet als Zeitbestimmung der vor
weiten Himmelshöhen machtvoll aufragende Tri-
8 Triumphbogen in Vac (Waitzen), Ungarn. Erbaut 1764
von lsidore Canevale. Eingangsseite (Aufnahme vorn
Verfasser mit Zustimmung der Behörden)
umphbogen in Waitzen: iiMöchte sich derohalben
der Lebensraum Marien Theresiens ins Unendli-
che erstrecken! Unsere Nachkömmlingen wer-
den uns glücklich preisen, daß wir das Glück ge-
habt haben, in Marien Theresiens Zeiten zu
lebenw."
7 Triumphbogen In Vac (Waitzen), Ungarn. Erbaut 1764
von lsidore Canevale. Stadtseite (Aufnahme vorn Ver-
fasser mit Zustimmung der Behörden)
Anmerkungen 461. - 50
17JMilte 1B. Jh.S. Einen akribischen und beispielhaften Überblick
u. a. dazu gibt H. J. Wörner, Architektur des Frühklessizisrnus (vgl.
Anm. 32). Entschieden betont Brinckmann, Baukunst (vgl, Anm.
es). durch Analysen zu Servandoni dessen Plaslizilat, mit der er
eben t-nicht der weite Vorläufer desKlassizismus ist-i (S. 262, 252)
Vgl. auch die pointierte Kritik des Abbä Lsugier an Servendonis
st. Sulpice, die genau auf die barocken Elemente Zlelt (Wolfgang
Herrmann, Leiigier end eigrtteervth centiiry French Tneary. Lon-
dbri 1962, s. 3a i.). Zu caneveie allgemein bei vorsichtig abwegen-
der Charakteristik seiner Stillage. Anna Zador, Zur Frage der fran-
zdsischen Hevolutionsarchiiekur in Ungarn. in: Actes du XXII'
(sionsgresältarnetlonal d'Histoire de l'Art. Bd. 2. Budapest 1972,
. 1 e .
47 A. M. Nagler,J. N. Servandonis und F. Bouchers Wirken an der Pa-
riser Oper, ln, Buhnenforrnen, Biihnenräume, Biihnendekoratio-
nen. Beitr. Z Entw. d. Spielorts. hrsg. v. R. Badenhausen
u. H. Zielske. Berlin 1974. Diese poetisch-theatralische Zustand-
lichksit außart sich auch uberdeiitlich in der Versenkung, mit der
Diderclt die Rulnenblldar Servandonis und Roberts bespricht. Be-
zeichnenderweise insisttert Diderot dabei auf meglichst men-
schenleere Darstellungen zur Erhöhung von Grüße und Zeitlriten-
sität durch die -Silencae dieser Architektureinsamltaiten: r-ll n'y a
que le temps qui dura .. je marcne entre deux aternites. etc. Ei-
gentlich werden die Besprechungen hierbei Zu Bürlnenmonologen
über Einsamkeit und Ernabenheii (Jean Sezrlec und Jean Adhe-
mar, Diderol Salons, Oxford 1960-63, Bd. 2 (1765). S. 115 ff, über
Servandoni: Bd 3 (1767). S 28 ff. über Robert.
" A. M. Nagler (vgl. Anm. 41). s. 74. AnrlalZedor (vgl. Anm. 46) führt
die Idee Migazzis Zu einem Triumphior auf Firanesis berühmte
Folge römischer Triumphture (174540 bZW. 176D) oder das Titel-
blatt der i-Antichiia romane- zurück. Sowahrschelnlicn das fur Mi-
gazzi als Bauherrn zutritft, so sehr ist dennoch die französisch ba-
rocke Architekturlehre mit ihren Beispielen (Porte St. Denls). mit
denen Cenavala zweifellos vertraut war, auch in Betracht zu zie-
hen. Der WailzanerTriumphbogen als römische Denkrrialsldes und
die zur Ewigkeit ausgerichle Dakorationsrsduktlorl vereinigt Pira-
nesis Intentionen rrilt lreinzbsiseher Architekturautfassung.
