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Der untere Gürtel der Waldungen besteht aus Lanbbäumen: Roth- und Weißbuchen,
Erlen, etwas Eichen und Linden, doch ist dazwischen auch Nadelholz verstreut; über
1000 Meter hinaus beginnt schon die Zone der Fichtenarten. In den weniger geschonten
Wäldern, ob Laub- ob Nadelwald, beginnt die ärmliche, dünnstämmige Weißbirke
Boden zu gewinnen. Über 1600 Meter begegnet man nur noch den zwerghaften Beständen
des Krummholzes und Wachholders. In Übergangsjahreszeiten ist die Fichtenzone weithin
sichtbar. Dem Jäger bieten Wälder und Alpen reiche Beute. Der braune Bär wird selbst
von den Viehhirten oft erlegt. Das Wildschwein sucht in Rudeln die Getreidefelder
heim. Das Reh sucht seine Weide, wo es auch Quellen findet; auf den Schneefeldern
haust die Gemse. Der braune und fahle Geier zeigt sich ziemlich häufig; in den Laub
wäldern der Auerhahn und das Haselhuhn. Der Oberlauf der Alpenbäche führt Forellen,
ihr Unterlauf Krebse. Im Thale des vom Negoi niederbrausenden Laitabaches kommt die
gefährliche Wurfschlange vor.
Das Klima ist rauher als es der Breitegrad mit sich bringt, denn die Ebene, durch
schnittlich 450 Meter über dem Meere, steht den Nordwinden offen, während vom Süden
die Alpen oft auch im Sommer kalte Luftströmungen niedersenden. Der Winter ist lang
und streng, dem kurzen Frühjahr folgt ein heißer Sommer, der aber kühle Nächte hat;
der Herbst dagegen ist lang und schön. Im Sommer gibt es oft Hagel und tagelange
Überschwemmungen. Große Dürre ist selten.
Boden und Klima gestatten den Ban von Getreide und weniger heiklen Obstgat
tungen, weisen aber die Landwirthschaft doch mehr auf die Viehzucht hin. Tie Bevölkerung
widmet sich meist der Urproduktion. Fabriksindustrie gibt es in Zernyest, etwas Klein
gewerbe und Handel in Fogaras.
Der landwirthschaftliche Großbetrieb beschränkt sich auf die ärarische Domäne, die
einen bedeutenden Theil des Comitats umfaßt. Sie dürfte einst werthvoller unv einträg
licher gewesen sein, da vor 300 Jahren Fürst Andreas Bäthory der Gemalin Sigismund
Bathorys einen jährlichen Pachtschilling von 15.000 ungarischen Gulden dafür anbot.
Jetzt macht sie mit ihren Waldungen mehr als den neunten Theil des Comitats aus. Die
42.000 Joch Wald werden von einem ärarischen Forstamt besonders verwaltet. Die Land
wirthschaft erstreckt sich auf etwa 8000 Joch besten Bodens. Die kleineren Parzellen sind
verpachtet, die größeren Complexe sind in vier Wirthschaftsbezirke, jeder unter einem
Verwalter, eingetheilt und stehen unter der Güterdirection zu Fogaras. Ihre Hauptsorge ist
die Hebung und Züchtung des Gebirgspferdes. Zu diesem Zwecke wurde die Lipizzaner
Karstrace gewählt. Das Gestüt wird von einem militärischen Personal von 130 Mann
unter dem Commando eines Stabsoffiziers geführt. Der Bestand an Pferden beträgt etwa
400 Stück. Die scharfe Luft, das reine Wasser, das Weiden im Freien, ein fortgesetztes,