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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 2

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Die Serben besitzen eine Unzahl solcher Lieder, so daß jedes Mitglied eines noch so 
großen Hauses das seine bekommt. 
Der nach Pfingsten folgende Sankt Johannistag (Ivan-äan) ist das Fest der 
Hirten. Diese verfertigen am Vorabend Fackeln aus Birkenrinde, machen dann mit diesen 
die Runde um die Schaf- und anderen Ställe, und verbrennen endlich die Fackeln unter 
Hirtenspielen. Am Abend vor dem Johannistag zünden sie ein Feuer an, führen die Mädchen 
hinaus und lassen sie über das flammende Feuer springen. Diejenige, die den Sprung ohne 
schaden gethan hat, wird als die geschickteste im Auge behalten und im nächsten Fasching 
unter die Haube gebracht. Andere zünden am Feldrain ihr Feuer an und machen mit 
Feuerbränden die Runde um die Saaten. Noch andere wählen zum Feuerplatz den Wald 
rand oder den Fuß des Berges, tanzen singend den Kolo und tragen den Feuerbrand ins 
Haus, vergraben ihn im Garten, den er vor Raupen schützt, oder unter der Saat, von 
der er den Kornbrand fernhält. Der St. Johannisabend wird mit Gesang und Kolo 
gefeiert. Man zündet Strohhaufen an, singt dazu Freudengesänge, tanzt und hüpft und 
springt einzeln über die lodernden Flammen. Die wohlriechenden Kräuter, die man auf 
das Feuer legt, vertreiben die Drachen und Teufel, damit sie der Saat nicht durch Wirbel 
stürme schaden können und die Brunnen und Quellen nicht vergiften. An manchem Orte 
wird zu diesem Zweck durch Verbrennen von Knochen, Mist und Lumpen ein übelriechender 
Qualm erzeugt, der den Teufel vertreiben soll. Auch die mit Kränzen und Glöckchen 
behängten Rinder werden an das Feuer Herangetrieben, wo man ihnen über den Flammen 
das Maul aufreißt, um sie gegen allerlei Krankheit zu feien. Die Mädchen nmtanzen 
das Feuer, welches die Hirten schüren. Wenn das Feuer lange fortbrennt, Wohl gar drei 
>vage, dann wird das Jahr gut und bringt auch viele Hochzeiten. Gesungen wird unter 
anderem das Lied: 
„St. Johann, hast Blumen, 
Deine Nacht ist Helle. 
Weil vor deinem Antlitz 
Wir dir Ehr' erweisen, 
Sei dn uns recht Helle, 
Später dann sei dunkel.' 
Jede serbische Familie hat einen Schutzheiligen, dessen Fest Slava oder 
Svecarstvo genannt wird. Am Namenstag des Schutzpatrons (ürsno imo) findet in 
dem Hause, wo das Fest gefeiert wird, ein Gastmahl statt, bei dem auch ungeladene Gäste 
ohne weiteres erscheinen und sich zwanglos mit unterhalten. Die Slava ist eines der 
Hauptfeste der Serben, nicht lärmend, aber ernst und würdig. Selbst ans großer Ferne 
eilen die ^-aniilienglieder für diesen Tag nach Hanse, um an der Slava theilzunehmen. 
Die Slavagäste nehmen, vom Hausherrn aufgefordert, Platz am schön gedeckten 
Tische, auf dem zu Ehren des Schutzheiligen eine Kerze im Küchen steckt. Der Hausherr 
greift zur Flasche und schenkt jedem Gast ein Gläschen Pflaumenbranntwein ein, das aber
	        
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