t' Abbe Laugier. Discours von 1161. vgl. l-ierrrnenn, Laugler (vgl,
Anm. 4a), s. a3. Dort weitere Darlegung der lranzosiscnen Theo-
rien irn 1B Jh. Eine ebenso prriruride wie klassische Darlegung aer
französischen Wandschichtung und Saulentrenriurlg gegenüber
der italienischen dynamischen Zusammenflihrung der Bauglieder
bringt Brinckmarln (vgl. Anm. 35) besonders S. 225-236 und
S. 288290. Als Zeugnis ersten Ranges tur das Verhältnis von De-
koraticrl und Ewlgkeitsarlspruch ari einem Triumphbogen ist die
Kritik der Aeadernie VOn 1685 über Perraults riesig geplanten
Triumphbogen schwerlich zu überschätzen: einem solchen Werk.
das eder Unsterblichkeit geweiht sein soll und nach nichts verlangt
als nach Größe und Kraft-i. sei Zieral nur abträglich. Solch ein
vmonument eternell. gebaut -pour Veternitel, müsse in seiner Er-
habenhelt das Ornament meiden, -damit es nicht so scheint, als sei
der Bau deswegen errichtet worden- (W Sloplel - vgl. Anm. 6 -
S. 173 1.), Bemerkenswert ist auch dieÄuBerung über die römische
Architektur im ersten Supplementband der Encyclopedle (1775),
Wonach der Verfall des Staates und seiner Moral einherging mit
übertriebener Ornamerltlerung der Architektur (S. 535 f l.
so -Denkreda Christophs . . . von Migazzi der Heil. Rbm. Kirche Car-
dinal Priesters Erzbischofts zu Wien, und Verwesers des Bistums
zu Waitzan an Ihre . . . Maiastät Mariarn Theresiem- zur Einwei-
hung des Oollegium Theresianum in Waitzan am 13. Mal 1768.
Wien o. J. Schiuß der Rede.
Die Gloriette Hohenbergs in Schönbrunn stellt Ihre umgrenzte
Form ohne Überleltung derrl Himmalsfreiraum gegenüber. Auch
darin äußert sich noch des spätbarocke Erbe dieses Triumphbo-
gens (E. Hainisch, Der Architekt Joh. Ferd Hetzendurf v. Hohen-
berg, in Wiener Jb, 1. Kunstgesch. Bd 12113, Wien 1949, S. 54
u. B3). Eine ahnliche Demonstration trlumpheler Gestaltung, die
mit der Folie des Himmelsfreiraums rechnet, zeigt sich, mit ande-
ran Mitteln. anschaulich In der Fernwirltung des Waitzener
Triumphbogcns. Erzielte Servandonl 0rts- und Zeitentrückungen
durch raffinierte Täuschungen, so könnte sein Schüler die unwah-
delbare Wahrheit der Ewlgkeitswidmung eben durch undekorierte
Bloßlegung vorgestellt haben, was die barocke Veritas-Fllia-Tem-
pcris-Idee nicht im Vollzug, sondern als Ewigkeltslaktum vorwiese.
1764, im Baujahr des Waitlener Bogens, erschien Kants Fruh-
schritt r-Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erha-
Denen-i, worin u, a. der verwandelnde WitZ der unveränderlichen
Erhabenhelt gegenübergestellt wird. So zeigten Architekturen mit
aufgeklebten Geelmeeri und Pilastern nur edle Meinung von Fe-
stigkeit. ..bb als gleich wenig Haltung heben und nichts unter-
stutztsn-. wobei lhrerPracht -nurdersehirnmerdersrhaberitieir-
zu eigen sei, während diese selbst -die rnetherriatiscnavoretellurig
von der unermußlichen Grobe des Wettbauas. . . . der Ewigkeit. der
Vorsehung, der Unsterblichkeit unserer seela- hervorrufe.
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