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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 2

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ist ein tüchtiger Steinbau, mit bequemen, gut ausgestatteten Gastzimmern. Ihr Wirth 
zeigt schon Herrenart, denn er ist zugleich Pächter, führt guten Wein und gute Küche; 
meist ist er Magyare und der Gast hat ihm die Hand zu drücken. 
Neben der Csärda steht die große steinerne Brücke, ein monumentaler Bau mit 
neuu Bogen, die auf Pfeilern stehen. Es heißt, der Kalk sei bei ihrem Bau mit Milch 
gelöscht worden und daher sei sie so dauerhaft ausgefallen. 
Auf der Puszta diesseits des Hortobagy-Flusses wird der große Viehmarkt abge 
halten, zu dessen interessanten Episoden es gehört, wie der Csikös das wilde Roß, das sich 
der Käufer ausgesucht, herausfängt, indem er ihm die Wurfleine um den Hals wirft. 
Die Hütte des Hirten hat Wände von „Schwalbenbau" und ein Rohrdach mit 
weit vorspringendem Rande; unter diesem ist ein Legebrett angebracht, wo das Brot für 
die ganze Woche aufbewahrt wird, und in einer ansehnlichen hölzernen Tonne das Essen, 
das dem Csikös und dem Gulyäs sein in der Stadt wohnendes Weib jeden Sonntag 
herausbringt. Es sind lauter Speisen in sauerer Brühe: „Weißes mit Essig", „Schnitter 
suppe", „gefülltes Kraut", „Gespicktes", „saure Bohnen". Dies ist das Menu der Puszten. 
Aber der Csikös und Gulyäs verstehen sich selber aufs Kochen. Neben der Wohnhütte 
sieht man überall die Kochhütte. Diese ist ein runder, hüttenförmiger, oben offener Rohr 
pferch, dessen Boden mit Backsteinen ausgelegt ist; in der Mitte steht der Herd und neben 
ihm der drehbare Kesselhaken („Dienstholz", Kochholz), au dessen Ende der Kessel gehängt 
und über das Feuer gerückt wird. Als Feuerungsstoff dient der in Haufen zusammen 
getragene „verwaiste Dünger". Diesen auf den Feldern, wo er verstreut liegt, zu sammeln, 
ist das Amt des „Schubkärrners". Dies ist der Titel des zwölfjährigen Hirtenknaben, der, 
nachdem er in der Stadt die Schule besucht und lesen, schreiben und rechnen gelernt hat, 
nun herauskommt, um ohne Lohn zu dienen, bis er znm Knecht heranwächst. Ihm liegt es 
auch ob, in der Kochhütte das Essen zu kochen und es dann im Kessel den Knechten 
zuzntragen. Hat sich der Eine sattgegessen, so trägt der Junge den Kessel weiter. Zuletzt 
bleibt immer noch genug darin für den Schubkärrner. 
Außer der Wohu- und Kochhütte enthält die Gruppe noch den „Windfang", aus 
drei Flügeln bestehend; beim Schafhirten ist er aus Rohr geflochten, beim Roßhirten aus 
starken Planken gefügt. Da suchen die Thiere Zuflucht, wenn der Wettersturm über die 
Puszta fegt; trifft er die Roßherde im Freien, so verschlägt er sie manchmal bis zur Theiß 
hin. Schließlich gehört zu dem Bilde noch die große „Herdentränke"; das Becken derselben, 
mehrere Klafter breit und lang, ist mit Eichenbohlen gefüttert und aus diesem schöpfen die 
„Bojtaren" (Knechte) jeden Mittag und Abend das Wasser für so viele tausend Stück 
Vieh mit zwei oder drei Eimern, die an langen Brunnenschwengeln hängen, in einen Trog 
von ungeheuerer Länge.
	        
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