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iNalcrei unc> Elastik i)er Renaissance, der barock- und 2>ococozcit.
Über den Werken der Tafel- und Wandmalerei der heranbrechenden Renaissance
periode waltete ein eigcnthümliches Schicksal: es hat sich ihrer verhültnißmäßig eine
geringere Zahl erhalten als ans den vorangehenden Zeiten, lind doch muß die Production
um die Wende des XV. Jahrhunderts eine immense gewesen sein, wenn wir nach der langen
Reihe von Namen, welche sich uns in den Städtebüchern und insbesondere in den Auf
zeichnungen der Maler-Confraternität erhalten haben, schließen dürfen. Aber diese Nach
richten, so willkommen sie sind, geben uns über die Entwickelung der Kunst selbst nur
geringen Aufschluß. Eine Unzahl von Künstlernamen lernt man kennen, aber keiner darunter
erfreut sich eines ruhmvollen Klanges; die Bruderschaft hält sie alle in ihrem Bann
und kennt keinen Unterschied zwischen großen und geringen Meistern, sondern nur
zwischen Ältesten und Zechmitgliedcrn. Die Ältesten brauchen eben nicht die Bedeutendsten
ihrer Kunst zu sein, wenn sie nur fromm, rechtschaffen, erfahren und sonst vertrauens
würdig sind, lind wenn sich einer von den Vielen in seiner Zeit hervorgethan hat, so fehlte
es ihm an jener Ruhmbegierde, welche anderwärts den Meister dazu bewog, seinen
Namen am Werke selbst zu verewigen.
Selbstverständlich machen sich zunächst in der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts
Einflüsse der niederländischen Malerschule geltend. Auf hervorragende Weise äußern sie
sich in den Wandmalereien einer vom Hofmeister Michael Smisek von Vrchovisk nach
dem Jahre 1485 ausgestatteten Kapelle der Barbarakirche in Kattenberg. Die Kreuzigung
Christi, Angustus und Sibylla, die Gerechtigkeit Trajans und die Begegnung Salomons
mit der Königin von Saba zeigen nahe Verwandtschaft mit ähnlichen Darstellungen der
niederländischen Malerschule und zugleich eine hohe Vollendung, wie man sie bei anderen
mehr oder weniger gleichzeitigen Wandmalereien, beispielsweise im Schlosse Blatna, in
der Burg Klingenbcrg, nicht antrifft.
Nach einer anderen Richtung macht sich der niederländische Einfluß in einer Serie
von Tafelbildern des Kreuzherren-Convents in Prag, welche um die Wende des XV. Jahr
hunderts entstanden sind, bemerkbar. Die Darstellungen der beiderseits bemalten Tafeln
haben zumeist ans den Orden Bezug. Wie sich eine Darstellungsweise traditionell wieder
holt, zeigt uns der Vergleich eines dieser Bilder, ans welchem die heilige Agnes mit dem
Großmeister, einen Kirchenbau haltend, dargestellt ist, mit der ähnlichen Darstellung des
berühmten Krenzherren-Psalters vom Jahre 1356.
Das Festhalten an alten Traditionen zeigt sich in anschaulicher Weise in den
zahlreichen Madonnenbildern, von denen einige erst dem Schlüsse des XV. und dem
Beginn des XVI. Jahrhunderts angehören. Eines der schönsten und bestcrhaltenen