Hirsch dargestellt. getroffen von Amors Pfeil. iiTela dei
fugias non tarnen effugiestt - Fiiehst du auch die Waf-
fen Gottes, entkommst du ihnen dennoch nicht." Über
Eck zeigtdas nächste Bild Amor unter Sonne, Mond und
Sternen sitzend. riPulchrae essent aliae tu nisi pulchra
forestt - Die anderen würden schön sein, sofern nur du
schon wärest. Dem folgt die Darstellung eines stürzen-
den Betrunkenen. iiCausa meae mortis saepe fuit bibe-
rett - Der Grund meines Todes war, oft zu trinken.
Die beiden letzten Szenen zeigen einen Mann, der ei-
nemAlten dieZunge herausreißt. iiHaec mala lingua fuit
quarn quoque ouaeso cavett - Es war eine böse Zunge.
welchedubitteauch meiden sollst, Und schließlicheine
brennende Fackel auf einer Säule, Amor daneben. in
das Licht fliegen Schmetterlinge und Bienen. itSic nobis
spes est optima causa malitt - So ist uns die Hoffnung
der beste Grund zum Übel. oder so ist für uns die beste
Erwartung eine Veranlassung zum Übel. Die Gestaltung
all der beschriebenen Emblemata geht vom morali-
schen lmerativ oder Optativ der Subskriptio aus. klassi-
sche Ausgewogenheit fehlt ihnen. Dagegen aber wir-
ken sie im Raume der obersten stiftlichen Verwaltung
und Rechtssprechung als stumme Ratgeber."
Repräsentativer Höhepunkt der Stiftsanlage des
17. Jahrhunderts ist zweifellos die unter Abt Benedikt
Leiss 1657 errichtete und unter Raimund Regondi mit
Fresken versehene Galerie. Nach Vincenzo Scamozzi
eine aus der Antike übernommene Anlage, eine Wan-
delhalle von besonderem Reichtum der Ausstattung,
denn sie diente allein für Fürsten und große
Personlichkeiten." Nikolaus Goldmann schreibt in sei-
ner vollständigen Anweisung zu der Zivil-Baukunst"
vVon den Spatzier-Sählen oder Galerientt. daß diese
Raume sehr lange. nicht übrig breite Zimmer sein sol-
len, mit einandergegenüberliegenden Fenstern an den
langen Seiten. trefflichen Gemälden. und Türen an den
beiden schmalen Seiten; wieder einander gegenüber-
liegend. Dieser Raumvorstellung kommt die Altenbur-
ger Galerie voll nach. Die Ausstattungsprogramme der
frühen Galerien Frankreichs und Italiens. zumeist my-
thologischen Inhaltes, dienten immer nur derVerherrIi-
chung des Bauherren. Dieser Sinn blieb erhalten, wenn
auch die lkonographieim Laufe derZeitWandlungen er-
fuhr. Stets aber mehrte die Galerie den Ruhm des Bau-
herren und demonstrierte seinen gesellschaftlichen
Anspruch." Benedikt Leiss, der große Mann der Ge-
genreformation. der den Protestantismus im Waldvier-
tel siegreich bekämpfte, errichtete den Bau. Unter Abt
Raimund Regondi wurde er zu einer Zeit ausgestattet,
da der Türke, ein neuer Erbfeind des katholischen Chri-
stentums, endgültig zurückgeschlagen worden war; zu
einer Zeit aber auch, da gerade Stift Altenburg wegen
der hohen Abgaben zur Finanzierung der Türkenkriege
unter erheblichem finanziellen Druck gestanden war.
Am 30.August 1683 hatte das Stift den vierten Teil eines
Jahreseinkommens abzuliefern. 1685 war eine ittEÜla
Ecclesiasticati von 12.566 fi. abzugeben. abgesehen
von der zu leistenden iiTürkensteuew, Die Hohe des
Darlehens. das Kaiser Leopold I. 1688 vom Stift erhielt.
ist nicht bekannt. 1702 erhielt er 10.000 fl.. Joseph I.
16.000 fi. Außerdem ein iwGeschenkt von 300 Spezies-
Dukaten, wobei Joseph gelegentlich der Übergabe
bemerkt haben soll, daß es den anderen Pralaten, die
das nicht tun wollen, nicht zum besten bekommen
werde." Vielleicht ist in alledem eine Erklärung enthal-
ten, warum nicht der Kaiser. sondern der Sieger der
Schlacht von Nissa, Ludwig von Baden-Baden. der iiTür-
kenluisti, in den DeckenmedaillonsderGalerie apotheo-
tisch verherrlicht wird (Abb. 10 - 12). Man zeigte sich
modern, indem man ein jüngst stattgefundenes politi-
sches Ereignis von großer Tragweite aufgriff und damit
auch dem Haus Österreich in gewisser Weise ein Denk-
mal setzte, zugleich wußte man die eigene Leistung,
die großen finanziellen Opfer. durch die die Türken-
kriege siegreich beendet werden konnten, zu betonen.
Am 24. September 1689 hatte die große Schlacht von
Nissa stattgefunden unter dem Oberbefehl Feldmar-
schalls Ludwig von Baden-Baden. Dem Bericht des
6
16
Anmerkungen 20 - 34 (Anm. 20 - 25 s, Text S. 4, 5)
3" Ein Exemplar der Ausgabe von 1541 befindet sich in der BiblilJtriEk des
Österreichischen Museums ror angewandte Kunst B. I. 1075 (o I 16).
rDem Hoch Edlen und Gestrsngßri Herren Joriae von Heyssperg Autt
Merckenstein. Poiertsteln, etc . . . Unnd Beysitzer Der N.O, Land ..Jd-
hann Wilhelm Baut lrtvenlor St lecit Viennae Austriae 1641 Siehe auch
Thieme-Becker, Kunstlerlaxlkbn lll p B9 t.
11 Picinelli. a. a. 0., pag. 155.
n Nicoles Rsusner, Emblemata. Franklurt. Feyerabend, 1581. Holz-
schnitte von Viigll Solis und Josl Arrtrrtari. Österreichisches Museum
tur angewandte Kunst. Elblldthök und Kunstblattersarnmlung B 1.4261
(P I 9) Llb lll Embl. Nr. 39.
1' AndreasAlcialus, Ernblemlta cum commenterlis amplissimis Passau,
1621,Üsterrelctilsches Museum lurangewaridie Kunst. Bibliothek und
Kunstblattersarrlmlung E. I tO13Q(D l 13). D59 441 ,Zeigt eine lkon mit
Amor im rrturripriwsgen. der von zwei Lowen gezogen wird mit dem
Lemma Potentissimus atfectus amor. Jakob Masen. Speculum imagi-
num veritatis OCCLIttBE, Köln 1581 . Österreichisches Museum fürange-
wandte Kunst, Bibliothek und Kunslblatlersammlung E. l.2521 5(D 147).
pag. 394, beschreibt unter dem LemmaAmor omniavincit eine lkon. in
der Amor den Löwen beherrscht.
" Das Bild Plroprreiser von Amor eingesetzt kommt in dem Emblamata-
Sammelband von Henkel-Schone mehrtactt vor, ledoch mit anderem
Lemma blw. Epigramm. Vgl. Arthur Henkel, Albrecht Schone (Hsg)
Emblamata, Handbuch zur Sinnbildkunst des XVI. und XVll Jahrhun-
derts. Stuttgart 1967. Sp. 158, 169.
ß Ebenda, Sp. 591, bringt eine übereinstimmende Darstellung mit der B8-
deutung Gefangenschaft der Liebe.
1' Ebenda, So. 472 So flieht der Gotiiose von seinem Gewissen verfolgt
" Zum belehrenden Charakter der Emblemala Vgl Gregor Lechner, Em-
biamata Zur barocken Symboiaprache Stilt Gdttweig 1977. S 9.
1' PrlnZ, a 3.0.. S. 10
1' NlkOlaUS Goldmann. VollständigeAnweisung lu der Zivil-Baukunst etc,
hg von Leonhard Christoph Sturm. Braunschweig, 1699. Österreichi-
sches Museum tllir angewandte Kunst. Bibliothek und Kunstbiätter-
sammlung, lnv. Nr, B,t 1004 (G lll 3).
1" Prinz. a. 10,. S. 60
" Sctiweigriofe a. a.0.. S. 30
l! Oswatd Redlich. Welimactit des Barock, Wien 1961, S. 442.
" Ernst Petrasch. DerTüikenluis. Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden -
in: Die Türken vor Wien 1683. Salzburg-Wien 1982, S 226 t.
u Folgende Arbeiten der Autorin zur lkbnographie des Stiftes Altenburg
sind bereits erschienen:
Hanna Egger. Bemerkungen zur lkonographie der Fresken von siiit
Qitäiouäg. in Katalog i-Grotaskss Bsrockn. stirt Altenburg uns.
Die Biidsrwait des Stiftes Altenburg. stirt Altenburg und seine Kunst-
scriatze, st. Poliert 196i
Die nbesonders rneublierre und gezierie TodtenCapelle-r des Stiftes
Altenburg. iri' alte und moderne Kunst. 25. Jg. H. 172, S. 8- 15
Die Frage nach dem Inventur des Eildprngrarnms von Stift Altenburg
und die lkonographle der Sakristei. in: alte und moderne Kunst, 26. Jg.
