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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Galizien

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sind meist schön und rührend. Bald nehmen sie für immer Abschied von der Freundin, mit 
welcher sie so viel verkehrt haben und drücken Bedauern über den Verlust der Freiheit ans, 
welche nun unwiederbringlich dahin ist, bald sprechen sie die Hoffnung aus, daß der Ehestand 
ihr Glück bringen werde und loben dabei oder necken auch den Bräutigam, Alles dies rührt 
die Neuvermählte bis zu Thränen; so singt die letzte der Brautjungfern zu ihr gewendet: 
„Wein' nicht! um's Kränzlein sei N. Dir nicht leid, 
Spcnd' eine Messe, dem Herren geweiht. 
Dem Herrn Dn Dich weih' nnd Seinem Mütterlein, 
Und fern wird Dein Lebtag das Böse Dir sein." 
Während dieses letzten Gesanges und Rundtanzes richten die Brautjunker ein 
strenges Augenmerk auf Thür und Fenster; denn es soll die „Behanbung" stattfinden. 
Also ist die Neuvermählte geneigt, davon zu laufen; allein der Marschall hat sie schon aus 
den Händen der letzten Brautjungfer in Empfang genommen und der Vicemarschall hat 
schon das Stühlchen in die Mitte der Stube gestellt. Die Braut reißt sich los, wirft den 
Schemel einmal, zweimal um; doch setzt sich der Marschall endlich selbst auf den Stuhl 
und setzt sie sich mit Hilfe des Vicemarschalls auf die Knie. So ist sie nun von der Über 
macht bezwungen und die Brautjungfern geben das Zeichen zur „Behanbung". 
Und geweint hat N. glückselig, 
Kuknk schrie, hat anfgehört. 
Was hat dir der Herr gewährt? 
Allerschönster Lohn ward mir gewähret. 
Dem Waldvöglein ward grünes Gras beschweret." 
„Nun heißt's fort, meine N., nun heißt's fort, 
Mit den Zöpfchen untcr's Kästchen; nimm die 
Haube dort! 
Kukuk hat geschrie'n beim Pfühlchen 
Und geweint hat N. am Stühlchen. 
Kukuk schrie am Baum unzählig 
Die älteste Werberin, die Starostin, ist nun zur jungen Frau getreten, hat ihr den 
Haarschmuck abgenommen und will sie behänden. In manchen Gegenden schneidet man 
der Braut den Zopf ab und legt ihn in die Haube. Bei den Lasowiaken ist dies nicht der 
Fall. Hier hebt die Starostin den Zopf in die Höhe und bemüht sich der Braut die 
Olmmotka, das heißt einen hölzernen Reif, auf den Kopf zu stecken, um welchen man 
den Zopf herumwindet, worauf man die aus ungebleichtein Zwirn verfertigte Haube 
setzt. Allein, ehe ihr dies gelingt, hat die Braut mehrere solcher lllroirrokki zerbrochen, 
nnd es wäre sicher nicht möglich, ihr den Kopfschmuck anfzusetzen, wenn der Starostin nicht 
ans ihr Bitten von den Brautjunkern dadurch geholfen würde, daß sie die Hände der 
Braut festhalten. Über die Haube hat die Starostin endlich das weiße Tuch gelegt, wie es 
die Frauen zu tragen pflegen und damit ist die Ceremonie der „Behanbung" vollendet. 
Allerdings äußert der Marschall singend, daß die Starostin die Braut „schief behaubt" 
habe, allein sie schenkt dem keine Aufmerksamkeit; sie antwortet ihm ebenfalls singend, 
daß die Braut dessenungeachtet eine Frau und der Bräutigam ihr Mann sei. Endlich stellt 
sie sich mit der Braut vor die Musik hin nnd erzählt singend, sie sei ans dem Jahrmarkt
	        
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