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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 2. Abtheilung

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Katharinenkapelle besonders der Tod Mariä in Kolin. Noch in der Zeit Wladislaws II. 
erfreute sich dieser Kunstzweig, wie die Überreste in Pürglitz und in der Karlshofer Stifts 
kirche erkennen lassen, großer Förderung. 
Nur ganz vereinzelt wurde musivische Arbeit zum Schmuck der Bauten verwendet; 
so ließ Karl IV. 1370 bis 1371 an der Faxade der südlichen Eingangshalle des Prager 
Doms das erst vor kurzem abgenommene Mosaik, welches außer dem jüngsten Gericht 
und den böhmischen Landespatronen den Kaiser und seine vierte Gemalin zeigte, durch 
italienische Arbeiter ausführen. 
Einen besonderen Aufschwung nahm unter den Luxemburgern auch die Buchmalerei, 
die schon zur Zeit der letzten Premysliden Tüchtiges geschaffen hatte. Rndger von Ossegg 
war als Hersteller solcher Arbeiten geschätzt, die übrigens, wie dies für das Kloster König 
saal, Brevnov und Bischof Johann IV. nachweisbar ist, auch in Frankreich und Italien 
angekauft wurden. Unter dem Einfluß baierischer Anschauungen entstand gegen Ende des 
XIII. Jahrhunderts die Velislav'schc Bilderbibel (Prag, Bibliothek des Fürsten Lobkowitz), 
die aber erst im XIV. Jahrhundert fertig wurde und sowohl durch originelle Behandlung der 
Motive als auch durch den Reiz des Zeitgeschichtlichen hervorragt. Großartiger ist die Auf 
fassung der leicht colorirten Federzeichnungen des Passionales der Äbtissin Kunigunde 
des Prager Georgsklosters, das der Canonikns Benes geschrieben und vielleicht auch 
illuminirt hat, wenn auch darin kein von der gleichzeitigen deutschen Buchmalerei sich 
abhebender Localcharakter zu Tage trat. Einen schulartigen Abschluß erlangte Böhmens 
Buchmalerei erst unter Karl IV. zunächst durch französische Muster, deren Ornamentik 
nachgeahmt wurde, während die Jndividualisirung der Figurenmalerei zurückblieb. Neben 
gleichzeitigen deutschen Einflüssen entwickelte sich auch die einheimische Richtung natur 
gemäß weiter und zeitigte in dem 1356 für das Prager Kreuzherrenkloster vollendeten 
Brevier des Großmeisters Leo sowie in dem 1376 geschriebenen Lehrbuch der christlichen 
Wahrheit des Thomas von Stitne (Prag, Universitäts-Bibliothek), in der 1388 
abgeschlossenen Bibel des Prager Altaristen Knnsso (Bibliothek des Grafen Erwein 
Nostiz-Rhinek), sowie in dem Missale des Prager Canonikns Wenzel von Radetz (Prag, 
Metropolitankapitel-Bibliothek) schöne Früchte, hinter welchen die Handwerksleistungen des 
Kaplitzer und Slovenitzer Missales (Prachatitz, Wittingauer Archiv), sowie die 1411 bis 
1414 hergestellte Leitmeritzer Bibel (Leitmeritzer bischöfliche Bibliothek, Wittingauer Archiv) 
zurückblieben. Der Einfluß der französischen Vorbilder, der schon in dem Antiphonar und 
Brevier der böhmischen Königin Elisabeth, der Witwe Wenzels II. (Raigern, Stiftsbibliothek) 
hervor getreten, machte sich besonders in dem Normte und Orotioirule des Erzbischofs 
Ernst von Pardubitz, in dem luder viotieus des Leitomischler Bischofs Johann von 
Neumarkt (Prag, böhmisches Museum) und im Missale des Olmützer Bischofs Johann
	        
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