l Helmut Kies, Rolcr Harlekin,
OlfTempera, 1960.
2 Ernst Fuchs, Sibyllisches Wesen,
Rötcl und Tusche, 1955.
gar nicht, denn dieses Kaffeehaus
ist sozusagen ein wertfreier Raum
inmitten eines künstlerischen Mi-
krokosmos, der von Wert- und Un-
Wertvorstellungen besessen ist, das
bewegungslose Zentrum inmitten
des Wirhelslurms, der Nullpunkt im
Koordinatensystem der Träume,
Hoffnungen, Pläne und Ängste.
vs
Das (im Hawelka ist also ein
Künstlercafe, legitimer Nachfolger
des Central und des in diesen Ta-
gen erst zugrundegegangenen Her-
renhof. Als solches besitzt es in
Wien bereits sprichwörtliche Bedeu-
tung; „im Cafe Hawelka sitzen", be-
deutet nnchgerade schon, autorisier-
ter Kunstmensch zu sein; vom Be-
sitzer mit Namen angesprochen zu
werden, erscheint mancher Nach-
wuehswclt wichtiger als ein Rom-
Stipendium; von ihm unter diejeni-
gen gezählt zu werden, für die auch
in der schlimmsten Stoßzeit zwi-
schen Fünf und Neun ein Sitzplatz
freigemacht wird, kommt einem
Ritterschlag gleich - und sieh in
das Gästebuch eintragen zu dürfei
entspricht der Verleihung eint
Adelsbriefes. Aber Herr Leopold H:
welka besitzt Gefühl für Hierarehi
- nicht jedem gönnt er diese Ehren
Und hat meistens recht mit seiner
Urteil.
Der internationale Ruf bleibt nicl
aus: das Gästebuch - das zweife
los eines Tages im Museum d:
Stadt Wien liegen wird - bewei:
es mit klingenden Namen und g:
nialen Autographen. Bei seinem St!
dium überkommt einen die Ei
kenntnis, daß das kleine, versteeki
Lokal in der Dorotheergztsse eine
jener magischen Punkte ist, an den
man sicher sein kann, jeden auc
nur halbwegs interessanten Zei
genossen zu treffen - wenn m2
nur lange genug wartet.
s:
ln jüngster Zeit ist aus dem Küns
lereafe auch ein Kunstcafe gewo
den, weil Herr liawelka im Zug
einer von allen (iästen gefürchtete
jedoch durchaus geglückten Ren: