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Als Ergänzung der Tracht dient die über die Schulter geworfene Peitsche mit kurzem
Stiel und langer Schnur (,üurilcüs° --- Ringelpeitsche); die Hirten selbst flechten sie mit
großer Kunst nnd schlagen den Stiel mit Messing- und Silberdraht aus oder schmücken
ihn mit eingegossenen Zinnverzierungen.
Das Pferdegeschirr des Csikös unterscheidet sich von dem des Gulyäs. Beide haben
hnsarenmüßige Sättel, aber der des Csikös hat keinen Sattelgurt, er ist nur so lose auf
den Rücken des Pferdes hingeworfen. Erstaunlich ist die Geschicklichkeit, mit der der Csikös
in diesen nicht festgemachten Sattel springt, indem er ihn mit der rechten Hand an den
Rücken des Pferdes preßt. Ein Gentleman Rider und selbst ein Soldat würde beim ersten
Galopp sammt dem Sattel herunterpurzeln. Außer dem Sattelzeug trägt der Hengst noch,
lose um seinen Hals geworfen, die aufgerollte Wurfleine (Lasso), 24 Meter lang. Legt
sich der Csikös schlafen, so bindet er sich das Ende dieser Leine ans Handgelenk und läßt
so sein Rößlein grasen. Das kluge Thier aber gibt wohl Acht, seinen schlafenden Herrn
nicht durch einen Ruck zu stören; sieht es jedoch ein verdächtiges Thier herankommen, so
weckt es den Schlafenden durch lautes Gewieher.
Das Pferd des Gulyäs dagegen trügt ein schmuckes, mit Riemenfranseu behängtes
Geschirr; der hohe Tatarensattel ist durch einen breiten Gurt um den Leib des Thieres
geschlossen, die kostspieligen Messingschuallen desselben sind meisterlich gearbeitet. Ehedem
wurden diese Schnallen sogar aus Silber gemacht. Am Halfter befindet sich ein Messing
ring für den Messing-Fokos (Beilstock mit langem Stiel). Dies ist die einzige Waffe des
Csikös wie des Gulyäs. Eine Schußwaffe führt er nicht.
Der Juhäsz (Schafhirt) trägt eine Bunda (Schafpelz), im Sommer mit dem Rauhen
nach auswärts. Der Kondäs (Schweinehirt) trügt Szür oder Bunda, und bei großer Hitze
tragen sie alle den „Boeskor" (Bundschuh).
Unerschöpflich ist die Poesie der Hortobägyer Puszta, aber auch ihre Prosa ist
interessant.
Das bewegliche Eigenthum, das sich auf dieser Puszta mehrt, repräsentirt nahe an
fünf Millionen Gulden und übertrifft den Werth des Bodens, auf dem es weidet.
Und dieser eigenthümliche, an loeale Verhältnisse geknüpfte Wirthschaftsbetrieb hat
seinen eigenen intellectuellen Apparat, der sich aus den mehr-hundertjährigen Über
lieferungen der Erfahrung entwickelt und mit den rationellen Verbesserungen der Neuzeit
gepaart hat.
Eine Viertelstunde weit von der großen Csärda, jenseits der Brücke, dem Flnßlanf
nahe, sieht man den Hügel der Puszta Mäta ausragen. Es ist dies eine fruchtbare Boden
erhebung, auf deren Humusboden man sogar schon geackerte Tafeln findet und eine reiche
Wiese, welche Futter für die edlen Racepferde und Rinderherden liefert.
Ein Theil des „großen Waldes'