H, 177, S. 7- 10,
Markgrafenentsprechend,solldieSchlachtden K
lichen kaum 300 Mann. den Türken bei 10.000 gei
haben}?
Seinen endgültigengroßen Sieg errang Ludwig-W
in der Schlacht von Slankamen, nordwestlich vo
grad, im Jahre 1691 . In tagelangen Dank- und Fre
testen wurde der glorreiche Sieg des Türkenluts
ert. Der König von Spanien verlieh dem Markgraft
Goldene Vlies, der Kaiser ernannte ihn zum Ge
leutnant, die höchste militärische Ehre, die das
Habsburg zu vergeben hatte}: Wahrscheinlich i
es diese Triumphfeiern sowie der triumphale Einz
seph l. inWien nachseinerKrönungzumi-iomisch-
nig im Jahre 1693. die den Anlaß zu den Allent
Fresken gaben und die auch die historische Unge
keit hinsichtlich der Datumsangabe der Schlaci
Nissa auf dem bereits erwähnten Cartellino eri
würden.
in den Deckenmalereien wurden die dem 17. Jal
derf eigenen neuhumanislischen Strömungen n
Rückführung der herrschaftlichen Repräsentat
die Zeit der Antike wirksam. im ersten Ovalmer
übergibt Alexander der Große, möglicherweise
KonstantinderGroßederin Nissageboren worde
dem vor ihm knienden Ludwig Wilhelm den Mars
stab. Ein Krieger halt die Reichsfahne. Die Darst
erhebt keinerlei Anspruch auf Realismus. Gesic
ge, Kostüme, Harnische und Helme entstammer
rtrömischent Phantasiewelt (Abb. 10).
Auf Wolken thronen Jupiter und Juno im Mitteln
Ion. Merkur überbringt ihnen die Botschaft vom Si
Nissa (Abb. 11). Zuletzt empfängt Jupiter selb:
siegreichen Feldherrn, über dem ein Putto mit Lo
kranz und Friedenspalme schwebt. Rächend vt
sich der Adler Jupiters mit dem Blitzbündel dem
dem Wolkenthron sich krümmenden. geschla
Türken zu, auf den der Feldherr mit seiner Recht
umphierend weist (Abb. 12). in den Kartuschene
Deckenenden des Saales sind Mars dargestei
sich von Vulkan die Waffen schmieden läßt(Abb. 1
Pax. die der weisen Minerva einen Ölzweig bringt
renddem sie mit ihrer rechten Hand auf den voi
ter empfangenen triumphierenden Feldherrn
(Abb. 14). In Scheinarchitekturnischen an den W
der Schmalseiten des Raumes sind Kaiser Leot
derwiederum hinaufweist aufden Triumph seine:
herrn (Abb. 15), und König Joseph I, dargestellt
der lorbeerbekränzte Raimund Graf Montecucct
der auf sich weisende Ludwig Wilhelm von Bade
gerdes Goldenen Vlieses, wodurch neuerdings e
tierungshinweis auf nach 1691 bzw. 1693 gegebi
DieZwickel indenSegmenten überdenjeweilsvie
stern an jeder Langseite der Galerie sind mit Emb
geschmückt. Jedes der Embleme besteht aus de
und dem Lemma. Betritt man die Galerie von dt
sprünglichen, repräsentativen Treppenhaus ai
lautetdaserste Lemma zur linken Seite iiinvitum d
vat idem facit occidentitt - wer unwillig dient. s
für den Untergang (bereitet den Untergang vor
Bild zeigt einen auf einem Sockel knienden Krieg
blößten Hauptes, der das Schwert ins Feuer häl
folgende Emblem steht unterdem Motto iihistoria
fit splendidiortt. - lrn Laufe der Geschichte Wi
Tapferkeit noch glanzvoller und zeigt einen, üb-
nem aufWaffen ruhenden Schreibpult. sitzenden
riker. iiPrudentertemporeetlocott.weisedurch Zr
Ort. zeigt eine auf ihrgealtertes Gesicht blickend
inRuinenlandschaft,eineSchlangein ihrerRechti
tend. Zunächst der Minerva findet sich das Emblt
dem Lemma ripraemium virtutis honostt - Ehre
PreisderTapferkeit-miteinerDarsfellungderT
mit Posaune und Lorbeerkranz.
Dem gegenüber stehen folgende Emblemata i
rechten Seite: itNemo fortis nisi et iustusu - Kei
tapfer. wenn er nicht auch gerecht ist - mit eint
StellungeinesaufeinemSockel ruhendentriumpl
den Kriegers (Abb. 16). Das Lemma nstudio et i
tiart. durch Fleiß und Wachsamkeit steht über eint