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im Glanze der Morgeusonne wiegen und wie Diamanten funkeln. Die ganze Natur erwacht
zu neuem Leben, die Herden ziehen auf die Weiden, hinter ihnen die Hirten und Hunde;
Kaninchen huschen aus einem Sandloch ins andere; Hasen Hüpfen über die Felder, Ziesel
spielen vor dem Eingänge ihrer unterirdischen Wohnung, Störche klappern bedächtig, die
Lerchen durchschwirren die Luft. Hoch oben unter dem Himmelsgewölbe schwebt ein
schwarzer Punkt, er wird größer und größer, bewegt sich, bekommt Flügel, man bemerkt
schon deren Schlüge und endlich vernimmt man auch die kreischende Stimme des auf die
Beute herabschießenden Bussards oder Falken. Am Ziehbrunnen des Dorfes erscheinen
svnngebrüunte Mädchen, auf der Schulter tragen sie oft eine Stange, an deren Ende ein
antik geformter Wasserkrug hängt. Vielleicht wartet ihrer schon ein schmucker Bursche, der die
Stange des Brunnens mit dem Eimer niederzieht und ihnen die Krüge mit Wasser füllt.
Höher und höher steigt die Sonne, der kühle Morgenhauch ist verschwunden, die
Luft wird wärmer und wärmer. Plötzlich scheinen wir mit einem Zanberschlage in ein
anderes Land gekommen zu sein. Vor unseren Augen breitet sich ein ganzes Meer aus,
in nicht weiter Entfernung flutet und wogt es in silberner Farbe dahin. Neckend rückt
es uns näher, dann entfernt es sich wieder; auf einmal schließt es sich auch hinter uns, wo
wir doch soeben erst auf trockenem dürren Boden wandelten. Von allen Seiten umringt
uns jetzt eine feenhafte See. Aus den seidenfarbigen Wellen tauchen Auen, Kirchen, Dörfer
und Städte auf; in den ungleichmäßig erwärmten Luftschichten spiegeln sich vergrößert
und außerordentlich verzerrt die Gegenstände. Entfernte Baumgrnppen, Windmühlen,
Schenken und Dörfer, die wir von einem bestimmten Standpunkte sonst nicht sehen, tauchen
jetzt am fernen Horizont aus, als ob sie auf den seidenfarbigen Gewässern schwimmen
würden. Sobald wir uns den durch die Luftspiegelung vergrößerten und verzerrten
Gegenständen nähern, nehmen sie wieder ihre natürliche Gestalt an: armselige Gebüsche,
eine dornige Distel, ein träumender Storch, ein Brunnenbalken, ein halbverfallenes Haus,
eine elende Heideschenke, das ist Alles, was von dem bewunderten Zauberbilde übrig
geblieben. Die Delibäb, die Fata morgana webt diese blendenden Zauberbilder in die
ungleich erwärmten zitternden Luftschichten.
Bald fesselt unseren Blick wieder ein.' andere Erscheinung. In einiger Entfernung
sehen wir eine Menge grauer Säulen zum Himmel emporsteigen; manche sind nach unten,
manche nach oben gespitzt. Sie nähern und entfernen sich wechselseitig untereinander, bald
rücken sie auf uns zu, bald entfernen sie sich wieder, hin und her tanzend im Kreise, bald
stoßen und zerstören sie sich einander, bald erheben sie sich wieder. Es sind Staubwirbel,
die der Wirbelwind hin und her treibt.
Zuweilen überraschen den Wanderer mitten auf der Tiefebene fern aufsteigende
Berge, doch verschwinden sie wieder, es waren blos flüchtige Wolken. Nun aber steigen