MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVII (1982 / Heft 183)

l Helmut Kies, Rolcr Harlekin, 
OlfTempera, 1960. 
2 Ernst Fuchs, Sibyllisches Wesen, 
Rötcl und Tusche, 1955. 
gar nicht, denn dieses Kaffeehaus 
ist sozusagen ein wertfreier Raum 
inmitten eines künstlerischen Mi- 
krokosmos, der von Wert- und Un- 
Wertvorstellungen besessen ist, das 
bewegungslose Zentrum inmitten 
des Wirhelslurms, der Nullpunkt im 
Koordinatensystem der Träume, 
Hoffnungen, Pläne und Ängste. 
vs 
Das (im Hawelka ist also ein 
Künstlercafe, legitimer Nachfolger 
des Central und des in diesen Ta- 
gen erst zugrundegegangenen Her- 
renhof. Als solches besitzt es in 
Wien bereits sprichwörtliche Bedeu- 
tung; „im Cafe Hawelka sitzen", be- 
deutet nnchgerade schon, autorisier- 
ter Kunstmensch zu sein; vom Be- 
sitzer mit Namen angesprochen zu 
werden, erscheint mancher Nach- 
wuehswclt wichtiger als ein Rom- 
Stipendium; von ihm unter diejeni- 
gen gezählt zu werden, für die auch 
in der schlimmsten Stoßzeit zwi- 
schen Fünf und Neun ein Sitzplatz 
freigemacht wird, kommt einem 
Ritterschlag gleich - und sieh in 
das Gästebuch eintragen zu dürfei 
entspricht der Verleihung eint 
Adelsbriefes. Aber Herr Leopold H: 
welka besitzt Gefühl für Hierarehi 
- nicht jedem gönnt er diese Ehren 
Und hat meistens recht mit seiner 
Urteil. 
Der internationale Ruf bleibt nicl 
aus: das Gästebuch - das zweife 
los eines Tages im Museum d: 
Stadt Wien liegen wird - bewei: 
es mit klingenden Namen und g: 
nialen Autographen. Bei seinem St! 
dium überkommt einen die Ei 
kenntnis, daß das kleine, versteeki 
Lokal in der Dorotheergztsse eine 
jener magischen Punkte ist, an den 
man sicher sein kann, jeden auc 
nur halbwegs interessanten Zei 
genossen zu treffen - wenn m2 
nur lange genug wartet. 
s: 
ln jüngster Zeit ist aus dem Küns 
lereafe auch ein Kunstcafe gewo 
den, weil Herr liawelka im Zug 
einer von allen (iästen gefürchtete 
jedoch durchaus geglückten Ren:
	        
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