Harmonie sich abmühen; ich spürte einen Menschen.
ein Drama, Wahrheit, rücksichtsloseste Wahrheitlf
Die Zerrissenheit. die Heimatlosigkeit, die Emigratio-
nen und dennoch dieSehnsucht nach Mitteleuropa cha-
rakterisierendieStrukturendes NordismdGustavMah-
ler sagt: i-lch bin dreifach heimatlos: als Böhme unter
den Österreichern, als Österreicher unter den Deutv
sehen und als Jude in der ganzen Weins
Widerspruch und Unmöglichkeit, vielfältigste Momente
einerGeisteshaltunginnerhalbeineswerkesodereiner
Person prägen die mitteleuropäische Kultur unseres
Jahrhunderts. Der Drang zum Expressiven, zur Mittei-
lung, zeigt sich in den vielen Doppelbegabungen bei
jenen Künstlern. die sich nicht aul eine Materie festge-
legt haben. sondern immer wieder zwischen den ver-
schiedenen Künsten pendeln. Ich erinnere an Arnold
Schönberg (Komponist und Maler), Oskar Kokoschka
(Maler und Dichter), Alfred Kubin (Maler und Dichter).
Fritz HermanovskyvOriando (Dichter und Maler). Diese
Doppeibegabungen setzen sich besonders intensiv
auch nach dem Kriege lort, z.B. Gerhard Rühm, Chri-
stian Ludwig Attersee. Hermann Nitsch, Günter Brus
(Aktionist, Zeichner. Fiomanschreiber).
Mit Nitsch kommen wir zu Günter Brus, Otto Muehl und
Rudolf Schwarzkogler. zum Wiener Aktionismus, der
geradezu beispielhaft von den Komponenten des Nor-
dismo durchdrungen ist. Die Künstler suchten zu
Beginn der sechziger Jahre eine Antwort auf den
14
5 Markus Prachensky. wRouge sur blanc - Sebastianplatzu,
1959. LackILeinwand. Wien, Museum moderner Kunst
6 Maria Lassnig. iiFliegen lernenl, 1976. OllLeinwand,
177,5 x 127 cm. Wien, Museum moderner Kunst
7 Arnuii Rainer, nHiroshimair, 1983. Öikreide auf Fotografie,
50 x 60 cm. im Besitz des Künstlers
8 Tibor Gayor. Janos Megyik, riGroBe Beobachtungs, Abhöre
und Bloßstellungsanlageir, 1984. Ausstellung der Wiener
Festwochen M984 - Orwell und die Gegenwart-r, Wien,
Museum des 20. Jahrhunderts
Anmerkungen 5, 6
l Zitiert nach H. H Stuckenschmidt.Schönberg, Zürich 1974. S. es.
' Zitiert nach: Gustav Mahler und wien, mit einer Einleitung von Pierre
Bouiez, siungan, zurien. 1976. s 22. Boulez charakterisiert den Nor-
disrrie Maiiiers. ohne den Begritr zu verwenden, wie folgt. wDie Schwie-
rigkeit, die Nlahier seinem ,Leser' bereitet. liegt otrne zweiiei im ÄLISEIHP
anderklaffen von Geste und Material, die Geste neigt dazu, Immer
grandioser zu werden. das Material dagegen droht, immer mehr zum
,Vulgären' abzugieitem (s. 28)