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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 2

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Als Ergänzung der Tracht dient die über die Schulter geworfene Peitsche mit kurzem 
Stiel und langer Schnur (,üurilcüs° --- Ringelpeitsche); die Hirten selbst flechten sie mit 
großer Kunst nnd schlagen den Stiel mit Messing- und Silberdraht aus oder schmücken 
ihn mit eingegossenen Zinnverzierungen. 
Das Pferdegeschirr des Csikös unterscheidet sich von dem des Gulyäs. Beide haben 
hnsarenmüßige Sättel, aber der des Csikös hat keinen Sattelgurt, er ist nur so lose auf 
den Rücken des Pferdes hingeworfen. Erstaunlich ist die Geschicklichkeit, mit der der Csikös 
in diesen nicht festgemachten Sattel springt, indem er ihn mit der rechten Hand an den 
Rücken des Pferdes preßt. Ein Gentleman Rider und selbst ein Soldat würde beim ersten 
Galopp sammt dem Sattel herunterpurzeln. Außer dem Sattelzeug trägt der Hengst noch, 
lose um seinen Hals geworfen, die aufgerollte Wurfleine (Lasso), 24 Meter lang. Legt 
sich der Csikös schlafen, so bindet er sich das Ende dieser Leine ans Handgelenk und läßt 
so sein Rößlein grasen. Das kluge Thier aber gibt wohl Acht, seinen schlafenden Herrn 
nicht durch einen Ruck zu stören; sieht es jedoch ein verdächtiges Thier herankommen, so 
weckt es den Schlafenden durch lautes Gewieher. 
Das Pferd des Gulyäs dagegen trügt ein schmuckes, mit Riemenfranseu behängtes 
Geschirr; der hohe Tatarensattel ist durch einen breiten Gurt um den Leib des Thieres 
geschlossen, die kostspieligen Messingschuallen desselben sind meisterlich gearbeitet. Ehedem 
wurden diese Schnallen sogar aus Silber gemacht. Am Halfter befindet sich ein Messing 
ring für den Messing-Fokos (Beilstock mit langem Stiel). Dies ist die einzige Waffe des 
Csikös wie des Gulyäs. Eine Schußwaffe führt er nicht. 
Der Juhäsz (Schafhirt) trägt eine Bunda (Schafpelz), im Sommer mit dem Rauhen 
nach auswärts. Der Kondäs (Schweinehirt) trügt Szür oder Bunda, und bei großer Hitze 
tragen sie alle den „Boeskor" (Bundschuh). 
Unerschöpflich ist die Poesie der Hortobägyer Puszta, aber auch ihre Prosa ist 
interessant. 
Das bewegliche Eigenthum, das sich auf dieser Puszta mehrt, repräsentirt nahe an 
fünf Millionen Gulden und übertrifft den Werth des Bodens, auf dem es weidet. 
Und dieser eigenthümliche, an loeale Verhältnisse geknüpfte Wirthschaftsbetrieb hat 
seinen eigenen intellectuellen Apparat, der sich aus den mehr-hundertjährigen Über 
lieferungen der Erfahrung entwickelt und mit den rationellen Verbesserungen der Neuzeit 
gepaart hat. 
Eine Viertelstunde weit von der großen Csärda, jenseits der Brücke, dem Flnßlanf 
nahe, sieht man den Hügel der Puszta Mäta ausragen. Es ist dies eine fruchtbare Boden 
erhebung, auf deren Humusboden man sogar schon geackerte Tafeln findet und eine reiche 
Wiese, welche Futter für die edlen Racepferde und Rinderherden liefert.
	        
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