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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 2

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Gebiet für sich zu retten gewußt. Es gibt da, besonders in Klein-Kumanien, Gemeinden, 
deren Flächenraum 400 bis 600 Quadrat-Kilometer beträgt, so daß auf jeden Bewohner, 
selbst auf den Säugling 6 bis 7 Joch Land entfallen. Da die Ablösungssumme des Gesammt- 
gebietes nach Maßgabe der im Besitz Einzelner befindlichen oder von ihnen in Besitz zu 
nehmenden Äcker ausgeworfen wurde, — mit ungefähr fünf Gulden auf das Katastraljoch 
— so dienen bei den Jazygo-Knmanen auch jetzt die in dem ursprünglichen Ablösungsbetrag 
genannten Gulden als Maß der Äcker. „Eine Redemtion von hundert Gulden" bedeutet 
ungefähr 20 Katastraljoch Ackerland mit den dazu gehörigen „kleinen Feldern", Wiesen, 
Röhricht und Weideantheilen. Im Erbfalle fielen diese Immobilien dem direkten Mannes- 
stamme oder männlichen Seitenzweige zu, der aber verpflichtet war, die weibliche Linie 
durch eine nach dem ursprünglichen Ablösungsbetrag der Immobilien berechnete Quote zu 
entschädigen. Bei einer Redemtion von 100 Gulden z. B., welche heutzutage in manchen 
Gegenden 10.000 Gulden Werth ist, entschädigte der einzige männliche Erbe die drei 
weiblichen Erben mit je 25 Gulden; das von den Eltern Erworbene jedoch, sowie beweg 
liches Gut und Capitalien wurden gleichmäßig getheilt. Daher trachteten die Eltern, nicht 
ihren Grundbesitz, sondern Viehstand und Capital zu mehren, ihre Töchter zu versorgen, 
lind in der That vergrößerte der Kumane seinen Grund und Boden nur, um seine Vieh 
zucht zu steigern; er säte, wie seine Vorfahren, nicht mehr, als sein Hausbedarf erforderte. 
Alle anderweitigen Bedürfnisse bestritt dieses leichtlebigste Völkchen Ungarns mittelst seiner 
Viehzucht. Aber wie sehr es auch in die Welt hineinlebte, es verweichlichte sich nicht. Schon 
Otrokoesi, vor zweihundert Jahren, kennt es als die stärksten Arbeiter, besten Schnitter 
und auch jetzt gehört die Ausdauer bei schwerer Arbeit zu seinen größten Vorzügen. 
Ein schönes, abgehärtetes Volk, besonders der Groß-Kumane und noch mehr der 
Jazyge. Der Groß-Kumane ist hochgewachsen, mit weißem, eirundem Gesicht, der 
Jazyge ist eine noch hochstämmigere und breitschulterigere Race, braun, mandelängig, 
langhalsig, mit vielen auffallenden Schönheiten unter den Frauen, die noch gehoben 
werden durch die schmucke, zuweilen überreiche Tracht. Der Klein-Kumane ist mittel 
groß, untersetzt, braun, an vielen Orten stark braun, zum Tatarischen neigend; sein 
kurzer Kopf ist rund, seine scharfen Augen sind schwarz, die dünne Nase neigt zur 
Krümmung, der Schnitt des Mundes ist schön, die Backenknochen stehen etwa» hervor, 
das Kinn ist rundlich, der Hals stark und dick, der Stamm gedrungen, die Extremitäten 
muskulös, aber regelmäßig. In einer ganzen Stadt findet man kaum vereinzelt einen 
wirklich blonden Kops. Der Groß-Kumane und der ^zazpge sind ernsthaft, der letztere 
beinahe würdevoll; der Klein-Kumane ist lebhafter, für Humor empfänglicher, wav leicht 
zu erklären theils durch seinen gemischten Ursprung, theils dadurch, daß er von den D>eien 
das leichteste Leben führt; freilich ist er auch der ärmste, aber er hat auch die zahlreichste
	        
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